Am Wochenende versprach Musk per Tweet: “Alle, die aus geringfügigen und zweifelhaften Gründen gesperrt wurden, werden aus dem Twitter-Gefängnis freikommen.” Er zeigte sich zudem offen dafür, für Tweets die Begrenzung auf 280 Zeichen aufzuheben. Auch fand er es eine gute Idee, wenn Nutzer die Wahl zwischen verschiedenen Versionen des Dienstes haben könnten: “Wie eine Alterseinstufung im Kino.”

Allerdings wird alles nicht ganz so schnell gehen.

Musk: Redefreiheit auf Twitter zu sehr eingeschränkt

Musk will ein neues Gremium schaffen, das sich mit kontroversen Inhalten befasst. Bevor ein solcher Rat zusammentrete, werde es keine großen Entscheidungen zur Inhalte-Politik oder der Wiederherstellung von Accounts geben, schrieb er bei Twitter. Damit wäre auch die von Musk in den vergangenen Monaten ins Gespräch gebrachte Freischaltung des Accounts von Ex-Präsident Donald Trump nicht umgehend zu erwarten. Musk hatte die permanente Sperre von Trump im Mai als “moralisch falsch und einfach nur dumm” kritisiert. Zudem kündigte er an, “lebenslange” Sperren von Nutzern generell abschaffen zu wollen.

Ex-US-Präsident Donald Trump wurde dauerhaft von Twitter gesperrt – was Elon Musk kritisierte.Brandon Bell/Getty Images)

Generell hatte Elon Musk oft kritisiert, bei Twitter werde die Redefreiheit zu sehr eingeschränkt. Er sprang auch auf eine Beschwerde aus dem rechten politischen Spektrum auf, wonach Twitter im Sinne “der Linken” zensiert werde. “Ich werde das prüfen”, schrieb er. Twitter solle keine der Seiten bevorzugen.

Kritik an Demokraten und US-Präsident Joe Biden

Der Online-Dienst fährt seit Jahren einen strikten Kurs gegen falsche Informationen zu Wahlen – und vor allem Trump-Anhänger sprechen von Zensur. Musk solidarisierte sich zuletzt politisch mit der weiter von Trump beherrschten Republikanischen Partei. Die Demokraten von US-Präsident Joe Biden seien zur “Partei der Spaltung und des Hasses geworden”, schrieb er im Mai auf Twitter.

Nicht wirklich gut zu sprechen ist Elon Musk auf US-Präsident Joe Biden und dessen Anhänger.APA/AFP/SAUL LOEB

Laut Medienberichten sollten auch umgehend Stellenstreichungen bei Twitter eingeleitet werden. Der Finanzdienst Bloomberg schrieb, Musk habe Software-Entwickler des von ihm geführten Elektroautobauers in die Twitter-Zentrale geholt, um den Programmcode der Plattform zu begutachten. “Business Insider” berichtete, Musk sei in internen Profilen mit dem Titel Firmenchef aufgetaucht. Zuvor war bereits berichtet worden, er wolle den Posten zusätzlich zum Spitzenjob unter anderem bei Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX übernehmen.

Wenige Informationen dringen nach außen

Musk hatte am Donnerstag die rund 44 Milliarden schwere Übernahme des Online-Dienstes abgeschlossen. Offizielle Angaben zum Geschehen bei Twitter blieben seitdem weitgehend aus. Auch die Entlassung von Top-Managern rund um den bisherigen Chef Parag Agrawal wurde zunächst nur über Medienberichte bekannt. Details zu seinen Plänen für die Twitter-Zukunft nannte Musk bisher ebenfalls nicht. Das könnte auch so weitergehen: Mit dem Kauf nimmt Musk Twitter von der Börse und muss danach nicht mehr über die Entwicklung des Geschäfts informieren.