Gefeiert wie ein Pop-Star

Genannt „Baradar der Schlächter“ (53) soll nun laut Insidern die Führung in Afghanistan übernehmen. Er war bereits der Vize von Ex-Chef Mullah Omar. Dessen Unterstützung für den Terror-Paten Osama Bin Laden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 führte letztlich zur Invasion Afghanistans.

Wurde feierlich in Afghanistan empfangen: Taliban-Gründer Barder (53)AFP
Nach 20 Jahren im Exil wurde der "Schlächter" feierlich in Empfang genommen
Barder könnte nun die Führung der Taliban übernehmen

Wahre islamische Herrschaft

„Unser Land wurde befreit und die Mudschaheddin haben in Afghanistan gesiegt“, sagte ein islamistischer Kämpfer dem TV-Sender Al Jazeera.

Laut eigener Aussage wollen die Taliban in Afghanistan eine „wahre islamische Herrschaft“ im Rahmen des Scharia-Rechts aufbauen, nach der sich auch Frauen richten sollen. Die Bewegung sagte, dass man Frauen bestimmte Rechte gewähren würde, anders als noch vor 2001.

Afghanistan gilt als eine der Haupt-Terrorbrutstätten Südasiens.APA/GiO

Wer sind heute die Anführer der Taliban?

Mullah Haibatullah Achundsada: Seit 2016 Anführer der Taliban

Als „Anführer der Gläubigen“ bekannt, ist Haibatullah Achundsada oberster Anführer der Taliban. In allen politischen, religiösen und militärischen Entscheidungen hat der islamische Gelehrte und Prediger das letzte Wort. Mullah Achundsada übernahm die Rolle 2016, als sein Vorgänger Mullah Mansur Achtar bei einem US-Drohnenangriff getötet wurde. Seine Ernennung wurde als Zeichen dafür gewertet, dass er vor allem als ideologische Führungsfigur und weniger als militärischer Kommandeur der Taliban dienen sollte. Nach Achtars Tod hatte es bei den Taliban zunächst einen Machtkampf auf Führungsebene gegeben.

Mullah Haibatullah Achundsada
Er führt die Taliban seit 2016 an. Haibatullah Achundsada soll etwa 60 Jahre alt sein. Sein Aufenthaltsort sei Angaben von Al Jazeera zufolge unbekannt. Aiman al-Sawahiri, Anführer des Terrornetzwerks Al-Kaida, hatte Achundsada 2016 zum „Emir der Gläubigen“ erklärt, was zentral für die Sicherung seiner Macht über die Taliban gewertet wird.

Mullah Jakub: Sohn des Taliban-Gründers

Im Rahmen des Machtkampfs wurde Mullah Jakub, Sohn des Gründers Mullah Omar, als oberster Anführer der Taliban vorgeschlagen. Er soll sich dann allerdings für Haibatullah Achundsada eingesetzt haben, weil er selbst noch zu jung sei und nicht über genügend Erfahrung im Kampf verfüge, berichtet Al Jazeera unter Berufung auf einen Taliban-Kommandeur.

Abdul Hakim Hakkani Leiter des Verhandlungsteams

Seit 2020 ist Mullah Jakub Chef der einflussreichen Militärkommission der Taliban, die das Netzwerk der Milizen steuert. Doch seine genaue Rolle in den Rängen der Taliban ist unklar. Durch seinen Namen wird ihm eine einigende Wirkung der weitverzweigten Taliban-Bewegung nachgesagt. Andererseits könnte seine Ernennung zum Chef der Militärkommission lediglich symbolische Gründe gehabt haben, mutmaßen Fachleute. Mullah Jakub soll in seinen 30er Jahren sein.

Siradschuddin Hakkani: Stellvertretender Anführer der Taliban und Leiter des Hakkani-Netzwerks

Er führt das Hakkani-Netzwerk an, das für zahlreiche Terroranschläge in Afghanistan verantwortlich gemacht wird und das Vermögen sowie militärische Mittel der Taliban jenseits der Grenze zu Pakistan überwacht. Die Organisation gilt als Bestandteil der Taliban. Siradschuddin ist der Sohn des berüchtigten Dschihadisten Dschalaluddin Hakkani und zudem stellvertretender Chef der Taliban.

Gründer und politischer Kopf der Taliban: Mullah Abdul Ghani Bardar

In Kandahar aufgewachsen, trat Abdul Ghani Baradar Ende der 70er-Jahre erstmals als Aufständischer in Erscheinung, während der Invasion durch die Sowjetunion. Inmitten des Bürgerkriegs in Afghanistan, der der Besatzung folgte, gründeten er und Mullah Omar Anfang der 90er-Jahre die Taliban.

Nach der US-geführten Invasion und dem Sieg über die Taliban 2001 gehörte Mullah Baradar mutmaßlich zu einer kleinen Gruppe innerhalb der Miliz, die dem afghanischen Interimspräsidenten Hamid Karsai eine Vereinbarung vorschlugen, die eine Anerkennung der Regierung in Kabul durch die Taliban vorgesehen hätte.

2010 wurde Baradar in Pakistan verhaftet. 2018 wurde er auf Druck der USA freigelassen und nach Katar überführt. Dort steht Baradar dem politischen Büro der Taliban vor, für das er im Februar 2020 die Unterzeichnung des unter dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump verhandelte Abkommens von Doha verantwortete.