Die Mehrheit der Österreicher hat Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg. Viele glauben, dass ihre Kinder mit weniger auskommen werden müssen als sie selbst. Immer stärker tritt das Phänomen der Helikopter-Eltern in den Vordergrund. Helikopter-Eltern bilden mit ihren Kindern gemeinsam Kampfverbände, die zum Ziel haben, den Nachwuchs wettbewerbsfähig, „zukunftsfit“ und durchsetzungsstark zu machen. In Zeiten, die das Prinzip „homo homini lupus“ beherrscht, in denen der Kampf jeder gegen jeden auf der Tagesordnung steht, wird danach getrachtet, die Kinder massiv mit Bildungskapital aufzurüsten. Bildung heißt aber heute nicht, sich mit Goethe, Schiller, Beethoven, Wagner, Nietzsche oder Heidegger auseinanderzusetzen.

Bildung wird heute knallharten Nützlichkeitskriterien unterworfen. Ziel der Drillausbildung in den postmodernen Schulen ist es, Computer-Nerds zu produzieren, die in den sogenannten MINT-Fächern brillieren und später der oberflächlichen Selbstdarstellungs- und Selbstvermarktungslogik einer „performativen Ökonomie“ gerecht werden können, in der der Leistungsverkauf vor der Leistungserbringung kommt.

Anstelle von humanistischen Volksvertretern sind Egozentriker am Werk

Dass dieserart völlig gefühllose, anästhetische Konformisten erzeugt werden, seelenlose Wesen, die ohne einen Funken Empathie ihre persönlichen Erfolgsgeschichten verfolgen, zeigt sich in den letzten Monaten exemplarisch an den lächerlichen Nippes-Figuren, die über die Vorderbühne der österreichischen Politik taumeln. Anstelle von humanistischen Volksvertretern sind hier Egozentriker am Werk, für die Worte wie Gemeinwesen, Solidarität oder gar Selbstlosigkeit nichts als verstaubte romantische Versatzstücke einer Vergangenheit sind, in der man noch geglaubt hat, dass Ehre, Aufrichtigkeit, Stil und Mut Kennzeichen eines guten und wertvollen Lebens sind. Wie einfältig und töricht.

Dieser dekadenten politischen Kaste fügt sich harmonisch eine Medienkultur hinzu, die, geistlos, bösartig, käuflich und unpolitisch ist. Dementsprechend werden nicht mehr die großen gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit, wie der Erhalt der bürgerlichen Freiheitsrechte während einer Pandemie, die ökonomische und kulturelle Spaltung der Gesellschaft, die verheerende Inflation und ihre Folgen für die Armen und der aufkommende immer aggressiver werdende Ökototalitarismus diskutiert.

Anstelle dessen beschäftigt man sich überwiegend damit, politische Akteure wollüstig auf der persönlichsten aller Ebenen zu sezieren und zu desavouieren. Anstelle des fachkundigen und um Verständigung bemühten Diskurses sind Angriffe ad hominem getreten, die alleine die persönliche Abwertung, Ausgrenzung und Auslöschung von unliebsamen Akteuren zum Ziel haben. Man kann froh sein, dass den Betreibern dieser destruktiven Diskurse nicht die Machtmittel und Praktiken einer mittelalterlichen Justiz zur Verfügung stehen.

Pilz hat sich am Ende selbst vernichtet

In einer Gesellschaft, die von Ängsten der unterschiedlichsten Art durchseucht ist, gedeiht das Ressentiment besonders prächtig. Dominant ist heute die Angst, für eine abweichende Meinung oder für die Zugehörigkeit zu einer ungeliebten Gruppe abgestraft oder gar sozial vernichtet zu werden. Ein typisches Beispiel für eine Pressuregroup, die mit der persönlichen Desavouierung von Menschen und Hasskommentaren Politik zu beeinflussen versucht, sind die Alttrotzkisten.

Ihre Strategie war es immer, sich in Parteien und Medien einzuschleichen und diese von innen auszuhöhlen und umzudrehen. Der bekannteste von ihnen ist Peter Pilz. Ihm ist es gelungen, die Grünen eine Zeit lang auf einen strammen Linkskurs zu trimmen. Sein akademischer Lehrmeister an der Universität war übrigens Alexander van der Bellen.

Beinahe hätte es Pilz geschafft, die Grünen zu vernichten, am Ende hat er sich selbst vernichtet und geifert heute, wie einst der Basilisk aus seinem mittelalterlichen Brunnen, Gift und Galle in die Welt. Der Höhepunkt seiner rezenten Unappetitlichkeiten, die Herabwürdigung der neuen Generalsekretärin der ÖVP, Laura Sachslehner. Über Twitter ließ er launig verlauten, dass wenn er dem Specht, der am Baum vor seinem Haus lebt, den Namen „Sachslehner“ zuruft, dieser einen Lachkrampf bekommt und davonfliegt. Diese Geschichte ist nicht nur widerlich, sondern auch unwahr. In Wirklichkeit ist der Specht weiblich und fliegt deshalb schreiend davon, weil er Angst hat, dass ihm die schwielige Hand eines alten weißen Mannes unter die Federn fährt.

Mehrheit der Österreicher will Ruhe und Ordnung

Die Kommunikation von Pilz ist aber typisch für die vieler Vertreter linker Extrempositionen, die durch verbale Brachialangriffe versuchen, Menschen an der freien Meinungsäußerung zu hindern. Vor allem die Ängstlichen und Schwachen werden so gezwungen, ihre Gemütsbewegungen und Affekte in sich hineinzufressen. Der kleine Mensch, der täglich Unrecht erdulden muss und der gleichzeitig zu ohnmächtig ist, gegen seine Peiniger aufzubegehren, der vergiftet systematisch seine Seele. Weil er seine Racheaffekte „runterschlucken“ muss, wird er zum verbissenen Hasser der Mächtigen. Die letzte Stufe dieses Steigerungsspiels ist der blanke Hass, der die Vernichtung des Gegners will.

Laura Sachslehner ist eine selbstbewusste, kluge und durchsetzungsstarke junge Frau. Sie wird über die einfältige und sich selbst entlarvende Spechtparabel des Peter Pilz lachen und zur Tagesordnung übergehen. Bei Gegnern einer Corona-Impfpflicht, überwiegend kleine Leute aus den Mittel- und Unterschichten, von denen Teile protestierend durch die Straßen ziehen, werden die erniedrigenden Herablassungen und Drohungen, die man ihnen aus den Bildungsschichten entgegenschleudert, nicht so souverän aufgenommen.

Wer fordert, sie von den Straßen Wiens mit Wasserwerfern wegzuspritzen, der muss wissen, dass er das Ressentiment gegen den Staat und den Hass gegen die Obrigkeit in diesen Gruppen befördert und zur Eskalation der Lage beiträgt. Die Mehrheit der Österreicher will aber Ruhe und Ordnung. Die Politik und die Medien sollten, anstelle die Lage unverantwortlich anzuheizen, einen anderen Ton anschlagen. Sonst wird es krachen. Und das wollen weder die Wählerschaft der Parteien noch die Leser der Boulevardzeitungen.