
Bernhard Krumpel: Atomenergie mit strahlenden Aussichten
Wer hätte gedacht, dass die europäische Energiewende zu einer Renaissance der Atomkraft führen wird? Ein völlig chaotischer Schwenk zu alternativen Energieformen hat dies möglich gemacht.
Egal, ob jemand Befürworter oder Gegner der Kernenergie ist – eines ist mittlerweile klar: Ohne Atomstrom geht in Europa das Licht aus. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen wären gewaltig.
Es mutet grotesk an. Die größten politischen Gegner der Kernenergie, haben diese wieder salonfähig gemacht. Der nicht nur in Deutschland im Schneckentempo stattfindende Ausbau alternativer Energieformen hat einer in Europa auf dem Rückzug befindlichen Technologie neues Leben eingehaucht. Die drohende Abschaltung deutscher AKWs hat dazu geführt, dass Strom zunehmend zur Mangelware wird. Das zeigt nicht nur bei unserem Nachbarn Auswirkungen. Dort wird bereits einer der höchsten Strompreise weltweit verzeichnet. Aber nicht nur in Deutschland kann diese Planungslosigkeit zu einer prekären Lage für Wirtschaft und Gesellschaft führen. Wie kam es dazu?
Da Nachhaltigkeit richtigerweise als wesentliches politisches Ziel erkannt wurde, wirbelte der CO2-Preis auf 60 Euro pro Tonne hoch. Das führte dazu, dass in England, Spanien, Deutschland und den Niederlanden Kohlekraftwerke zügig stillgelegt wurden. Als Ersatz wurde Gas zur Stromgewinnung eingesetzt, was wiederum den für viele Haushalte wichtigen Gaspreis explodieren ließ. Mittlerweile liegen wir bei einer Verdreifachung von Gas- und Strompreis.
Energiewende geht nur mit Versorgungssicherheit
Noch ist das Murren der Menschen leise, da die Kostensteigerungen noch nicht wirklich in der Börse angekommen sind. Allerdings sind wetterabhängige Solar- und Windenergie noch viele Jahre davon entfernt, die Ausfälle bei der Stromgewinnung auch nur ansatzweise zu ersetzen. Wetterphänomene haben heuer zu einem schwachen Windjahr geführt, bei Starkwind musste die Produktion aufgrund mangelnder Speicherkapazitäten überhaupt abgestellt werden.
Das betrifft auch Österreich, denn bei sinkender Stromproduktion steigt der Preis. Steigt der Preis, leiden die Haushalte und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Leidet die Industrie unseres wichtigsten Handelspartners, spüren wir das in Österreich. Eine soziale Kettenreaktion ist die Folge, der Staat wird mit Preisstützungen einspringen müssen. Bleibt die Verlegenheitslösung Wasserstoff. Laut Experten allerdings eine äußerst ineffiziente Energiequelle, schließlich bleiben im Umwandlungsprozess von Wasserstoff zu Strom nur 25 Prozent der Primärenergie übrig. Kalkuativ landet man somit bei einem Strompreis von 50 Cent pro Kilowattstunde.
Laufzeitverlängerung deutscher AKWs realpolitisch keine Option
Deutschlands jährlicher Energieverbrauch beträgt rund 2500 Terrawattstunden (TWh). Lediglich sieben Prozent davon, leisten Wind- und Sonnenergie. Somit besteht noch viel Luft nach oben. Pragmatisch gesehen, wäre somit eine Laufzeitverlängerung der sechs deutschen Atomkraftwerke (AKW) eine Option. Möglich wäre dies durch ein Vorschaltgesetz noch vor dem 31. Dezember 2021. Diese AKWs produzieren aktuell zuverlässig 64 TWh Strom und hätten somit
Auswirkungen auf Strompreis und Versorgungssicherheit. Politisch gesehen, kann diese Möglichkeit allerdings aufgrund der Regierungskonstellation außer Acht gelassen werden.
