Wer sich hingegen als bürgerlich, liberal, konservativ oder gar rechtskonservativ zu erkennen gibt, dem bleibt jedes Recht auf Achtung und Akzeptanz vorenthalten. Ein solcher Mensch wird gleichsam für vogelfrei erklärt und man darf ihn unflätig beschimpfen, aus Universitäten werfen, ihm sein öffentliches Rederecht entziehen oder gar ungestraft, je nach Lust und Laune, als Rassisten, Sexisten oder Faschisten bezeichnen. Sollte sich jemand, der dieserart angebräunt wurde, vor Gericht gegen die rufschädigenden Etikettierungen zur Wehr setzen wollen, wird er als Klient von renommierten Anwälten abgelehnt, weil diesen die Gefahr zu groß ist, einem grün-woken Richter in die Hände zu fallen, für den die Bezeichnung Rassist für Menschen erlaubt ist, die zum Beispiel öffentlich auf die Gefährdung der Sicherheit von Frauen durch die übermäßige Aufnahme von jungen Männern aus dem arabischen Raum hinweisen.

Anbräunung im Kulturjournalismus

Und die Punze Sexist ist, geht es nach dem Weltbild linker Richter, auch für jemanden zulässig, der es für idiotisch hält, Menschen zu gestatten, einmal im Jahr durch einen bloßen Verwaltungsakt das Geschlecht zu wechseln. Denn eine solche Meinung ist transfeindlich und damit im weitesten Sinn natürlich eine sexistische Diskriminierung. Kurz gesagt, wer das öffentlich bekennt, was die Mehrheit der Menschen im Stillen denkt, kann sich von einer, in den letzten 30 Jahren durch gezielte politische Postenbesetzungen nach links gewendeten Richterschaft keine Gerechtigkeit erwarten. Vielmehr wird er von ihr noch tiefer in den braunen Sumpf hineingetaucht.

Die Anbräunung ist zu einer beliebten Methode der Mainstreampresse, vor allem aber der Spitzen des Kulturjournalismus geworden. So wurde der deutsche Schriftsteller Uwe Tellkamp vom gefeierten Star der Literaturszene, den man sogar mit dem renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis auszeichnete, zum braunen Paria, weil er es gewagt hatte, die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel zu kritisieren und vor dem politischen Islam zu warnen, den man, seiner Meinung nach, durch eine Politik der offenen Grenzen förmlich dazu einladen würde, nach Europa einzusickern und hier sein gefährliches Unwesen zu treiben. Tellkamp bekam das Image des AfD-Literaten aufgedrückt und sein neuer Roman „Der Schlaf in den Uhren“ wird gerade als „neurechtes Machwerk“ diskreditiert.

"Antisemitische Leseart"

Wenig Sorgen um ihren Ruf müssen sich in Deutschland gerade linke Antisemiten der Israel-Boykott-Bewegung machen. Sie genießen die Unterstützung der Kulturschickeria und demzufolge hat man ihnen bei der diesjährigen Documenta eine große Bühne geboten. Ein indonesisches Künstlerkollektiv, dem man, quasi als Sühnegeste für das vom Kolonialismus verursachte Leid, die Programmgestaltung überlassen hat, hat seine künstlerische Freiheit dafür genutzt, um am Ausstellungsgelände an prominenter Stelle ein israelkritisches Banner zu affichieren, das in der Manier der nationalsozialistischen Zeitschrift „Der Stürmer“ faschistisch stilisierte Soldaten mit der Physiognomie von Schweinen und der Aufschrift „Mossad“ auf dem Helm zeigt. Das „Kunstobjekt“ musste am Ende wegen eines Proteststurms abgenommen werden, die Generaldirektorin der Documenta, in der Zwischenzeit zum Glück von ihrem Posten entfernt, verortete den Antisemitismus aber nicht im Kunstwerk, sondern im Auge der kritischen Betrachter. Allen Ernstes erklärte sie, dass die „antisemitische Lesart“ nicht intendiert gewesen wäre und die abgebildeten judenfeindlichen Symbole nur in Deutschland zum Skandal taugen würden. Um das unglaubliche Statement noch einmal zu pointieren, die Frau sagt uns, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, dass die Darstellung von Juden als Schweine und Nazis nur ein Problem für die mit der Holocaustschuld beladenen Deutschen wäre, für Indonesier und andere koloniale Opfervölker sei es hingegen ganz o.k. und legitim, das antisemitische Symbol der „Judensau“ im Zusammenhang mit Israel zu verwenden. An dieser Stelle fragt man sich, wer hier wirklich braun ist, die Documenta oder Uwe Tellkamp.

