Mit einer Großrazzia geht die Polizei seit Mittwochmorgen gegen Mitglieder des Al-Zein-Clans vor. Mehr als 50 Beschuldigten wird nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa unter anderem die Unterschlagung zahlreicher Autos sowie Betrug mit Corona-Hilfen vorgeworfen. Mehrere Haftbefehle sollen vollstreckt werden.

Schwerpunkt der Durchsuchungen ist nach dpa-Informationen Nordrhein-Westfalen im Nordwesten Deutschlands. Dort gibt es Razzien unter anderem in Solingen, Dortmund und Bochum. Betroffen sind aber auch Städte in anderen Bundesländern, darunter Niedersachsen, Hessen und Berlin.

Aus Ermittlerkreisen hieß es, dass geleaste Autos unterschlagen und mit neuen Kennzeichen versehen verkauft worden sein sollen. In einem zweiten Ermittlungskomplex geht es um Betrug mit Corona-Soforthilfen.

Al-Zein-Clan-Chef "Buddy" steht vor Gericht - seine Luxus-Villa wurde laut Anklage vom Jobcenter bezahlt

Geleaste oder gemietete Luxuskarossen rechtswidrig verkauft

In Nordrhein-Westfalen gibt es Beschuldigte im Alter von 30 bis 38 Jahren. Sie werden verdächtigt, in mindestens acht Fällen mit betrügerisch erlangten, unterschlagenen oder gestohlenen Fahrzeugen gehandelt zu haben. Dabei geht es vor allem um sündteure Luxusautos: Audi Q7, Porsche Panamera, Mercedes S 350 D. Die Verdächtigen sollen die Leasing- und Mietfahrzeuge vertragswidrig an Dritte verkauft haben. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wirft einem der Beschuldigten zudem Erpressung im Zusammenhang mit dem Betrieb eines illegalen Glücksspiels vor.

Der Al-Zein-Clan sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Zurzeit stehen Angehörige in Düsseldorf vor Gericht, deren Villa in Leverkusen mit Geldern vom Jobcenter bezahlt worden sein soll. Der Staatsanwalt hatte vor wenigen Tagen für den Clan-Chef eine Haftstrafe von sechs Jahren gefordert. Die Urteile sollen am 22. Dezember gesprochen werden.

Kriminelle Clans in NRW

Unter kriminellen Clans in NRW versteht man meist kriminelle Mitglieder von Großfamilien mit türkisch-arabischen Wurzeln. Nach Schätzungen des Bundeskriminalamts (BKA) gehören in Deutschland rund 200.000 Menschen zu solchen Großfamilien.

Die meisten von ihnen sind nicht kriminell, aber einige von ihnen haben sich zu mafiaartigen Gruppierungen zusammengeschlossen.

Die Clans gehören oft zu den Mhallami-Kurden, die einst aus der Türkei in den Libanon gewandert waren. Während des libanesischen Bürgerkriegs flüchteten viele on den 1970er Jahren nach Deutschland und kamen vor allem in NRW, Berlin und Bremen unter.

Manche Familien behielten über Generationen nur einen Duldungstatus, auf dem Arbeitsmarkt haben sie es damit schwer. Das sehen Experten als eine Ursache dafür, dass sich aus der Perspektivlosigkeit heraus kriminelle Netzwerke innerhalb mancher Familien gebildet haben.

In NRW begehen die kriminellen Clans viele schwere Verbrechen, sie sind unter anderem im Menschenhandel, Drogenhandel, Betrug und im Bereich Steuerhinterziehung im großen Stil aktiv. Laut dem NRW-Landeskriminalamt machten im Jahr 2021 Verfahren gegen die Clans 20 Prozent aller Verfahren im Bereich der organisierten Kriminalität aus.