Derzeit wird Geld gedruckt wie verrückt. Das hat Folgen. So verzeichnet Deutschland, Österreichs Leitmarkt, mit einem Plus von 2,5 Prozent bei den Preisen die höchste Steigerung seit September 2011. Getrieben wurde die deutsche Inflation von den Energiepreisen, insbesondere Benzin und Heizöl. Den geringsten Anteil an dieser Entwicklung haben im Übrigen die Mietpreise. Eine Analyse der deutschen Bank schreibt mittlerweile von erwartbaren vier Prozent Inflation.

Dabei scheint in Europa noch alles halbwegs unter Kontrolle. Anders in den USA: der Mai brachte ein Plus von 5 Prozent. Das ist ein schon spürbarer Druck auf die Geldbörse.

Mehrheit oder Minderheit?

Wenn man den Medien glauben will, dann meint die Mehrheit der Ökonomen, dass dies nur vorübergehend sei. Bedingt sei dieser Inflationsschub durch Ölpreisanstieg, globale Lieferengpässe und dem Konsumschub nach dem Lockdown. Und sie führen ins Treffen, dass die aktuell hohe Arbeitslosigkeit den Lohnanstieg bremst und damit die Lohn-Preisspirale verhindert. Diese wäre aber für einen dauerhaften Anstieg entscheidend.

Ich bin Teil der Minderheit. Diese Minderheit glaubt nämlich, dass wir vor einer längeren inflationären Phase stehen. Argumente sind die brummenden Notenpressen, welche für die Bezahlung der Staatsschulden angeworfen wurden. Aber ich bin kein Ökonom, sondern beschäftige mich primär mit Medien, politischen Entwicklungen und versuche daraus gesellschaftsrelevante Prognosen abzuleiten. Von der Seite kommend, sehe ich harte Lohnverhandlungen kommen. Es wird somit an den europaweiten Gewerkschaften und den Unternehmern liegen, ob wir Europäer die Inflation wieder einfangen können. Während der Pandemie waren viele Menschen in unterschiedlichen Ländern in Kurzarbeit. Das bedeutet Lohnverlust. Gerade für Geringverdiener macht es einen existenziellen Unterschied, ob auf zehn Prozent des Einkommens verzichtet werden muss. Da für viele Konzerne die Auftragslage – im Gegensatz zu den Klein- und Mittelbetrieben – sehr gut aussieht, werden die Gewerkschaften einen Ausgleich für die bestehende und künftig erwartbare höhere Inflation fordern. Das Ganze nennt sich Kaufkraftausgleich. Der Unternehmer wiederum muss, um die höheren Löhne bezahlen zu können, die Preise verteuern. Schon sind wir mittendrin in der Lohn-Preisspirale.

Inflation ist den meisten egal

Dieser finanzpolitischen Sackgasse zu entrinnen, ist nicht so einfach. Den meisten Menschen ist die Inflation schlichtweg egal. Irgendwie ging es sich immer aus. Aufgrund der niederen Zinsen wird umgeschichtet. In Kryptowährungen, Aktien, Anleihen und was sonst noch so angeboten wird und ertragstechnisch über der Inflation liegt. Das kann allerdings eng werden, wie am Beispiel der Aktienfonds schnell erkennbar ist. Bei den prognostizierten vier Prozent Inflation, Fondsmanagementkosten und Bankgebühren, wird es langfristig zur Herausforderung in der Gewinnzone zu landen. Letztendlich ist dies ein Wohlstandsproblem für diejenigen, denen etwas zum Sparen übrigbleibt. Bedrohlich ist es für die Personen, die sich das Monatsende nicht mehr leisten können, weil schon alles für die Grundbedürfnisse verwendet wurde.

Die Gefahr einer Inflation ist den meisten Menschen scheinbar nicht bewusst, sie ist meiner Meinung nach auch noch nicht in den Köpfen der Menschen angekommen. Denn bis dato wurde im Rahmen der Kollektivvertragsverhandlungen immer intelligent ausgeglichen. Insbesondere durch Einmalzahlungen und die Bevorzugung geringer Einkommen. Natürlich ist es schön, wenn wir alle mehr Geld am Konto haben. Aber was bringt es uns, wenn es im Endeffekt weniger wert ist? Hoffen wir, dass es bei einem konstruktiven Dialog zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bleibt und sie sich nicht von der herrschenden konfrontativen Stimmung in der Spitzenpolitik anstecken lassen.

Er zählt in Österreich zu den besten Kommunikationsexperten. Die Rede ist vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (49). Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus benötigte er unter anderem bei seinen komplexen Jobs für Politiker, Ministerien und Konzerne. Neben seiner Beratungstätigkeit gibt der Wirtschaftssoziologe gerne sein Wissen an Studenten weiter. Er ist Verfasser von Fachartikeln, wie etwa zur Aktionärsrechte-Richtlinie und deren Auswirkung auf die Unternehmenskommunikation, sowie Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.