Ein Viertel der Bevölkerung in Österreich und knapp die Hälfte der Einwohner Wiens (42,9 Prozent) haben einen Migrationshintergrund. Besonders um die Gunst dieser Bevölkerungsschicht bemüht sich seit jeher die Partei der Grünen. Man könnte also glauben, dass auch der neu von Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) ins Leben gerufene Klimarat besonders „divers“ ist.

Klimaschutzministerium sieht Gesellschaft abgebildet

Aber weit gefehlt: Betrachtet man das offizielle Pressematerial des Klimarates, wimmelt es unter den 84 von ursprünglich 100 geplanten Teilnehmern nur so von „Grubers“ und „Hubers“. Pfeifen die Migranten etwa auf das Gewessler-Gremium, dessen Teilnehmer von der Statistik Austria im Zufallsprinzip ausgewählt und freiwillig zur Mitarbeit gebeten worden sind?

Gewessler-Ministerium dementiert entschieden

„Nein“, heißt es vonseiten des Umweltministeriums auf „eXXpress“-Nachfrage. „Der Klimarat spiegelt die österreichische Bevölkerung wider, was die Merkmale Wohnort, Alter, Geschlecht, Bildung, Herkunft und Einkommen anbelangt“, lässt uns das Gewessler-Ministerium wissen. Es sei hervorragend gelungen, ein demografisches Abbild der österreichischen Bevölkerung im Klimarat zu schaffen. Elf der ursprünglich 100 Klimaräte seien Menschen mit Migrationshintergrund.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen (r.) mit Ministerin Leonore Gewessler im März bei einer Sitzung des Klimarates - damals herrschte noch eine strenge Maskenpflicht auch außerhalb von WienAPA

„Ursprünglich“ – ein Wort das Journalisten misstrauisch machen sollte, besonders wenn es von der Politik kommuniziert wird. Denn wir wissen: Es sind ja gar keine 100, sondern lediglich 84 Bürger, die sich schlussendlich für die Teilnahme am Klimarat entschieden haben. Wir fragen noch einmal nach beim Klimaschutz-Ministerium, wie viele der tatsächlichen Teilnehmer Migrationshintergrund haben. Das könne man uns nicht genau sagen, da die Daten von der Statistik Austria stammten, heißt es von Gewesslers Team.

Wir blicken auf die Teilnehmer-Liste und stellen fest: Die Vor- und Nachnamen der klimainteressierten Bürger klingen bis auf wenige Ausnahmen alle „typisch österreichisch“. Von den elf Teilnehmern mit Migrationshintergrund fehlt bei genauer Betrachtung jede Spur.

Gewessler will von der Wahrheit nichts wissen

Und auch ein Blick ins Bilder-Archiv des Klimarates zeigt auf, dass es sich beim Gewessler-Gremium vielmehr um eine österreichische Wandergruppe als um ein buntes „Multi-Kulti“-Seminar handelt. Das legt den Verdacht nahe, dass die Migranten zwar per Zufallsprinzip ausgewählt wurden, aber sehr wohl auf Gewesslers Klima-Gremium pfeifen – auch wenn es die Ministerin nicht wahrhaben möchte.

Es scheint so, als würden sich Johann und Maria mehr für den Klimaschutz interessieren als Ahmed und Aleyna..

Der Klimarat: 100 zufällig ausgewählte Menschen von denen 84 auch tatsächlich teilnahmen, hatten seit Jänner in zehn Arbeitsgruppen mehrere mögliche Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität im Jahr 2040 erarbeitet. Das Projekt war von Klimaschutz-Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) ins Leben gerufen worden.