Wer wirtschaftet, der sollte das Geschäft auch beherrschen. Das ist auch klüger, als sich nachher auf den bösen Markt auszureden, wenn man selber gescheitert ist und überfordert war.

Es muss nicht gleich der Markt schuld sein, wenn die Marktteilnehmer versagen

Dass beim Risikomanagement des Wiener Energieversorgers etwas falsch gelaufen ist, glauben fast alle Beobachter: Trotz steigender Strompreise wurde monatelang nicht Alarm geschlagen. Das sorgt bis heute für Kopfschütteln. Doch es geht auch anders, wie der deutsche Autobauer VW beweist. Man muss großen Preisexplosionen wie am sogenannten „Black Friday“ – eine Wortschöpfung der Wiener SPÖ – nicht hilflos ausgeliefert sein, sofern man mehr Weitblick hat als die Manager von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Mehrere hundert Millionen Euro Handelsgewinni

Sogenannte „Übergewinne“ fallen nicht vom Himmel. Zunächst wollte VW seine Wolfsburger Kraftwerke von Kohle auf Gas umstellen. Wegen der Preisexplosion und des Appells zum Gassparen hat der Konzern seinen Beschluss geändert, wie Insider berichten. Er will bereits gesichertes Gas wieder verkaufen. Da winken Handelsgewinne in der Höhe von Hunderten von Millionen Euro.

Kraftwerk am VW Werk in Wolfsburg (Niedersachsen)APA/DPA/Julian Stratenschulte

Das Unternehmen werde eine massive Erdgas-Absicherung auflösen und große Mengen des zuvor gekauften Brennstoffs wieder auf dem deutschen Markt anbieten, berichtet die „Börsen-Zeitung“. Europas größter Automobilhersteller habe den Verkauf von Gasverträgen im Wert von 2,6 Terawattstunden veranlasst, wie aus einem Dokument hervorgehe, das Bloomberg vorliegt.

Zunächst wollte VW bei Kohle aussteigen

Angesichts der jetzigen Preise könnte VW nach Bloomberg-Berechnungen rund 400 Millionen Euro Gewinn erzielen. Seit VW Gas gekauft hat sind die Gaspreise nämlich inmitten von Europas Energiekrise um ein Vielfaches gestiegen.

Eine Mitarbeiterin montiert die Verkabelung am 20.05.2016 in der Auto-Produktion des Volkswagen-Werk in WolfsburgAPA/DPA/Sebastian Gollnow

Das Unternehmen wollte das Gas eigentlich im kommenden Jahr in seinen beiden Kraftwerken in Wolfsburg verwenden. Es hatte den Umstieg von Kohle auf andere Brennstoffe geplant. Der Preisanstieg und der politische Druck, möglichst sparsam mit Brennstoffen umzugehen, haben ein Umdenken bei VW ausgelöst. Vorerst bleibe man bei Kohle, wird berichtet.

Sicherungsgeschäfte können auch in der Energiekrise lukrativ sein

Die Vorabkäufe haben sich als überaus lukrativ erwiesen. Die Absicherungen von VW zum Schutz vor Preisschwankungen werden sich für den Autobauer mehr als bezahlt machen – im Gegensatz zu den Sicherungsgeschäften von Wien Energie. Über den Lieferanten Wingas GmbH sollen bereits im Jahr 2020 am Trading Hub Europe (THE) Vorabkäufe getätigt worden sein. Damals lag der Marktpreis bei rund 30 Euro pro Megawattstunde. Nun würden die Gas-Terminkontrakte am THE bei 200 Euro pro Megawattstunde gehandelt.