Aktive Atombefürworter
Außerhalb Österreichs und Deutschlands wird Atomenergie als eine nachhaltige Energiequelle gesehen. Frankreich plant die Technologie mit einer Milliarde Euro zu unterstützen, der britische Konzern Rolls-Royce kündigte während des Weltklimagipfels in Glasgow den Bau kleinerer AKWs an. Daran wird auch in den USA und China geforscht, konzipiert und gebaut.
Seit Tschernobyl (1986) veränderte sich die weltweite Zahl von etwas mehr als 400 AKW kaum. In den letzten 20 Jahren entstanden 95 neue AKW, demgegenüber wurden 98 stillgelegt. Aktuell sind 53 AKW im Bau, 18 davon in China. Global gesehen, stammen rund 10 Prozent des Stroms aus Kernenergie, starke Befürworter dieser Industrie sind USA, China, England und Frankreich. Zudem ist Atomenergie Teil der Taxonomie. Darin schreibt Brüssel die förderungswürdigen Formen nachhaltiger Energiegewinnung fest. Das bedeutet, Strom aus den AKW wird günstiger, weil Investoren günstiger investieren können. Während Atomstrom auch bei Dunkelheit und Windstille verlässlich Strom liefert, hakt es beim Bau der AKWs. Kaum ein Projekt, dass Bauzeit und Kosten nicht deutlichst überschritten hätte.
Trend Kleinreaktoren
Aktuell forschen Ingenieure an Minimeilern, sogenannten Small Modular Reactors (SMR). Das ist auch der Weg, Frankreichs Emmanuel Macron und Unternehmen wie Rolls-Royce einschlagen möchten. Statt Reaktoren mit 1,3 Gigawatt Leistung ist das Ziel, Kleinreaktoren mit rund 470 Megawatt zu bauen, die mit einem Zehntel der Fläche auskommen und nur rund 2 Milliarden Pfund kosten sollen. Geplantes Startjahr: 2031.
Geforscht wird auch noch weiter entfernt im Westen. Die US-Regierung fördert ein Start-up in Maryland mit 80 Millionen Dollar, Milliarden könnten folgen. Auch Bill Gates, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos glauben an die Zukunft der Atomkraft. Sie alle sehen Atomenergie als entwicklungsfähige und nachhaltige Energieform. Genauso wie die Experten des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Denn in seinem jüngsten umfassenden Bericht empfiehlt dieser auf Seite 569 unter anderem eine intensivere Nutzung von Kernenergie. Das wird nicht allen gefallen.
Er zählt in Österreich zu den besten Kommunikationsexperten. Die Rede ist vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (49). Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus benötigte er unter anderem bei seinen komplexen Jobs für Politiker, Ministerien und Konzerne. Neben seiner Beratungstätigkeit gibt der Wirtschaftssoziologe gerne sein Wissen an Studenten weiter. Er ist Verfasser von Fachartikeln, wie etwa zur Aktionärsrechte-Richtlinie und deren Auswirkung auf die Unternehmenskommunikation, sowie Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.
Kommentare
Ich teile die Einschätzung von Hrn. Krumpel, dass die Klimahysterie (unbewusst oder gesteuert/gekauft?) einen wesentlichen Beitrag zur Renaissance der Atomkraft leistet. In Schweden ist der pro-Kopf-Stromverbrauch gegenüber Österreich 1,8 mal so hoch und der Kernkraftanteil beträgt knapp 40%. Bei uns laufen die F4F-Leutchen (nicht nur Kinder, auch viele dem Kindesalter Entwachsene infantil Gebliebene) freitags der Greta nach und demonstrieren samstags gegen Mochovce oder Temelin. Dabei würden ohne Atomstrom in Wien im Winter die Lichter ausgehen. Mir ist – auch aus eigener Erfahrung im privaten Umfeld – allerdings bewusst, dass sachliche Argumentation nichts bringt. Es handelt sich um einen Glaubenskrieg mit Kinderkreuzzügen, um die Taschen einer mächtigen Lobby (und ihrer Trittbrettfahrer) zu füllen.
Ziemlich deckungsgleiche Argumente wurden im Vorfeld der Zwentendorf-Volksabstimmung genannt.
