Für Doskozil ist das Ergebnis, auch wenn er sich nun manieriert als Sieger inszeniert, eine mittlere Katastrophe. Denn man darf nicht vergessen, dass der Mann seit 2018 die erste weibliche Vorsitzende der SPÖ systematisch mürbe zu machen versucht hat. Und dabei ist das, was in der Öffentlichkeit zu sehen war, nur ein Bruchteil von dem, was sonst noch verdeckt hinter den Kulissen an Intrigen und destruktiven Aktionen gelaufen ist. Rendi-Wagner hat alle Angriffe ohne mit der Wimper zu zucken weggesteckt, sehr zur Verwunderung der hinterlistigen Spießgesellen rund um den Provinzhäuptling aus Eisenstadt.

Tatsächlich hat Doskozil eine unangemessene, erbarmungslose und überzogene Materialschlacht entfesselt. Und trotzdem steht er nach über vier Jahren Angriffskrieg auf Rendi-Wagner nur mit einem mickrigen Drittel der Parteimitglieder da. Ein fataler Pyrrhussieg, der auf das Konto der Gekränktheit alter egozentrischer weißer Männlichkeit geht und deren Opfer, neben Rendi-Wagner, die SPÖ in ihrer Gesamtheit ist. Der pannonische Feldzug zeigt uns, dass es vorwiegend Männer sind, die auf Ehrverletzungen hyperempfindsam reagieren und wollüstig hassend ihr blindes Rachebedürfnis ausleben. Die Frau, hier das Beispiel Pamela Rendi-Wagner, bewahrt Haltung und verlässt mit Stil und erhobenen Hauptes das Schlachtfeld, auf dem das beleidigte Duo Doskozil und Lercher barbarisch gewütet hat.

Doskozils Aktion "Löwelstraße" ein Rohrkrepierer

Eigentlich ist Doskozils Aktion „Löwelstraße“ ein Rohrkrepierer. Schon seit Jahren hat der Burgenländer ein Team aus PR-Leuten, Medienprofis, Polit-Strategen und Werbeexperten für sich arbeiten lassen, dessen Manpower dafür ausgereicht hätte, neben Österreich auch noch ganz Deutschland umzudrehen. Viele Kommunikationsfachleute wundern sich schon lange Zeit darüber, wofür der Landeshauptmann eines Mikro-Bundeslandes einen dermaßen mächtigen Stab benötigt. In Wirklichkeit ging es ihm aber niemals um das Burgenland, sondern immer um die Eroberung der SPÖ-Zentrale. Der überdimensionierte „War Room“ war also niemals mit dem pannonischen Meinungsklima beschäftigt, sondern mit einer bundesweiten Eroberungskampagne. Dass der Mann und seine Leute trotz des gigantischen Mitteleinsatzes keinen triumphalen Sieg errungen haben, spricht nicht unbedingt für ausreichende Fähigkeiten, um die schwer angeschlagene SPÖ retten zu können.

Während Doskozil nun seine verdeckten Gefolgsleute aus den Bundesländern auf die Bühne schickt, um ihn an die Macht zu rufen, beginnt gleichzeitig der Papier-Boulevard mit der Renovierung der problematischen Persönlichkeitsfacetten des pannonischen Riesen. Nie wäre Doskozil rechts gewesen, wird plötzlich in Kolumnen geschwurbelt. Nein, auf gar keinen Fall. Er hat nur mit der FPÖ koaliert, sich vor der Bundespräsidentschaftswahl 2016 nicht gerade euphorisch für Alexander Van der Bellen eingesetzt und eine rigide Migrations- und Flüchtlingspolitik propagiert. Gemeiniglich bezeichnet man das in der Zeit einer einfältigen politischen Kultur als RECHTS. Was wirklich Rechts und Links ist, worauf diese Begriffe zurückgehen und was sie tatsächlich bedeuten, davon hat heute ohnehin keiner mehr eine Ahnung. Ist aber auch nicht notwendig, denn der Begriff „Rechts“ wird ja längst nicht mehr analytisch verwendet, sondern er dient lediglich der Denunzierung und Herabwürdigung von Politikern und Bewegungen, denen die linke Seite des politischen Spektrums aufgrund ihrer intellektuellen Dekadenz anders nicht Herr werden kann.

