Was mit dem Etikett Gut versehen wird, wird öffentlich mit Weihwasser besprengt und emphatisch angebetet, was man in die Kategorie des Bösen einsortiert, wird hingegen verdammt, verteufelt und mit Bannsprüchen abzuwehren versucht.  Typisch für diese Kultur der irrationalen Exorzismusrituale – irrtümlich glaubten wir, das vernunftwidrige Getue im Zuge der europäischen Aufklärung überwunden zu haben – war auch die Art und Weise, wie mit der Kritik von WKO-Präsidenten Harald Mahrer an den Russlandsanktionen von der rot-grün-pinken Moralisten-Gemeinschaft, die leider demnächst Österreich regieren wird, umgegangen wurde.

Auf den Vorwurf Mahrers hin, dass bei der Entscheidung über die Sanktionen nur eine Gehirnhälfte benutzt wurde und diese in erster Linie die Wirtschaft der sanktionierenden Staaten und nicht die der sanktionierten Russen treffen würden, brach wieder das übliche Betroffenheitsgejammer der linken Schneeflöckchen aus. Wie immer zeigten sie sich empört, entsetzt, enttäuscht, zutiefst erschüttert und natürlich fassungslos. Auf eine vernünftige Antwort auf ihren Einwand wartet die WKO bis heute vergeblich.

Rede von der Tyrannei geht auf Carl Schmitt zurück

Die Rede von der Tyrannei der Werte geht auf Carl Schmitt zurück. Dieser entlarvte schon in den 1970er Jahren des letzten Jahrhunderts den sanft und achtsam säuselnd daherkommenden Wertemoralismus als einen aggressiven Versuch, die Deutungsmacht über das Weltgeschehen an sich zu reißen. Das Bemühen, Werte zu verwirklichen, führt fast notwendig in den Fanatismus und den moralistischen Eiferern hält Carl Schmitt mit Recht vor, dass niemand werten kann, ohne abzuwerten, aufzuwerten und am Ende zu verwerten. Hier klingt an, dass die Wertemoralisten im Grunde ein egozentrischer Ökonomismus antreibt, dem es vornehmlich um den persönlichen Vorteil und nicht um die allgemeine Sittlichkeit geht.

Karl Marx hat davon gesprochen, dass die herrschende Moral immer die Moral der herrschenden Klasse ist. Was er bei dieser für seine Zeit richtigen Feststellung nicht absehen konnte, ist, dass die Eliten im Zeitverlauf nach und nach der Dekadenz verfielen und sich heute nicht einmal mehr um ihre eigenen Sittlichkeitsgebote scheren. Selbst im Haus des dogmatischen und puristischen Muslimen Osama Bin Laden hat das amerikanische Sonderkommando, das den Dämon zur Strecke brachte, Kassetten mit Pornofilmen gefunden. Und selbstverständlich gilt das Moralgebot „Frieren für die Freiheit“ nur für den Normalbürger und nicht für die Eliten, die die zu erwartenden astronomischen Heizkosten mit einem Lächeln aus der Portokasse bezahlen und die Energiekrise in gut geheizten Räumen verbringen werden.

Moralisierende Symbolpolitik bewirkt in Krisenzeiten kaum mehr etwas

Die Sprache ist ein trügerisches Medium. Was uns durch sie vermittelt wird, hat oft nichts mit dem gemein, was die Menschen denken und noch weniger damit, was sie tun. In der Mediengesellschaft ist die Sprache zu einem Machtmittel gleich den Waffen einer hochgerüsteten Armee geworden. Ob in Kriegs- oder Friedenszeiten, der Krieg der Worte wird immer geführt. Vor allem der Politik geht es darum, mit Hilfe der Sprache die Menschen zu lenken und zu führen. Dies gelingt recht gut, solange das Wahlvolk sich nicht in seiner Existenz bedroht sieht. Wird das materielle Fundament prekär, auf dem die Mittelschichten ihr harmloses, profanes Leben im Reihenhaus mit Mittelklassewagen, zweimaligen Jahresurlaub und guten Bildungschancen für die Kinder führen, schütteln diese die Wertetyrannis ab und erheben sich gegen die Eliten.