Damals wurde auch von der Atomlobby propagiert, dass ansonsten ein Blackout kommen würde. Gehöhnt wurde mit “der Strom kommt aus der Steckdose”.
Es gibt einfach keine Notwendigkeit, Raumbeheizung elektrisch zu machen und mit Elektroautos zu fahren.
Wir haben in Österreich die Möglichkeit zur Nutzung von Wasserkraft und könnten noch weitere Wasserkraftwerke errichten.
Ich weiß nicht wie die Zahlen heute ausschauen, aber zur Zeit von Zwentendorf hatte der private Stromverbrauch nur 4% des Gesamtstromverbrauchs ausgemacht. Es ist also ziemlich egal, ob man in Wohnungen Stromsparlampen verwendet oder nicht.
In Deutschland hat die BASF einen Stromverbrauch wie ganz Dänemark, wie ich kürzlich in einem Medium gelesen habe.
Da in Österreich die Industrie gegenüber zur Zeit als Zwentendorf aktuell war, erheblich weniger Industriebetriebe hat, kann es bei uns keine Not geben mit dem Strombedarf.
Auch wenn die neuen Atomkraftwerke immer sicherer werden, das Problem der Endlagerung ist nicht gelöst und immer stärker werdende Wetterkatastrophen machen das Problem für die Zukunft nicht kleiner.
Wenn nur mehr “Wohlfühlpolitik” ohne jede Berücksichtigung naturwissenschaftlicher Tatsachen gemacht wird, dann kommt ein großes Durcheinander raus, das, so fürchte ich, noch viel ärger werden wird …
Das wird so und so ein Problem. Wenn Atomkraftwerke als verlässliche Energiequelle erst frühestens ab 2030 in Betrieb gehen-was machen wir bis dort hin?Alternative Energie aus Wind und Sonne (fast idiotisch in nördlichen Ländern!) ist unzuverlässig egal wie viele Anlagen unsere Landschaft verschandeln und die Natur zerstören. Gas als “Brückentechnologie”? Macht uns total abhängig von Russland und treibt die Gaspreise in astronomische Höhen! Bleibt in Europa nur Kohle die auch geographisch innerhalb der EU in genügender Menge verfügbar ist. Kohlenkraftwerke können auch vollständig sauber produzieren wenn da nicht der Klimawahn wegen des dabei entstehenden CO2 wäre. Da kommen unruhige Zeiten auf uns zu – weil irgendwann werden der Energiemangel bzw die hohen Energiepreise auch für die Bevölkerung stark spürbar werden. Wenn ich bedenke wie viele Menschen jetzt schon wegen der Conronaimpfung auf die Straße gehen! Wie wird das erst sein, wenn die Wohnungen kalt werden und die Arbeitslosenzahlen steigen….
Ab ab 2030 sollen zusätzliche, im Bau befindliche oder geplante Atomkraftwerke in Betrieb gehen. Es laufen doch derzeit in Europa ohnehin eine ganze Menge, und der Umstieg auf e-Autos erfolgt auch nicht von heute auf morgen. Da hat man sogar noch Zeit auf Wasserstoff als Energiequelle für Autos umzusteigen, hoffentlich.
Spotlight Klar erkannt. Die Sponsoren sind interessiert an bestimmten Technologiebeteiligungen. Man kann erahnen welche Firmen das sind, wenn man sich die Investitionen ansieht.
Der Grund für das Desinteresse am Bevölkerungswachstum kann nur sein, dass mehr Menschen bedeutet mehr Kunden UND mehr (billige) Arbeitskräfte.
Da es aber das ursprüngliche Problem für alles ist kann man sicher annehmen, daß das Projekt Greta ein rein privatwirtschaftliches ist. Ein wirklich politisch denkender Mensch würde das Bevölkerungswachstum mit höchster Priorität behandeln. Aus Investorensicht ist es vorteilhaft.
