Viele mutmaßen, dass Kogler am immer schärfer werdenden Gegensatz zwischen alten bürgerlichen Grünen und jungen Öko-Leninisten in seiner Partei leidet. Waren die Grünen früher die Partei der freiheitsliebenden Individualisten, die den Einfluss des Staates auf die Menschen begrenzen wollten, so entwickeln sie sich heute immer mehr zu Staatsmonopolisten, denen die Macht des bürokratischen Leviathan nicht groß genug sein kann.

Waren sie früher Vertreter eines universellen Humanismus, dessen Ziel die größtmögliche Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz ist, vertreten sie heute eine identitäre Egogruppenkultur, die jenen den größten Einfluss zugesteht, die sich am wirkungsvollsten als Opfer einer imaginierten toxischen weißen Männlichkeit und eines paranoid konstruierten europäischen Imperialismus zu inszenieren verstehen. Standen die Grünen früher für die aufgeklärte Vernunft, so sind sie heute Vertreter eines postmodernen Emotivismus, für den moralische Urteile keine rationalen Gründe mehr haben müssen, sondern alleine als emotionalisierende Sprechakte fungieren sollen, mit dem Ziel, öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen und Aufruhr hervorzurufen. Dementsprechend genügt es, wenn Muslime laut Rassismus schreien, wenn jemand das Kopftuch als Symbol patriarchaler Herrschaft bezeichnet, und schon ist das Urteil über den Kritiker gesprochen und er wird aus Universitäten ausgetrieben oder sogar als Hetzer von einem linken Staatsanwalt angeklagt. Jeder rationale und kritische Diskurs über den Islam wird dieserart unterbunden.

Es gewinnt derjenige, der seinen Verfolgungswahn am besten in Szene setzen kann

Heute gewinnt immer der, der in der Öffentlichkeit am besten seinen Verfolgungswahn in Szene setzen kann. Die gesamte Diskurslandschaft wird so in ein auf Dauer gestelltes Passionsspiel verwandelt, in dem sich abwechselnd „Aktivisten“ verschiedener exklusiver woker Communities symbolisch selbst ans Kreuz schlagen, um mit ihrer theatralischen Leidensinszenierung die Legitimität ihrer Machtansprüche zu untermauern. 

Den beeindruckendsten, weil radikalsten und weitreichendsten Wandel, haben die grünen Superopportunisten aber im Bereich der Friedenspolitik vollzogen. Waren sie noch vor wenigen Jahren Vertreter eines naiven Pazifismus, die für weltweite Abrüstung kämpften und die Zukunft in Bildern einer anakreontischen Lyrik zeichneten, die das friedvolle gesellige Zusammensein bei Wein und belehrender Liedermachermusik im Stil von Reinhard Mey oder Konstantin Wecker idealisierte, stehen sie heute an der Spitze der Kriegstreiber, die nicht genug Waffen an die Ukraine geliefert sehen können und die sich als Initiatoren einer Debatte über die Neutralität Österreichs hervortun, an deren Ende mit hundertprozentiger Sicherheit, nach der  geheuchelten achtsamen Abwägung aller Vor- und Nachteile, der Beitritt zur Nato stehen wird. Und auch wenn die Mehrheit der Österreicher dagegen ist, werden die geschickten Grünen schon einen Weg finden, um der zermürbten und entmutigten Masse ihren Willen aufzuzwingen.

