Chaos pur: Die Taliban überrennen Kabul, und Deutsche, die sich noch immer in der Stadt aufhalten, müssen nun unter abenteuerlichen Umständen evakuiert werden. Dabei begann die Evakuierung viel zu spät: In der Nacht auf Montag wurden die ersten Deutschen – 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft – von der US-Armee nach Doha in Katar ausgeflogen. Zivile Flüge aus Kabul gab es zu dem Zeitpunkt nicht mehr. Erst am Montagmorgen, nachdem die Taliban die Stadt schon erobert haben, starteten die ersten drei Evakuierungsflüge der deutschen Bundeswehr.

Deutscher Diplomat beklagt sich über die zu späte Hilfe

Nun wurde bekannt: Die deutsche Botschaft hat schon längst um Hilfe und um Evakuierung gebeten. Doch Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) reagierte erst in allerletzter Sekunde – eigentlich viel zu spät. Die Tagesschau auf ARD erwähnt kurz einen Lagebericht aus der Botschaft in Kabul. Darin beklagt der stellvertretende Botschafter Hendrik van Thiel, dass den dringenden Appellen der Botschaft erst in dieser Woche Abhilfe geschaffen worden ist. Der Diplomat wird deutlich: „Wenn das an irgendeiner Stelle diesmal schiefgehen sollte, so wäre dies vermeidbar gewesen.“

Zu lange gezögert: Deutschlands Außenminister Heiko MaasAPA/AFÜ/POOL/Michael Sohn

Erst am Freitag kündigte Heiko Maas den Abzug eines großen Teils der deutschen Botschaftsmitarbeiter aus Kabul an – obwohl die Taliban da schon längst auf dem Vormarsch waren. Am Sonntag wurde die Botschaft schließlich geschlossen, das gesamte Personal an den militärischen Teil des Kabuler Flughafens verlegt. Das Auswärtige Amt wurde viel zu spät aktiv.

Brandgefährlicher Einsatz für deutsche Soldaten

Nun sind die Lage der verbliebenen Deutschen und der Einsatz der deutschen Soldaten hochgradig gefährlich. Am Flughafen Kabul spielen sich schon längst chaotische Szenen ab. Die Bilder von verzweifelten Afghanen, die sich an die Gangways der Flugzeuge klammern, gingen um die Welt. Es gab bereits Schüsse und Tote. Raus kommt nur noch, wer es in einen Evakuierungs-Flieger einer westlichen Armee schafft. Viel Zeit zur Flucht bleibt nicht mehr.