Die Bundeshauptstadt steht bildungstechnisch vor großen Herausforderungen: 80 Prozent der Schüler in Wien erreichen am Ende ihrer Schulpflicht ihre Lernziele im Lesen nicht. Das liegt vor allem an einem eklatanten Mangel an Deutschkenntnissen der Schüler, die sich auch beim Durchlauf des kompletten Schulsystems offenbar kaum verbessern.

Mehr als 10.000 Wiener Schüler können nicht am regulären Unterricht teilnehmen

Besonders schockierend sind die Zahlen und Fakten, die ÖVP-Stadtrat Karl Mahrer hierzu im Rahmen einer Pressekonferenz am Dienstag vorlegte: Obwohl der Großteil der Schüler in Wiens Schulen schon in Österreich geboren ist, gibt es bereits mehr als 10.000 außerordentliche Schüler in der Bundeshauptstadt – also Schüler die nicht voll am regulären Unterricht teilnehmen können, weil sie keine ausreichenden Deutschkenntnisse haben und Deutschförderklassen besuchen müssen.

Schüler in Deutschförderklassen: schon 60 Prozent in Österreich geboren!

60 Prozent der Schüler in diesen Deutschförderklassen sind bereits in Österreich geboren, 31 Prozent davon sind auch schon österreichische Staatsbürger. Diese Kinder waren im Durchschnitt 2,6 Jahre lang im Kindergarten. 2,6 Jahre im österreichischen (Vor-) Bildungssystem, in denen den Kindern keine ausreichenden Sprachkenntnisse vermittelt werden können, und dieser untragbare Zustand zieht sich im weiteren Bildungsverlauf auch durch Volks- und Mittelschule weiter.

Um die Größenordnung des Problems noch deutlicher zu machen, geht Mahrer weiter ins Detail: In Wiens Volksschulen haben 58,5 Prozent der Kinder in Wien Deutsch nicht als Muttersprache. In Margareten sind es sogar 88 Prozent, in der Brigittenau sind es 84 Prozent – das bedeute natürlich nicht, dass diese Kinder Deutsch nicht als Umgangssprache im Alltag führen, ergänzt Mahrer. 10.484 Wiener Schüler waren im Jahr 2021 außerordentliche Schüler –  was 14,1 Prozent aller Schüler in Wien entspricht.

Problem beginnt bereits bei den Eltern

Und das ist nur das erste große Problemaspekt, der zu der massiven Bildungs- und Integrationskatastrophe in Wien führt. Wie Mahrer weiter ausführt, liegt der zweite wichtige Aspekt hier bei dem “fehlenden Problem- und Verantwortungsbewusstsein” der Eltern dieser Kinder. Vielen fehlen selbst die nötigen Sprachkenntnisse, die sie so zuhause nicht an ihre Kinder weitergeben können – mangelnde Integration und Abschottung verschlimmern die Situation hier weiter.

ÖVP: Integrationspolitik der Stadt Wien kann nicht länger auf Freiwilligkeit setzen

Die ÖVP sieht hier vor allem die Integrationspolitik der Stadt Wien als mitverantwortlich, die bei der Integration auf Freiwilligkeit setzt. Dies sei aus einer Vielzahl an Gründen eine Schleuse für einen eklatanten Mangel an Deutschkenntnissen, der sich durch etliche Schulstufen, ganze Leben und auch ganze Generationen ziehen kann.

Als drittes Problem identifiziert die ÖVP das Bildungssystem in Österreich an sich. Hier müsse an allen Ecken und Enden “aufgeräumt” , Budget und Personal aufgestockt werden – und nicht nur Kinder, sondern auch Eltern angesprochen werden.