Wer das restaurierte Parlament seit seiner Wiedereröffnung besichtigt hat, der kennt auch das Musikinstrument im Empfangssaal. Lange wird der Bösendorfer-Flügel der Marke Secession dort allerdings nicht mehr stehen.

Der Mietvertrag für das Klavier soll nicht mehr verlängert werden, berichtet der „Kurier“. Das hat Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) nun beschlossen. Nach anhaltender Kritik hat er offensichtlich genug und will sich weitere Debatten nicht mehr antun.

Ursprüngliche Parlamentspläne des Architekten sahen einen Klavierflügel vor

Seit das Haus am Ring seine Pforten wieder öffnete, wollte die Kritik am Bösendorfer-Flügel mit seiner vergoldeten Innenseite nicht abreißen. Vor allem über die monatliche Miete von 3000 Euro empörten sich die vier anderen Parteien, und über den Umstand, dass Sobotka diese Entscheidung eigenmächtig getroffen habe. Sobotka ist selbst leidenschaftlicher Musiker und Dirigent. Er sei seinen eigenen Vorlieben gefolgt, wurde ihm vorgehalten.

Nur noch kurze Zeit wird es den Flügel bei Führungen zu besichtigen geben.APA/HANS KLAUS TECHT

Der Nationalratspräsident hat die Entscheidung stets verteidigt. Er verwies etwa auf die ursprünglichen Pläne des Parlamentsarchitekten Theophil Hansen, der so ein Klavier vorgesehen hatte. Sobotka hat demnach dessen Wunsch rund 150 Jahre später verwirklicht. Der Flügel sei auch nicht nur für Konzerte im Parlament gedacht gewesen, sondern als österreichisches Kunstobjekt.

In Summe 1,8 Millionen Euro für Kunstwerke im Parlament

Das konnte die Kritiker nicht umstimmen. Um gegen die „dekadente Abgehobenheit des Parlaments“ zu protestieren, hat sich einmal sogar ein Pensionist, der gleichzeitig Mitglied der Partei Wandel ist, am Flügel festgeklebt. Darüber hinaus wurde in mehreren Parlamentsdebatten über das Objekt gestritten.

Dies dürfte Sobotka letztlich dazu bewegt haben, den Mietvertrag nicht zu verlängern, wie er den Klubobleuten der fünf Fraktionen bei der Präsidiale im Parlament bereits mitgeteilt haben soll. Anscheinend will er sich weitere Debatten um das „goldene Klavier“ nicht mehr antun.

422,6 Millionen Euro hat der Umbau des Parlaments insgesamt gekostet, 1,8 Millionen Euro wurden in Kunstwerke gesteckt.