Schon zu Beginn des von den Medien gehypten Greta Thunberg-Klimarettungs-Feldzug habe ich auf bestimmten Onlineplattformen gepostet, dass ihr Engagement zu einer Renaissance der Atomkraft führen könnte. Und heute ist die Renaissance der Atomkraft eindeutig zu beobachten, zu welcher Greta wohl unbestreitbar einen großen Beitrag geleistet hat. Insofern kann ihr Engagement schon als „zweischneidig“ verstanden werden. Sie sei zwar persönlich gegen Atomkraft, demonstriert gegen diese allerdings nicht!
Nachdem in Schweden nach wie vor Atomkraftwerke in Betrieb sind, und die dortige Politik seit Jahren einmal für Atomkraft, dann wieder gegen diese ist, könnte es sogar sein, dass die Atomlobby Gretchens Engagement von Anfang an finanziell unterstützt hat. Für mich ist überhaupt die Gretchenfrage, wer die Groß-Spender, und wer die wirtschaftlichen Nutznießer von Gretas Engagement sind. Eigentlich basiert ihr Engagement insbesondere auf dem, was der Club of Rome seit 1972 unter dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“ thematisiert. Greta hat sich diesbezüglich hautsächlich auf den CO2-Ausstoß fokussiert, geht aber leider auf das wichtige Thema Bevölkerungswachstum eigentlich gar nicht, und auf das große Problem des angeblich notwendigen stetigen Wirtschaftswachstums meiner Meinung nach viel zu wenig ein.
Leider wird jedoch Natur-, Umwelt- und Klimaschutz ohne Abkehr vom Dogma des angeblich notwendigen ständigen Wachstums der Bevölkerung und der Wirtschaft langfristig nicht funktionieren.
Spotlight danke für die letzte Meldung. Ich mache dort weiter wo du aufgehört hast. Wir wissen nicht nur seit ca. 40-50
Jahren das das Experiment fosiele Brennstoffe nicht mehr lange dauern kann. Das Überbevoelkerung die natürliche Umgebung nicht nur verändern wird sondern auch Zerstört!
Das Artensterben ist hat seit der Industrialisierung in dem Maße zugenommen das man das gar nicht mehr überblicken kann! Der Größenwahn
von Technokraten und Wachstums
Gläubigen Wirtschaftsexperten und
Planlos es Handelen hat uns das alles geingebrockt! Humanitäre Hilfe ohne
Familienplanung funktioniert so nicht.
Wenn wir keine Weltkriege mit Millionen
Toten wollen geht es einfach nicht das
zu Beispiel in Afrika fast die Hälfte unter
16 Jahren ist. Wenn wir das Wachstum
Der Weltbevölkerung nicht stoppen, werden wir auch das Wirtschafts Wachstum nicht stoppen können! Und dann wird es unmöglich sein auf
Co2 neutrale Kreislauf Wirtschaft umzustellen! Das nennt sich öko soziale
Marktwirtschaft? Zu Beispiel Regional
Erzeugen und Verbrauchen! Alle wichtigen Dinge der Lebens Nahrung
Kleidung Wohnen Fahren Ausbildung!
Das ginge heute noch viel einfacher und besser als früher! Wer braucht in Wirklichkeit Bananen wenn er genug anderes Obst hat? Die Menschen die Banane anbauen sollten sie selbst verwenden. Und wir essen unser
Obst und diese sollten sich um ihre eigene Gruppe kümmern. War mal so
und könnte wieder so werden! Aber es
sollte schon ein Ziel sein. Es den Amis zu überlassen wird nicht funktionieren! 😉
@Manfred – ich denke gar nicht, dass es die Bananen – stellvertretend für alle anderen Produkte, die nicht bei uns wachsen oder produziert werden (können) – es würde imo schon reichen, wenn wir alles, was bei uns produziert wird und werden kann auch weitestgehend von hier beziehen, anstatt es kreuz und quer zu karren. Bis vor wenigen Jahren gab es zB Knoblauch fast nur aus China im Supermarkt – Wahnsinn! Wenn wir hier bei solchen Produkten mal generell umschwenken ist schon viel erreicht.