Gründe für die steigenden Ölpreise gibt es mehrere. Einer davon ist, dass die Ölnachfrage deutlich anstieg, seit die Corona-Beschränkungen weltweit gelockert wurden und damit die Flug- und Schifffahrt aber auch die Industrie wieder Richtung Normalbetrieb steuern. So wird von der Internationalen Energieagentur geschätzt, dass die Öl-Nachfrage allein im Juni um zwei Millionen Fass gestiegen ist. Gleichzeitig befürchtet man einen neuerlichen Stillstand der Wirtschaft in den Schwellenländern, der aufgrund der Delta-Variante nicht ausgeschlossen werden kann.

Auf der anderen Seite schwelt am Ölmarkt die Angst, die USA und der Iran finden eine Einigung in Sachen Ölabkommen. Das könnte zu einer Flutung des Marktes und damit zu einem massiven Drücken des Preises führen. Schätzungen zufolge könnten dann 1,2 Millionen Fass Rohöl pro Tag auf den Weltmarkt geschüttet werden.

Harte Verhandlungen stehen bevor

Für die Vertreter der OPEC liegen also schwierige Entscheidungen. Soll man weiterhin weniger Öl fördern als möglich wäre oder mehr auf den Markt bringen, um so schnelles Geld zu erwirtschaften? Gleichzeitig zu den wirtschaftlichen Auswirkungen dürfen bei diesen Fragen die politischen Interessen der Parteien nicht außer Acht gelassen werden.

Allein der Vergleich Russland zu Saudi-Arabien zeigt die immensen Unterschiede. Russland braucht 40 Dollar pro Fass, die Saudis 80 Dollar, um den jeweiligen Staatshaushalt zu balancieren. Wenig verwunderlich, dass die Russen also schneller mehr fördern wollen, die Araber jedoch eher auf der Bremse stehen.

Streit zwischen den Golfstaaten blockiert die Verhandlungen

Angesichts des erwarteten Wirtschaftsaufschwungs und der weiterhin bestehenden Corona-Risiken plant OPEC+ grundsätzlich, die Produktion von August bis Jahresende stufenweise anzuheben. Eigentlich wollten sich die 23 Länder schon am Donnerstag auf die Förderpolitik ab August einigen. Doch ein Disput zwischen dem Ölriesen Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten verhinderte eine Lösung. Während die Saudis für eine vorsichtige Linie eintreten, wollen die Emirate die Förderung kräftig anheben.

Ein am Donnerstag ausgearbeiteter Vorschlag sah vor, die tägliche Fördermenge von August bis Dezember um monatlich je 400.000 Barrel anzuheben. Dazu hatte sich auch Russland bereit erklärt, wie die russische staatliche Agentur Tass berichtete. Der Streit zwischen den Golfstaaten kam aber dazwischen. Größter Unsicherheitsfaktor ist der Fortgang der Corona-Pandemie, der auch für die Entwicklung der Rohölnachfrage entscheidend ist.

So konnte man sich nach zwei zähen Verhandlungstagen nicht einigen – am Dienstag geht es in die nächste Runde.