Es gibt viele Beispiele, die diese für eine Demokratie besorgniserregende Entwicklung gut und treffend illustrieren. Da ist einmal die Flüchtlingsfrage. Hier ist längst durch diverse Meinungsbefragungen und das allgemeine Wahlverhalten eindeutig geklärt, dass die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher weder eine Lockerung der Asyl- und Einwanderungsgesetze wünscht noch die Aufnahme von Flüchtlingen aus griechischen Lagern. Während dieser Sachverhalt medial kaum thematisiert wird, wird Vertretern von Organisationen, die der Zuwanderung Tür und Tor öffnen wollen, breitester Raum in der Berichterstattung gewidmet. Hingegen werden die Befürworter einer restriktiven Asyl- und Migrationspolitik als Unmenschen an den Pranger gestellt.

Wir kommen in bizarre Bereiche

Das ganz Gleiche spielt sich beim Thema Gender-Sprache ab. In Deutschland sprechen sich 71% der Bundesbürger gegen die sogenannte geschlechtergerechte Sprache in Medien aus. Unbeeindruckt davon läuft das Sprachumerziehungsprojekt der öffentlich-rechtlichen Anstalten des Landes weiter. Sternchen, Doppelpunkt, -innen und Sprechpausen beim Vortrag der Nachrichten werden unbeirrt auf die gequälte Mehrheit losgelassen.

Ab nun kommen wir in Bereiche, die nur noch bizarr anmuten. So wurde unter dem Jubel des links-liberalen Journalismus von Fluggesellschaften an Bord die Anrede „meine Damen und Herren“ abgeschafft, weil sich Angehörige der Transgender-Community dadurch herabgesetzt fühlen könnten. Wir sprechen dabei über geschätzte 0,5 Prozent der Bevölkerung, an deren Maßgaben sich nun die Mehrheit zu orientieren hat, indem in ihre Jahrhunderte alte  Sprachkultur ohne Sinn und Verstand eingegriffen wird. Eine neoliberale Wahnsinnstat, im Zuge derer disruptiv historische Kontinuitäten unterbrochen und sprachliche Selbstverständlichkeiten „schöpferisch zerstört“ werden.

"Jude" ist bereits gängiges Schimpfwort

Man könnte nun sagen, die allseits laufenden Sprachsäuberungsaktivitäten seien Petitessen und damit nicht der Rede wert. Dann schnell zu stärkerem Tobak. Die Anhängerschaft der Postkolonialismus-Theorie ist gerade dabei, natürlich mit der Unterstützung fortschrittlicher Journalisten, die Einzigartigkeit des Holocaust zu „dekonstruieren“. Die industrielle Vernichtung von mehr als sechs Millionen Juden wird als rassistisches Phänomen unter vielen dargestellt. Damit wird versucht, einen beispiellosen, industriell durchgeführten antisemitischen Genozid zu einem beliebigen Phänomen einer kolonialistischen Gewaltgeschichte umzudeuten. Den Juden wird unterstellt, die Shoah lediglich als Propagandainstrument zur Verschleierung der Unterdrückung des palästinensischen Volkes durch Israel zu verwenden. Die deutsche Geschichtswissenschaft würde sie dabei aufgrund ihrer Schuldgefühle wegen des Holocaust und ihrer „provinzialistischen“ kolonialistischen Weltsicht unterstützen.

"Diversity Works"

Gleichzeitig nimmt der nach Europa importierte muslimische Antisemitismus beträchtlich an Fahrt auf. In europäischen Großstädten ist es heute für Juden nicht mehr ratsam, mit der Kippa auf die Straße zu gehen, Sportler aus muslimischen Ländern weigern sich, gegen israelische Aktive anzutreten, jüdische Kinder und Jugendliche an Schulen mit hohem Anteil an muslimischen Schülern werden beschimpft und drangsaliert, das Wort Jude gehört an deutschen Schulen bereits zu einem der gebräuchlichsten Schimpfwörter. Relativiert wird dieser antisemitische Exzess damit, dass alle diese Ausfälle lediglich Kritik an der Okkupation und Kolonialisierung arabischen Landes durch Israel seien.

Ein neuer Höhepunkt der Minderheitendiktatur wird gegenwärtig gerade in Deutschland erreicht. Dort führt ein dubioser Verein namens „Diversity Works“ sogenannte „Blue-Eyed-Workshops“ bei Bundeswehr, Polizei und in Schulen durch. Ein Brutalo-Trainer namens Jürgen Schlicher bindet dort blauäugigen weißen Teilnehmern einen grünen Kragen um den Hals, um sie als Angehörige einer faschistoiden Unterdrückerrasse zu markieren, macht sie systematisch fertig, indem er ihnen vor dem Gesicht herumschnippt, sie beleidigt und sie dazu zwingt, rassistische Sprüche von einem Plakat vorzulesen. Viele Jugendliche fühlen sich nach der Tortur, die „interkulturelle Kompetenz“ vermitteln soll, „verloren und traurig“.

Maßlose Minderheitenpolitik

Was ist das für ein Schulwesen, das Jugendliche einer solchen sadistischen Behandlung aussetzt? Und das vor dem Hintergrund einer gesetzlichen Schulpflicht, die sie zur Teilnahme an diesen Bootcamps zwingt?

In Wien geht bereits ein Fünftel der Kinder in Privatschulen. Das ist vernünftig, weil der linken Stadtpolitik durchaus ähnliche Workshops zuzutrauen sind, wie sie bereits in Deutschland praktiziert werden. Wer seine vielleicht sogar blauäugigen Kinder vor dermaßen durchgeknallten, das Kindeswohl gefährdenden Wahnsinnsprojekten schützen will, sollte rechtzeitig vorsorgen und einen Platz in einer guten Privatschule suchen. In Wien muss man sich beeilen, denn aufgrund der horrenden Defizite der öffentlichen Schulen sind private Schulangebote hier nachgefragt wie noch nie. Die Opfer sind wieder einmal die unteren Gesellschaftsschichten, die sich teure Privatschulen nicht leisten können und in den Staatsschulen all die grotesken Einfälle einer völlig überhitzten und maßlosen Minderheitenpolitik ertragen müssen.

Der Jugendforscher und eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier untersucht seit mehr als zwei Jahrzehnten die Lebenswelt der Jugend und ihr Freizeitverhalten. Er kennt die Trends, vom Ende der Ich-AG bis zum neuen Hedonismus und Körperkult, bis zu Zukunftsängsten im Schatten von Digitalisierung und Lockdown. Heinzlmaier ist Mitbegründer und ehrenamtlicher Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung. Hauptberuflich leitet er das Marktforschungsunternehmen tfactory in Hamburg.