Die Linken können jubeln, denn der Dämon ist ausgetrieben, Sebastian Kurz ist weg. Seit Jahren haben sie ihn gehetzt, verleumdet, beschimpft, Maßstäbe an ihn angelegt, die für sie selbst niemals gegolten haben und gelten werden. Exemplarisch dafür die Inseratenaffäre. Seit Jahrzehnten weiß man, dass der Boulevard die Politik systematisch erpresst. Wagt ein Minister oder ein Wiener Stadtrat, sein Inseratenbudget nur um einen Mikrobetrag zu kürzen, wird er erbarmungslos runtergeschrieben. Bevor dies passiert, werden Spitzenpolitiker prophylaktisch bedroht oder von Jubelmeldungen abhängig gemacht.

Wenn Spitzenpolitiker "süchtig" nach positiver Berichterstattung sind

Christian Kern, der gescheiterte SPÖ-Vorsitzende, hat sich sogar öffentlich als süchtig nach positiver Berichterstattung geoutet und damit die fetten Transfers an den Boulevard aus den roten Ministerien seiner Regierung gerechtfertigt. Wer als Politiker in Österreich eine gute Presse haben will, der muss bezahlen, dass weiß heute jedes Kind. Seit es aber Sebastian Kurz gibt, stellen gerade die Medien, die seit Jahrzehnten von diesen Geschäften profitieren, es so dar, als hätte er diese widerlichen Inseratengeschäfte erfunden. Vor seiner Wahl zum Vorsitzenden der Wiener SPÖ, die er hauchdünn gegen seinen linken Kontrahenten Andreas Schieder gewann, mehrten sich die positiven Artikel über Michael Ludwig in bestimmten Boulevardmedien. Was dahinter steckt, kann man nur mutmaßen. Aber bemerkenswert ist es durchaus.

Für Kurz galten von Anfang an andere Regeln

Überhaupt scheinen für Sebastian Kurz andere Konventionen, Regeln und Normen von Anfang an gegolten zu haben. Während sich der linksliberale Journalismus über jeden Nazi-Vergleich, der mit Bezug auf den linksradikalen Aktivismus, zum Beispiel die Antifa, hergestellt wird, wutschnaubend exaltiert, durfte der deutsche öffentlich-rechtliche Staatsclown Böhmermann den Österreichischen Kanzler ungestraft, ja sogar bejubelt, als „Baby-Hitler“ bezeichnen. Und die Sudelkampagne gegen Konservative geht auch gleich nach dem erfolgreichen medialen Staatsstreich gegen Kurz weiter. Nun wird der neue Innenminister Gerhard Karner von den linken Twitter-Narren in die direkte Nachfolge des Austrofaschismus gestellt, weil sich in seiner Heimatgemeinde ein Dollfuß-Museum befindet. Der Standard schreibt, dass Gerhard Karner als Bürgermeister dieses Museum „betreibt“, dabei gab es das Museum schon lange bevor er Bürgermeister des Ortes wurde. Er hat es einfach geerbt. Im Standard wird er gleich zum Betreiber der Einrichtung und zum glühenden Dollfuss-Verehrer stilisiert. So geht linksliberale Presse.

Die LGBTQ-Community als Heiligtum unserer Zeit

Alles das ereignet sich in einer Zeit, in der ein Wiener Bürgermeister nichts dabei finden konnte, ein Denkmal für den Massenmörder Che Guevara im Donaupark aufstellen zu lassen, der nicht nur Stalinist, sondern auch homophob war und Schwule verfolgen und in Internierungslager stecken ließ. Ein paar hundert Meter weiter schmiert man das Lueger-Denkmal an, das Stalinistendenkmal im Stadtpark bleibt aber unberührt. Das zeigt uns ganz deutlich, dass die Linke nach dem Prinzip „Quod licet iovi, non licet bovi“ agiert. Was der lachsfarbenen Links-Elite erlaubt ist, das ist den primitiven Proleten, den „normalen“ Menschen, verboten.

Ohne zu übertreiben kann man sagen, dass die LGBTQ-Community in unserer Zeit eine Art Heiligtum ist. Am schlimmsten kommt es, wenn man die radikal-konstruktivistische Lehre vom biologischen Geschlechts als soziales Gebilde anzweifelt. Es kann nicht mehr lange dauern und man wird die Bücher von Sigmund Freud, dessen Psychologie das biologische Geschlecht zur Grundlage hat, auf öffentlichen Scheiterhaufen verbrennen. Feministische Soziologinnen werden heute schon reihenweise von ihren Lehrstellen vertrieben, weil ein radikaler Trans-Mob ihre Vorlesungen systematisch sprengt und sie körperlich bedroht.

