Als der frühere Vorsitzende der FPÖ, Norbert Hofer, im letzten Jahr anlässlich einer Versammlung in Wien bemerkte, dass der Koran mehr zu fürchten sei als Corona, brach ein Sturm der Entrüstung los. Natürlich war dieser Vergleich nicht besonders glücklich, ist doch das Corona-Virus eine medizinisch-virologische Angelegenheit, der Koran hingegen das Symbol einer aggressiv missionierenden Religion, die sich an die Stelle der Politik zu setzen versucht. Dennoch sind beide Phänomene zumindest, um mit Wittgenstein zu sprechen, familienähnlich, denn wir haben es übergreifend mit Viren zu tun, bei Corona mit einem biologischen Virus, beim Koran mit einem geistigen.

Gefährlich ist die Lehre des Koran, wenn sie wörtlich genommen wird und der Schrift eines frühmittelalterlichen Kriegervolkes durch keine kalmierende Textauslegung ihre antisemitischen, rassistischen, sexistischen und gewaltverherrlichenden Giftstacheln gezogen wurden.

Die Praxis eines nicht schöngedeuteten Koran, der Islamismus, ereignet sich gerade in Afghanistan. In der Form, wie er hier auftritt, wäre er tatsächlich ein fast unbedingter Anlass für einen „Clash of cultures“, einem Kampf der aufgeklärten humanistischen Kultur des Westens gegen einen barbarischen Zivilisationsfeind. Aber den Fehdehandschuh, der einem offensichtlich erschöpften Westen vom Islamismus hingeworfen wurde, nimmt dieser nicht mehr auf.

Die westliche Welt ist zu einem dekadenten Diskutierklub geworden

Während der frühere deutsche Verteidigungsminister Peter Struck am Anfang des Jahrtausends noch davon sprach, dass die Sicherheit Deutschlands am Hindukusch zu verteidigen sei, droht Heiko Maas lediglich theatralisch mit der Einstellung sämtlicher Hilfsgelder für Afghanistan. Die Taliban, die – ähnlich dem einstigen primitivkommunistischen Regime des kambodschanischen Diktators Pol Pot – offensichtlich nichts anderes im Sinn haben, als die Armut im Lande gleichmäßig zu verteilen, die Freiheit des Denkens und Handelns durch ein puritanisches inquisitorisches Zwangsregime zu ersticken und eine von der modernen Welt abgewandte Steinzeitkultur zu errichten, werden ob dieser Drohung kaum die Contenance verlieren.

Unter der Führung der USA ist die westliche Welt zu einem dekadenten Diskutierklub geworden, der jede Menge mediale Kommunikation absondert, aber kaum mehr praktisch handlungsfähig ist. Joe Biden, der neue Präsident der USA, von der linksliberalen Presse frenetisch bejubelt, hat sich am Ende als das herausgestellt, was zu erwarten war, als Vertreter des digitalen und Börsenkapitals, der seine tatsächlichen Prioritäten, wie vor ihm Trump, mit dem nationalistischen Mäntelchen „Amerika First“ verhüllt. Sein Jargon ist gefälliger, ohne Zweifel, seine Außen- und Sicherheitspolitik nur in Nuancen anders als die seines Vorgängers.

Biden steht für einen verbrauchten und erschöpften US-Imperialismus, dem es nur mehr um ökonomische Dominanz, also um die Herrschaft über die Welt durch Kapitalmacht geht. Stehen militärische Interventionen an, zieht der merkantile Riese den Schwanz ein und macht sich damit vor allem in der muslimischen Welt lächerlich, in der noch immer der Mut der kämpferischen Männlichkeit und die Verteidigung der nationalen Ehre hochgehalten werden.

Wichtigster Inhalt ihrer Politik ist ein moraliner Humanismus

Aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet ist Afghanistan, mit seinen geschätzten drei bis fünf Millionen Drogensüchtigen, tatsächlich kein interessanter Markt. Dennoch wäre vor allem Europa gut beraten, das Land nicht völlig verkommen zu lassen, denn die Flüchtlingsströme, die die Wiederauferstehung der bizarren Herrschaft der Taliban auslösen wird, werden kaum nach Amerika gehen, sondern überwiegend über die Türkei kommend in Europa landen. Und die besten Erfahrungen hat man hier mit den vor allem im Umgang mit Drogen versierten jungen Männern, die sich oft als Simulation eines unbegleiteten Jugendlichen die Einreise erschleichen, gerade nicht gemacht.

Wir werden heute von Mediokraten regiert, die jede politische Auseinandersetzung zum massenmedialen Inszenierungskrieg herabwürdigen, so meint jedenfalls der Philosoph Byung- Chul Han. Die Politik, der der Wille zur Macht abhandengekommen ist, kuscht vor ein paar hundert mediokren Journalisten, die, wenn sie nicht im Netz ihre Tagesbefehle ausgeben, in gemütlichen TV-Studios herumsitzen und das tun, was eigentlich die Aufgabe der Politik wäre, sie regieren das Land.

Wichtigster Inhalt ihrer Politik ist ein moraliner Humanismus, der die Europäer zu sündhaften Menschen umdeutet, die zur Buße nun ihren eigenen Untergang herbeiführen sollen, unter anderem dadurch, dass sie weit über alle gerechtfertigten Maße Flüchtlinge aus dem arabischen Raum und dem Maghreb aufnehmen. Und wer darauf hinweist, dass hier von der islamistischen Doktrin völlig verbildete junge Männer ins Land geholt werden, die binnen kurzer Zeit die Kriminalstatistik, was Drogen- und Gewaltdelikte betrifft, massiv anreichern werden, wird als Rassist und Nazi abgetan und, wenn möglich, aus der Öffentlichkeit eliminiert.

Well done, Mister Biden!

Das, was USA und Europa in Afghanistan aufführen, und die daraus mutmaßlich resultierende Flüchtlingsflut, die als Folge dieser dekadenten Flucht aus der militärischen Verantwortung an den europäischen Grenzen anbranden wird, ist im höchsten Maße beunruhigend, genauso wie die Unfähigkeit der EU, ihre Grenzen ordentlich zu schützen. Muslimbrüder, Hamas, Hisbollah, Taliban etc. sind unsere Gegner. Wann werden das Meinungsjournalisten und die völlig desorientierten Regierungen und transnationalen politischen Gebilde des Westens endlich begreifen und der Gefahr mit geeigneten politischen und militärischen Strategien mutig und entschlossen entgegentreten? Mit der postheroischen Flucht aus Afghanistan, haben Amerikaner und Europäer jedenfalls die Islamisten noch stärker gemacht, als sie jemals waren, indem sie ihnen massenhaft hochwertigstes Kriegsgerät überlassen haben, das diesen von der vom Westen hochgerüsteten inferioren afghanischen Armee mit Kniefall übergeben wurde. Und eine solide Operationsbasis für ihren Terrorkrieg gegen die westliche Welt haben die islamistischen Krieger nun auch wieder. Well done, Mister Biden!

Der Jugendforscher und eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier untersucht seit mehr als zwei Jahrzehnten die Lebenswelt der Jugend und ihr Freizeitverhalten. Er kennt die Trends, vom Ende der Ich-AG bis zum neuen Hedonismus und Körperkult, bis zu Zukunftsängsten im Schatten von Digitalisierung und Lockdown. Heinzlmaier ist Mitbegründer und ehrenamtlicher Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung. Hauptberuflich leitet er das Marktforschungsunternehmen tfactory in Hamburg.