Moralisierende Symbolpolitik funktioniert in Wohlstandszeiten gut, in Krisenzeiten bewirkt sie kaum mehr etwas. Und so stößt gegenwärtig das postmaterialistische Klima-, LGBTQ- und Corona-Moralgeschwätz immer deutlicher an die Grenzen seiner Überzeugungsfähigkeit. Das Thema, das die Menschen heute wirklich bewegt, ist die Inflation. Besonders die gesellschaftliche Mitte ist beunruhigt, während von den apathischen Unterschichten noch nichts zu hören ist. Diese haben sich von der Politik schon lange abgemeldet, gehen nicht mehr zur Wahl, werden aber dann, wenn das Bürgertum auf die Barrikaden steigt, mitgerissen werden, was schon die Französische Revolution gezeigt hat.

Willkommenskultur zeichnet Grüne aus

Die wertefeste Grünwählerschaft, überwiegend Akademiker und privilegierte Gutverdiener, hat eine hohe Bereitschaft, mit den Armen dieser Welt zu teilen, aber nur ein bisschen, an die Substanz des eigenen Reichtums darf die gutmenschliche Caritas nicht gehen. Besonders ihre Willkommenskultur zeichnet die Grünen aus. Sie können nicht genug, wie sie sie nennen, „Geflüchtete“, ins Land holen. Und von denen kommen momentan gerade eine Menge, wir wissen nur nicht wie viele, weil man es uns nicht sagt. Unsere Grenzen sind löchrig wie der sprichwörtliche Schweizer Käse, zumindest die des Burgenlandes. Dort sickern wöchentlich, so Landeshauptmann Doskozil, rund 1000 „Geflüchtete“ ein. Er hat dies vor zwei Wochen öffentlich bekannt gegeben. Seit damals herrscht Schweigen im Walde. Vorschläge, wie man diesen schleichenden Prozess stoppen könnte, haben weder er noch andere Politiker verlauten lassen. Am Ende kostet uns dieser humanitäre Luxus geschätzte zwei Milliarden Euro im Jahr, genaues wissen wir nicht, die Zahlen werden verheimlicht. Zur gleichen Zeit bauen die Polen einen fünf Meter hohen Zaun – ein Bauwerk der praktischen Vernunft –  an der Grenze zu Belarus.

Könnte da nicht den letzten Vernünftigen der österreichischen Innenpolitik eine Idee kommen? Natürlich nicht, denn die starren gebannt wie das Karnickel auf die Schlange auf das sich erhebende Moralungeheuer Rot-Grün-Pink. Ergreift es die Macht, werden wir das bekommen, was die Deutschen schon haben. Den Einwanderern ins Sozialsystem wird mit einem „Chancen-Aufenthaltsrecht“ eine langfristige Bleibeperspektive angeboten und die Österreichische Staatsbürgerschaft wird ihnen bald darauf zum Diskontpreis überreicht werden. Und leicht wird man auch bei uns eine Kandidatin wie Ferda Ataman finden, die in Deutschland gerade „Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung“ wurde. Qualifiziert hat sie sich für den Job dadurch, dass sie die Deutschen als „Kartoffeln“ beschimpfte und durch die Forderung nach einer Migrantenquote für den öffentlichen Dienst. Wenn diese Quote kommt, zählt dann nicht mehr die Qualifikation, sondern die ethnische Herkunft bei der Postenvergabe.

Rückkehr der Migrationsdebatte

Was der österreichischen Politik jedenfalls bevorsteht, ist die Rückkehr der Migrationsdebatte. Denn vor dem Hintergrund der galoppierenden Teuerung wird die Toleranz der Mittelschichten für eine weitere Flutung des Landes mit jungen muslimischen Männern und den daraus resultierenden exorbitanten Kosten gering sein. Aber die Sache könnte auch ein Gutes haben. Im Jahr 2015 hat Merkels irre Grenzöffnung zur Stärkung der Parteien rechts der Mitte geführt. Sollte sich der Massenansturm von damals wiederholen, und vieles deutet darauf hin, dann lebt damit auch die Chance für eine erneuerte schwarz-blaue Koalition wieder auf, die einzige Regierungsform, die Österreich im Augenblick vor der irrationalen Tyrannei der Wertemoralisten und Gesinnungsethiker und dem Niedergang der aufgeklärten Vernünftigkeit bewahren könnte.