Geht es um die Heiligkeit von Homosexualität oder Bisexualität, dann ist auch hiervon Sebastian Kurz ausgenommen. Seit Jahren wird ihm mit ehrabschneidender Absicht Homosexualität unterstellt. Zuletzt wurde ihm sogar launig die Vaterschaft seines Kindes abgesprochen. Diese natürlich völlig haltlose Kampagne nahm zudem seinen Ausgang von der schwarzen ÖVP. Alte Parteilemuren brachten die Lüge in Umlauf, die Linke griff sie auf und provinzielle Alleinunterhalter, also österreichische Kabarettisten, machten die ganze Sache zum Lachschlager. Wie armselig kleinbürgerlich kann man nur sein.

Kurz ist auch an der Corona-Pandemie "schuld"

Übrigens ist Sebastian Kurz natürlich auch an der Corona-Pandemie schuld. Die gegenwärtige fatale österreichische Infektionslage ist auf ihn zurückzuführen. So kann man nur denken, wenn man die Erosion des Langzeitgedächtnisses hinter sich hat. Noch im März 2020 wurde Kurz von den linksliberalen deutschen Blättern als „Hysteriker von Wien“ bezeichnet. Begründung für die Zuschreibung: der erste Lockdown im März 2020. Weniger als ein Jahr später ist die Linke mit der Aktion „Zero Covid“ an die Öffentlichkeit getreten, die einen „wochenlangen solidarischen europäischen Shutdown“ nach chinesischen Vorbild forderte und bei der die „Interventionalistische Linke“, eine staatsfeindliche und daher vom deutschen Staatsschutz beobachtete Organisation, mit von der Partie war. Wofür Sebastian Kurz der „Hysterie“ geziehen wurde, dafür wurde dann die radikale Linke gefeiert. So ist das, in einer total verdrehten und verlogenen Zeit.

Zuletzt schauen wir noch einen Sprung bei Kurzhasser Hans Rauscher vorbei. Es ist ja oft so, dass Menschen, die ihre Libidoabfuhr über die Hasstiraden gegen einen Mitmenschen organisieren, diesen insgeheim bewundern. Bei Rauscher dürfte das der Fall sein, denn offensichtlich hält er Sebastian Kurz für so genial, dass er sicherheitshalber auch seine vermeintlichen Epigonen vernichten zu müssen glaubt, damit so die kleinste mögliche Chance auf die Rückkehr des Giganten auf jeden Fall verunmöglicht wird. Und so tobt er nun gegen die 26-jährige JVP-Vorsitzende Claudia Plakolm, die in der neuen Bundesregierung Jugendstaatssekretären sein wird.
Unter dem Motto „Noch ist fruchtbar der Schoß, die Junge ÖVP, aus dem das Ungeheuer kroch“, versucht er die junge Frau zu vernichten, bevor diese noch in ihr Amt eingetreten ist. Die gewichtigen Vorwürfe, die Rauscher erhebt: sie ist katholisch und sie propagiert ein bürgerliches Familienideal. Abgesehen davon, dass 80% der österreichischen Jugendlichen einem solchen Ideal anhängen, lebt die ganze linksliberale Blase eben diesen konformistischen Lebensentwurf, den sie diskursiv verachtet. Aus Herrn Rauschers Biografie sind keine alternativen Formen des Zusammenlebens, an denen er teilgenommen hat, bekannt. Er ist verheiratet und kocht und isst gerne, besonders Waldviertler Knödel. Vom Leben in Kommunen, offenen Beziehungen oder Kibbuz-Experimenten keine Spur. Wenn das Leben von Frau Plakolm so lächerlich kleinbürgerlich und verstaubt katholisch ist, dann ist es das von Herrn Rauscher und seiner Blase ebenso. Mit welcher Legitimation sich er und seine Freunde dann über die junge ÖVP-Politikerin erheben, bleibt deshalb im Verborgenen. Ich wünsche Claudia Plakolm jedenfalls alles Gute für ihren neuen Job und beglückwünsche die ÖVP zu dieser mutigen und zielgruppensensiblen Personalentscheidung.

Der Jugendforscher und eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier untersucht seit mehr als zwei Jahrzehnten die Lebenswelt der Jugend und ihr Freizeitverhalten. Er kennt die Trends, vom Ende der Ich-AG bis zum neuen Hedonismus und Körperkult, bis zu Zukunftsängsten im Schatten von Digitalisierung und Lockdown. Heinzlmaier ist Mitbegründer und ehrenamtlicher Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung. Hauptberuflich leitet er das Marktforschungsunternehmen tfactory in Hamburg.