Kontrolle der Medien im Interesse der Herrschenden

Die skandalöse Äußerung der Generaldirektorin der Documenta sollte aber auch ein Anlass dafür sein, generell über die Rolle der Intellektuellen in unserer Gesellschaft nachzudenken. Im Bühnenstück „Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher“ beschreibt Bertolt Brecht die Intellektuellen seiner Zeit als käufliche Schleimer, die den Herrschenden bei der Umdeutung der Realität, heute würde man es „Framen“ nennen, für Geld behilflich sind. In Brechts Stück geht es darum, den Mangel an Baumwolle, der auf dem Land lastet, dem Volk so zu erklären, das nicht herauskommt, dass die Herrscherkaste ihn selbst verursacht hat, um zum eigenen Vorteil die Baumwollpreise in die Höhe zu treiben. Eine solche Aufgabe übernehmen heute PR-Agenturen oder Spezialisten für kognitive Linguistik. Die renommierteste TUI (Tellekt-Uell-In) unserer Tage, so bezeichnet Brecht in seinem Turandot-Stück Intellektuelle, die ihren Intellekt an die Herrschenden vermieten, ist Elisabeth Wehling. Im Jahr 2019 erstellte sie für das Erste Deutsche Fernsehen ein „Framing-Manual“, das als „Manipulationspapier“ durch die Presse ging. Im Konvolut empfahl sie dem öffentlich-rechtlichen Sender, seinen Kritikern nicht sachlich, sondern moralisch entgegenzutreten. Einer der zentralen Slogans, die Wehling vorschlug, war „Kontrollierte Demokratie statt jeder wie er will“. Natürlich ging die Sache schief, was angesichts des dämlichen Slogans nicht verwunderlich ist, der so platt und direkt daherkommt, dass der einfachste Geist bemerkt, dass es hier um die Kontrolle des medialen Informationsflusses im Interesse der politisch Herrschenden geht. Übrigens hat die ARD die Kritiker des „Framing-Manuals“ gleich zur Sicherheit auch noch angebräunt. Die Kritik an dem Papier komme primär aus rechten Medien, ließ man verlauten.

Aufklärung, die sich selbst zerstört

Während die Documenta-Veranstalter und ihre politischen Helfer versuchten, linken Antisemitismus weißzuwaschen und gesellschaftsfähig zu machen, wurde die Corona-Protestbewegung – wir erinnern uns –  von der Mainstreampresse plump angebräunt. Weil irgendwo in ihrer Menge ein Alt-Nazi gesehen wurde und ein paar Verrückte mit dem Judenstern aufmarschierten, wurde die ganze breite Bewegung ins rechte Eck verschoben und damit  abserviert. Brachial wurde das störende Andere aus dem Weg geframt. Die Investition der ARD hat sich offenbar doch gelohnt. Die eigene Blase weißwaschen und die politischen Gegner anbräunen, dass ist die Framing-Strategie der linken Politik. Die linken Intellektuellen stehen nicht mehr an der Seite des Volkes, sie sind zu Dienstboten der Mächtigen degeneriert und damit mit Verve aus dem Projekt der europäischen Aufklärung ausgestiegen. Denn wie meinten Horkheimer und Adorno in ihrem Buch „Dialektik der Aufklärung“: „Wo Aufklärung sich mit der Herrschaft identifiziert, statt sich gegen sie aufzulehnen, zerstört sie sich selbst.“ Die Totengräber der Aufklärung sind heute die Linken. Auf diese Idee wären wohl die beiden Meisterdenker in ihren düstersten Stunden nicht gekommen.