Annalena Baerbock begann 2009 ihr Doktoratsstudium an der Freien Universität Berlin, 2013 erklärte sie, es sei “in den letzten Zügen”, zwei Jahre später brach sie es schließlich ab. Gekostet hat das den Steuerzahler mehr als 40.000 Euro, wie nun die deutsche Zeitung “Der Tagesspiegel” herausfand.

Für insgesamt 39 Monate hat Baerbock von der parteinahen Heinrich-Böll-Stiftung monatlich 1050 Euro für die Fertigstellung ihrer Arbeit erhalten. “Lebenserhaltungsstipendium für Promovierende” nannte sich die Unterstützung. Die Böll-Stiftung finanziert sich überwiegend aus Mitteln des Bundes. Die Mittel für die Begabtenförderung fließen regelmäßig vom Bildungsministerium.

Normalerweise lösen Neuorientierungen einen Studienabbruch aus, aber wohl eher nicht bei Baerbock

Anders als Baerbock schließen die meisten in Deutschland geförderten Dissertanten ihre Doktoratsarbeit auch ab. Deutschlands größtes Begabtenförderungswerk, die Studienstiftung des deutschen Volkes, verweist auf eine Abschlussquote von 96 Prozent.

Der Pressesprecher der Böll-Stiftung Michael Álvarez Kalverkamp verweist auf Neuorientierungen und Familiengründungen, die zu einem Abbruch eines Promotionsstudiums führen können. Im Falle von Baerbock dürfte das kaum ausschlaggebend gewesen sein. Sie begründete den Abbruch mit ihrem Bundestagsmandat, das sie bei der Wahl 2013 erhalten hatte. Darauf wollte sie sich künftig konzentrieren. Allerdings hatte Baerbock eben jenes Mandat schon seit 2009 angestrebt, zunächst als Direktkandidatin, wie auch der “Tagesspiegel” unterstreicht. Eine Neuorientierung sieht anders aus. Baerbock hat das Geld nie zurückgezahlt – wozu sie rechtlich auch nicht verpflichtet ist. Die verflossenen Steuergelder stoßen dennoch sauer auf.

Baerbocks Thema ihrer bereits fast fertigen Dissertation gibt bis heute Rätsel auf

Was Baerbock genau in diesen Jahren an der Universität Berlin getan hat, ist noch unklar. Der Böll-Stiftung zufolge ist sie allen ihren Pflichten damals nachgekommen. Hier wäre es interessant zu wissen, wie ein Stipendiat seine Leistungen nachweist. Auch ob die Stiftung über Baerbocks Dissertationsthema Bescheid wusste, konnte bis Redaktionsschluss nicht geklärt werden.

Über “Naturkatastrophen und humanitäre Hilfe” wollte Baerbock nämlich promovieren – wie auf der Homepage des Bundestags nachzulesen war und ebenso in einem Artikel aus dem Jahr 2013, der ebenfalls im “Tagesspiegel” erschienen ist. Warum das höchst mysteriös ist, hat der eXXpress bereits vor einigen Wochen erklärt: Eine Dissertation zu eben diesem Titel wurde tatsächlich im Jahr 2012 an der Freien Universität in Berlin abgeschlossen, also genau an jener Uni, an der Baerbock immatrikuliert war. Allerdings war der Verfasser Matteo Garavoglia, ein Experte für Rhetorik und Interkulturelle Kompetenz. Der Titel: “Humanitarian Aid and Natural Disasters: A Study of Selected European Countries”

Triviale Erklärungen für die Gleichheit der Titel scheiden aus

Einige triviale Erklärungen für diese Koinzidenz scheiden aus. Manche meinen, Annalena Baerbock und Matteo Garavoglia hätten eben gemeinsam an der Uni ein Forschungsprojekt betrieben. Dem widerspricht aber Garavoglia. Gegenüber dem eXXpress erklärt er: “Ich habe noch nie mit Frau Baerbock gesprochen oder sie getroffen. Daher habe ich leider auch keine Ahnung, worum es in dieser Angelegenheit gehen könnte.”

Die andere Möglichkeit: Es ist schlicht ein Zufall. Es gibt eben mehrere Doktoratsarbeiten zu diesem Thema, so auch an der Uni Berlin. Diese Erklärung ist aber ebenfalls nicht glaubhabt. Eine Suche in der Datenbank der deutschen Unis hat ergeben: Garavoglias Werk ist die einzige Dissertation, die je zu diesem Thema an einer deutschen Universität verfasst worden ist. Sollte das also ein Zufall sein, so würde das bedeuten: Die einzige weitere Dissertation zu Baerbocks Promotionsthema ist ausgerechnet an jener Uni und zu jener Zeit fertig gestellt werden, in der auch die jetzige Grünen-Spitzenkandidatin dort immatrikuliert war. An solche Zufälle glaubt man nicht wirklich.

Bemerkenswert: In damaligen “Tagesspiegel”-Artikel von 2013 ging Baerbock auch auf ihre Dissertation ein und sie erwähnte dabei ein Fallbeispiel, das auch bei Garavoglia vorkommt: den Zyklon in Myanmar, der im Jahr 2008 rund 80.000 Menschen das Leben gekostet hat. Zufälle gibt’s. . .