Es gibt aktuell zwei große Themen, über die jeder spricht: Corona und den Klimawandel. Während die Welt gerade von Österreich bis China mit schrecklichen Unwetterkatastrophen wie Hochwassern und Tornados zu kämpfen hat und Bewegungen wie Fridays for Future und Co., hochprominent besetzte Klimagipfel und weitere Initiativen aufzeigen, wie sich die Welt auch und vor allem durch unser Zutun verändert, wirft ein 1-Zentimeter-Fund aus dem Gailtal in Österreich nochmal ein interessantes Licht auf das brandaktuelle Thema Klimakrise – dieses ist nämlich womöglich gar nicht so “jung” wie wir denken.

Im Karbonzeitalter stand das heutige Österreich großflächig unter Wasser. Wo es "Land" gab war vor allem die Flora ausgeprägt, die vielfältigste Fauna fand sich nicht an Land, sondern im Wasser. Symbolbild / Science Source

Wer in Geschichte gut aufgepasst hat, der weiß, dass die “Ära Mensch” ja erst einen klitzekleinen, kurzen Bruchteil der “Lebensdauer” unserer Erde ausmacht. Lange vor unserer Zeit sah der blaue Planet auch noch völlig anders aus, angefangen davon, dass es damals nicht viele Kontinente, sondern einen einzigen, großen Urkontinent Pangea gab, auf dem sich langsam Leben entwickelte – wir kennen machen diese Zeit vor allem grob als Urzeit und Herrschaftszeitalter der Dinosaurier fest. Tatsächlich war diese Zeit sehr lang und wieder in einzelne Zeitalter unterteilt, und besonders eine davon war von drastischen Klimaveränderungen geprägt: die Karbonzeit. Damals bildeten sich an den Polen immer wieder Eiskappen und der Meeresspiegel fiel dramatisch ab. Das wirkte sich natürlich auch auf die Fauna und Flora aus – so wie wir heute, rund 325 Jahrmillionen später, den Klimawandel zu spüren bekommen.

Die Haizähne des Cladodus gailensis. Via Feichtinger, Ivanov, Winkler, Dojen, Kindlimann, Kriwet, Pfaff, Schraut & StumpfJournal of Vertebrate Paleontology_2021

Besonders betroffen von dieser krassen Klimaveränderung waren unter anderem Haie, deren Lebensraum sich im heutigen Österreich erstreckte. Darauf deuten zumindest Studienergebnisse hin, die ein österreichisches Forschungsteam um Iris Feichtinger vom Naturhistorischen Museum Wien nun ausformuliert haben. Konkret bedeutet dies, dass die Klimaveränderungen schon kurz vor der ersten großen Vereisung zu einem ersten Massenaussterben unter den Ur-Haien führten.

Nach einer kurzen Erholungsphase folgte eine zweite drastische Aussterbenswelle. Nach dem Höhepunkt der Vereisung führte jedoch das Schmelzwasser der abtauenden Eisschilde zur Bildung neuer Lebensräume, die sogleich Süßwasserhaie als neuen Lebensraum nutzen. „Obwohl sich die im Meer lebenden Haie nur langsam erholten, begannen sich die Süßwasserhaie rasch in den Flüssen und Seen der Kontinente auszubreiten, was zu einer deutlichen Zunahme der Diversität führte“, so Iris Feichtinger.

Die ältesten Haizähne Österreichs geben Hinweis auf eine globale Klimakrise vor 325 Millionen JahrenNHM Wien

Klimaschwankungen sind also beinahe so alt wie die Erde selbst. Das ist freilich nichts Neues, doch die Erkenntnisse aus der neuen Studie aus Österreich werfen nochmal ein neues Licht auf die direkten Auswirkungen der “urzeitlichen Klimakrisen”. Die österreichischen Forscher untersuchten nämlich äußerst seltene Funde, die zwischen 1989 und 2015 in den Karnischen Alpen gefunden wurden: Haizähne. Diese enthüllten nicht nur, dass zumindest einer der Zähne zu einer neuen, bislang unentdeckten prähistorischen Hai-Art gehörte, sondern illustrieren auch auf eindrucksvolle Weise den Einfluss der bewegten Klimageschichte vor mehr als 300 Millionen Jahren auf die Tiere.

Den neuen Austro-Hai aus der Urzeit taufte das Team um Iris Feichtinger übrigens nach dem Ort des Fundes im Gailtal “Cladodus gailensis”. Analysen zufolge war er auch alles andere als ein kleiner Hai – der Urzeithai könnte drei bis vier Meter gemessen haben. (red/APA/OTS)