Rauch, der Idealtypus des gewissenlosen Grünopportunismus

Der Idealtypus des gewissenlosen Grünopportunismus ist der gegenwärtige Gesundheitsminister Rauch. Er ist tatsächlich, niemals hätte man es für möglich gehalten, die Übersteigerung der Biegsamkeit und Rückgratlosigkeit seiner beiden Vorgänger Anschober und Mückstein. Wie der sprichwörtliche Wetterhahn steht er permanent auf dem Dach seines Ministeriums, um sich schon beim kleinsten Lüftchen in die richtige Richtung drehen zu können. Und wenn sich ein gewagtes opportunistisches Manöver nicht mehr ausgeht, dann versucht der Mann rasch eine totale Nebensächlichkeit – zum Beispiel die Abschaffung der Wiener Fiaker – zu einem relevanten Gegenwartsthema hochzujazzen, damit hinter der so erzeugten medialen Nebelwand politische Katastrophen wie die ruinöse Energiewende, die unerträgliche Maskenpflicht und der totalitäre Impfdogmatismus verschwinden. Zum Glück sind die Leute nicht blöd. Nach dem von Falter und Süddeutscher Zeitung konstruierten Ibiza-Skandal, haben sie gelernt, dass Politik und Medien die Wahrheit verdrehen, wie es ihnen passt. Was daraus folgt, zeigt die neue Jugend-Studie von tfactory und ÖIJF. Die überwältigende Mehrheit der österreichischen 16- bis 29-jährigen vertraut den Medien (64%) und den Parteien (63,7%) überhaupt nicht mehr. 

Mehrheit der Jugend gegen Impfzwang

Marktforschungsinstitute, die den Grünen nahestehen, haben in letzter Zeit immer wieder getrommelt, dass eine Mehrheit der Österreicher für die Corona-Impfpflicht ist. Zumindest unter Jugendlichen ist das nicht der Fall. Wie die aktuellen tfactory-Daten zeigen, sind 53% der 16- bis 29-jährigen eindeutig gegen die Zwangsimpfung, lediglich 35% sind dafür. Als besonders ausgeprägte Impfpflichtgegner erweisen sich die mittleren und niedrigen Bildungsschichten. Hier sind es 63%, die das staatliche Impfdiktat ablehnen. Euphorisch hingegen begrüßen fast 50% der Kinder der Bildungseliten die Impfpflicht. Sie sind in jeder Hinsicht staatsfixiert und bejahen alles, was die Staatsmacht von ihnen verlangt, sei es das Tragen der FFP2-Maske, das links-grüne Fahrradgebot, der Gender-Wahn, die Sakralisierung der LGBTQ-Community und die überbordenden Diversity-Regulative. 

Woran erkennt man nun, dass die Grünen einen Hang zum Totalitarismus haben? Es ist einfach, sie akzeptieren die Weltanschauungen der normalen Menschen nicht. Die Grünen leben in einer Welt des kriegerischen Entweder-oder, nicht in einer des friedlich-toleranten Sowohl-als-auch. 

Ideen finden in der Bevölkerung keine Mehrheit

Zum Leidwesen der Grünen finden die meisten ihrer Ideen in der Bevölkerung keine Mehrheit. Wer ist schon zum Beispiel so irre und verbietet seinen Kindern, sich als Indianer oder Eskimo zu verkleiden? Aber die Grünen nehmen Mehrheiten, die sich nicht um ihre verschrobenen Werte kümmern, niemals hin. Im Gegenteil, sie reagieren darauf mit der Etablierung von Umerziehungsprogrammen. Überall, wo sie Macht und Einfluss gewinnen, werden Trainer zu den Themen Diversität, Gendersprache oder Anti-Kolonialismus auf die Menschen losgelassen, um diese einer nachhaltigen Gehirnwäsche zu unterziehen. Wie zu Zeiten der Hochblüte des Maoismus soll durch permanente Indoktrination jede Gesinnung, die nicht ins Weltbild der Grünen passt, passend gemacht werden. 

Haarsträubend ist, wie sich am linken Rand der Grünen die Totalitaristen streiten. Öko-Leninisten wie Andreas Malm, der die Auffassung vertritt, dass Gewalt „verzückend“ wirken kann und die Aktivistin Eva von Redecker, die sich die „Transformation“ der Gesellschaft, das heißt die Auslöschung der sozialen Marktwirtschaft, durch eine Graswurzelbewegung von anarchistischen Basisgruppen vorstellt, kreuzen dort die Klingen. Teile der Basis der Grünen radikalisieren sich offensichtlich. Die Konsenspolitik der grünen Führung werden diese jungen Heißsporne nicht mehr lange akzeptieren. Droht den Grünen wieder die Spaltung in eine bürgerliche (VGÖ) und eine links-radikale Gruppe (ALÖ), wie es Anfang der 1980er Jahre der Fall gewesen ist?