Babler ein Symbol des politischen Abstiegs der SPÖ

Dass Doskozil ein populistischer Opportunist ist, der am politischen Spielfeld immer dort auftaucht, wo man billig einen Treffer abstauben kann und trotzdem die Abstimmung gewonnen hat, hat er der Unfähigkeit seiner Gegner und den kaputten Parteistrukturen der SPÖ zu verdanken. Denn eigentlich hätte Rendi-Wagner das Match locker gewinnen müssen. Hinter ihr standen der mächtige ÖGB, die Wiener SPÖ, die Frauenorganisation, die Altparteivorsitzenden und der Apparat der Bundespartei. Aber offensichtlich tut im ÖGB keiner mehr das, wozu die behäbigen Spitzen Katzian, Mernyi und Muchitsch aufrufen. Oder hat einer der drei sogar insgeheim Andreas Babler unterstützt? Und auch in der SPÖ-Wien scheint Michael Ludwig seine Bezirke nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Dort macht jeder, was er will. So rächt sich das feige Appeasement, das Ludwig nach seiner Wahl zum Parteichef betrieben hat. Unter der Decke haben seine Gegner weiter Opposition betrieben und ihm nach und nach das Wasser abgegraben. Das Vorbild der Mehrheit der Wiener Funktionäre heißt heute Andreas Babler und nicht Michael Ludwig.

Ein Symbol des politischen Abstiegs der SPÖ ist Andreas Babler. Der durchschnittlich begabte und manchmal früh gealtert wirkende Retro-Funktionär mit wenig Ausstrahlung, der noch schnell, bevor er seine Kandidatur bekannt gab, Marx- und Lenin-Büsten in seinem 1970er-Einbauschrank aus der DDR verschwinden ließ, hätte Doskozil um Haaresbreite seinen Mikro-Triumph versaut. Dass der Mann de facto ohne Apparat und Geld fast ein Drittel der abgegebenen Stimmen einsackte, dürfte einen ähnlichen Grund haben, wie der skurrile Erfolgslauf der KPÖ. Die Menschen sind von der abgründigen politischen Kultur unserer Zeit so dermaßen demoralisiert, dass sie ihre Stimme sogar Totalitaristen geben, die Kreide gefressen haben und den leutseligen Volksfreund spielen. Babler ist, kratzt man an seiner trügerischen Fassade, ein lupenreiner Leninist, der sich heute noch rühmt, gemeinsam mit dem Chef der Partei der Arbeit, einer linksradikalen Gruppe, die sich früher „Komintern“ nannte, die Theorie des Staatsmonopolistischen Kapitalismus „erneuert“ zu haben. Der „Stamokap“ ist ein biederer, holzschnittartiger und undialektischer Vulgärmarxismus, an dem der Eurokommunismus der 1980er Jahre und große Theoretiker wie Althusser, Poulantzas, Mouffe, Laclau oder Žižek spurlos vorübergegangen sind. Dass nun die Gruppe Doskozil oder ein kryptokommunistischer Klassenkämpfer und prähistorischer Verstaatlichungsapostel die SPÖ übernehmen wird, liegt einzig allein daran, dass es den alten Machtzentren der SPÖ nicht gelungen ist, eine ordentliche Mitgliederkampagne zu führen. Verantwortlich dafür sind der Bundesgeschäftsführer, die Vorsitzende der Frauenorganisation, der Wiener Parteivorsitzende und die ÖGB-Führung, die allesamt nach dem in der SPÖ herrschenden Prinzip „Aufstieg durch Anpassung“ nach oben gekommen sind. Ihr Opfer ist Pamela Rendi-Wagner, die sich bereitwillig jahrelang am Nasenring durch die Manege hat führen lassen und am Ende das Opfer der totalen Unfähigkeit einer vom Wohlleben narkotisierten Parteischickeria wurde. So wird uns gezeigt, dass die SPÖ ein armseliger Verein geworden ist, in dem die verstaubte Kultur narzisstischer Zombies herrscht, die mit nichts anderem mehr beschäftigt sind, als sich an ihren gut dotierten Machtpositionen festzuklammern. Eine zeitgemäße Politik im Interesse der abstiegsbedrohten Mittelschichten vermag diese SPÖ nicht mehr zu etablieren. Das wird dann wohl die FPÖ übernehmen müssen. R.I.P. SPÖ.