“Neun Monate nach dem brutalen Kampf um das nationale Überleben gegen die russischen Invasoren sieht Wolodymyr Selenskyj (44) müde aus und hat dunkle Ringe unter den Augen”. So beschreibt die “Financial Times” den ukrainischen Präsidenten in ihrer Begründung, warum er zur Person des Jahres gewählt wurde. Er sei ein “Aushängeschild der Demokratie”. Dass seine Kritiker das freilich nicht zuletzt wegen des Umgangs mit der Opposition anders sehen, wird seitens der “FT” nicht beleuchtet.

"Gegenbild zu Wladimir Putin"

Eigentlich möchte er lieber im Dnipro einen Karpfen fischen. Doch darauf wird er lange warten müssen. Die “FT” führt weiter aus: Er ist auch das Gegenbild des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der sich im Kreml versteckt hält und dessen Besessenheit, ein Imperium wieder aufzubauen, Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende von Menschenleben gekostet hat.

Der Lobgesang der FT

„Der Präsident der Ukraine ist zum Aushängeschild der demokratischen Welt im globalen Kampf gegen den Autoritarismus geworden, der den Lauf dieses Jahrhunderts bestimmen kann. Er ist die Personifikation des Mutes und der Widerstandsfähigkeit des gesamten ukrainischen Volkes im Widerstand gegen die russische Aggression. Selenskyj hat es verdient einen Platz in der Geschichte, indem er seine Führungsstärke und Standhaftigkeit unter Beweis stellt.”

Selenskyj feuerte Staatsanwältin, die gegen ihn ermitteln wollte

Apropos Demokratie: Aus Ärger über Verrat im ukrainischen Sicherheitsapparat hatte Selenskyj im Sommer die Chefs von Geheimdienst und Generalstaatsanwaltschaft abgesetzt. Aus diesen Behörden seien mehr als 60 Mitarbeiter in den russisch besetzten Gebieten geblieben und kollaborierten mit dem Feind, so die Begründung. Nicht ohne Brisanz in diesem Zusammenhang: die Staatsanwaltschaft hatte zuvor angekündigt, gegen den Präsidenten ermitteln zu werden.