Er ist einer, dem man nachts auf der Straße nicht unbedingt begegnen will, der neue Al-Kaida-Chef Saif al-Adl. Nach der Tötung von Aiman al-Sawahiri im Sommer des Vorjahres hat nach Angaben der USA der im Iran lebende Ägypter Al-Adl die Führung des Terrornetzwerkes übernommen. “Wir sind zu demselben Ergebnis wie die UNO gekommen: Der neue De-facto-Chef von Al-Kaida, Saif al-Adl, lebt im Iran”, erklärte ein Sprecher des US-Außenministeriums.

Experten gehen davon aus, dass der Druck auf Al-Kaida gestiegen war, einen Anführer auszuwählen, der nicht nur Anschläge planen, sondern auch das Terror-Netzwerk leiten kann. Wie es heißt, agiere Al-Adl im Gegensatz zu anderen führenden Al-Kaida-Mitgliedern eher im Verborgenen. Während frühere Al-Kaida-Chefs sich mit Ansprachen und Drohungen gegen die USA immer wieder an die Öffentlichkeit wandten, sei Al-Adl einer, der bei der Planung von Anschlägen hinter den Kulissen handle.

Ein "Pokerface", das jeden, der sein Vertrauen missbraucht, mit rücksichtsloser Gewalt bestraft

Der ehemalige FBI-Ermittler Ali Soufan, der an der Fahndung nach Al-Kaida-Aktivisten beteiligt war, beschreibt Al-Adl als gewiefte Persönlichkeit und Pokerface. “Sein Temperament ist berüchtigt. Mit seiner scharfen Zunge droht er jedem, der ihm missfällt, Gewalt an.

Er ist dafür bekannt, dass er Illoyalität sofort mit rücksichtsloser Gewalt bestraft”, schrieb Soufan in einem Persönlichkeitsprofil für das Combating Terrorism Center. Bei Untergebenen könne er verächtlich und sogar brutal werden.

Andererseits sei er auch für freundliche Ratschläge bekannt. Der Fachmann am Institut für nationale Sicherheitsstudien der Universität Tel Aviv, Yoram Schweitzer, urteilte: “Er ist eine sehr mutige, professionelle und kaltblütige Persönlichkeit.”

Zur Erinnerung: Nach der Tötung von Osama bin Laden durch US-Spezialeinheiten im Mai 2011 in Pakistan hatte Aiman al-Sawahiri die Führung von Al-Kaida übernommen. Er galt als Kopf hinter den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA, bei denen fast 3000 Menschen ums Leben kamen. Im Sommer 2022 töteten die USA Al-Sawahiri in Kabul mit einer Drohne.