Als die drei Schüsse durch den Ort hallten, dachten Zeugen zunächst an einen Banküberfall. Doch tatsächlich spielte sich das Drama im ersten Stock oberhalb der Filiale ab – in den Räumlichkeiten der Polizeiinspektion. Die war an diesem Vormittag mit vier Beamten für den Tagdienst besetzt, drei Polizisten und einer Kollegin.

Kurz nach Dienstbeginn zitierte Kommandant Harald Kettner einen seiner Beamten zu einer dienstlichen Aussprache. Auch der Untergebene (46) ist seit vielen Jahren Polizist. Zwischen dem Chef, der erst im vergangenen Oktober die Dienststelle übernommen hatte, und dem Kollegen gab es Unstimmigkeiten. Kettner soll mehr Engagement und Pflichtgefühl eingefordert haben.

Opfer diente sein Leben lang als pflichtbewusster Polizeibeamter

Gerüchte von einem anstehenden Disziplinarverfahren wegen möglichen Amtsmissbrauchs machten die Runde, doch bestätigt ist dies bitte heute nicht. Warum Kettners Untergebener während der Zurechtweisung seine Dienstwaffe vom Typ Glock 17 zog und drei Mal auf seinen Posten-Kommandanten feuerte, ist ebenfalls noch unklar. Kettner wurde zweimal in den Bauch und einmal in den Kopf getroffen. Blutüberströmt brach er an seinem Schreibtisch zusammen.

Die beiden anderen Polizisten waren sofort zur Stelle. Auch Notarzt und Rettung benötigten nur wenige Minuten bis zum Tatort. Doch für den Polizeichef gab es keine Rettung mehr.

Sein ganzes Berufsleben hatte Harald Kettner bei der Polizei verbracht, sich mit Leidenschaft für seine Mitmenschen eingesetzt. Mit 59 Jahren hatte er den Karriere-Höhepunkt seiner Laufbahn erreicht, die Pensionierung war in nicht mehr allzu weiter Ferne. Wie fast alle, hatte Kettner ein bisschen Manschetten vor der Zeit ohne Uniform, doch andererseits freute er sich schon auf den neuen Lebensabschnitt. Und auf die Zeit, die er dann mit der Familie verbringen wollte. Der getötete Beamte hinterlässt drei Kinder.

Innenminister Karner reagierte bestürzt auf Todesnachricht

Nicht nur die Bevölkerung, auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) als oberster Dienstherr, reagierte bestürzt auf die Todesnachricht: „Meine Gedanken und mein zutiefst empfundenes Mitgefühl sind in diesen schweren Stunden bei der Familie und den Hinterbliebenen unseres steirischen Kollegen. Dieser unfassbare Vorfall macht die gesamte Polizei, selbstverständlich aber insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeiinspektion Trieben, zutiefst betroffen”, sagte er.

Der Tatort im Gebäude der Sparkasse in Trieben.