Als wir uns in Europa auf den Weg gemacht haben, um das Ziel Nachhaltigkeit zu erreichen, war vielen nicht klar, wie steinig dieser Weg ist. Als Zielbild winkten grüne Wiesen, ein leichter Wind, der den Duft frischer Kräuter in die Nase trägt., Die Haut sanft erwärmende Sonnenstrahlen, zirpende Grillen und am Waldesrand äsende Rehe. Welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen uns tatsächlich erwarten, war niemanden klar.

Politisch unbequeme Wahrheiten mit radikalen Auswirkungen

Der Strompreis explodiert. Ende des Jahres nehmen die Deutschen ihre Atomkraftwerke vom Netz. Eine völlig überhastete Maßnahme, die das Stromangebot weiter verknappen wird. Denn gleichzeitig wurde das Alternativangebot nicht ausgebaut. Ein Beispiel? Zwei Prozent der deutschen Landesfläche sollten mit Windrädern bestückt werden. Tatsächlich wurden in Bayern im Jahr 2020 drei (!) Windräder beantragt, im ersten Quartal 2021 keines. Verständlich, denn die behördliche Landesregel lautet: Der Abstand zwischen Windrädern und Siedlungen muss das 10-fache der Anlagenhöhe ausmachen. Bei einer Höhe von 200 Metern, macht dies den Ausbau schwierig. Bei Solarpaneelen bietet sich eine ähnlich traurige Situation. Zusätzlich wird 2038 die Kohleverstromung beendet. Dabei sind sich alle Prognosen bei einem einig: Der Stromverbrauch wird bis 2030 um 25 bis 35 Prozent weiter zunehmen, bis 2045 sogar um 130 bis 185 Prozent.

Kurz gesagt, Strom wird zu einem knappen Gut, die volkswirtschaftlichen Auswirkungen sind für Privathaushalte und Unternehmen enorm. Deutschland ist am besten Weg, sich selbst zu degradieren. Denn die Franzosen werden im künftigen Ernstfall ihren Atomstrom nicht mit Deutschland teilen. Sie werden ihn selbst brauchen.

Die Stromerzeugung ist allerdings nur ein sich verschärfendes Problem. Der Individualverkehr mit all seinen Freiheiten, wird eingeschränkt. Denn die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität ist für eine deutlich steigende Zahl von Elektrofahrzeugen noch bei weitem nicht gerüstet.

Beim Heizen sind die notwendigen Ziele schlichtweg nicht erreichbar. Die Sanierungsrate bei Gebäuden müsste mindestens verdoppelt, Fernwärmenetze sollten massiv ausgebaut und in Wärmepumpen investiert werden. In all dem liegt auch eine soziale Gefahr. Denn mit höheren Heizkosten drohen einschneidende soziale Probleme. Und ohne Hilfe für Geringverdiener wird der Klimaschutz die politische Landschaft radikalisieren.

Erinnern Sie sich noch an das Ozonloch?

Einzige wesentliche Maßnahme bisher war der Schutz der Ozonschicht. Doch obwohl bereits 1957 die britische Forschungsstation Halley Bay davor warnte, kam es erst rund 30 Jahre später auf die politische Agenda.

Nun muss alles schneller gehen. Daran sind wir selbst schuld. Viel zu ambitionslos wurde in den 1990-er Jahren Klimapolitik betrieben. Politische Entscheidungen haben sich durch die darauffolgende Tatenlosigkeit der Lächerlichkeit preisgegeben. Den Preis, dieser realitätsnegierenden Politik, den müssen wir jetzt alle zahlen. Und wir spüren ihn bereits an den eklatant steigenden Strompreisen.

Dabei wird es alles nichts nutzen. Die Frage ist nicht mehr, wie wir die Klimaerwärmung um 1,5 bis 2 Grad aufhalten können. Die Frage ist, wie können wir es schaffen, dass die Temperatur nicht um mehr als fünf Grad steigt? In Europa sind wir auf Kurs. Aber wir müssen die anderen Länder auch an Bord holen. Sonst sind unsere Anstrengungen umsonst – und das ist toxische Nahrung für hungrige politische Demagogen. Denn schon der US-amerikanische Psychologe Maslow wusste: Wenn die Existenz- und Sicherheitsbedürfnisse einer steigenden Zahl der Bevölkerung nicht mehr gedeckt werden können, dann sind soziale Unruhen unvermeidbar. Hoffen wir, dass es nicht dazu kommen wird.