Medien hatten vergangene Woche spekuliert, dass Baradar, der in der neuen Taliban-Regierung auch stellvertretender Regierungschef ist, bei einem internen Streit getötet worden sei. Die Information verbreitete sich schnell über die sozialen Medien. Die Gerüchte wurden dadurch befeuert, dass Baradar mehrere Tage nicht öffentlich zu sehen war.

Baradar sagte weiter, er sei außerhalb Kabuls auf einer Reise gewesen und habe deswegen keinen Zugang zu Medien gehabt. Er wolle nun alle Taliban in hohen und niedrigen Positionen darüber informieren, dass es keinen Grund zu Sorgen gebe. Zu angeblichen Machtkämpfen innerhalb der Taliban-Ränge sagte er, man habe über Jahre Leid und Schwierigkeiten ertragen, um die US-Besatzung zu beenden. All dies sei nicht für Macht oder Positionen gewesen. Einen großen Teil seiner Antworten las Mullah Baradar von einem Blatt ab.

Mehr als zwölf Millionen US-Dollar angeblich in Häusern von Ex-Regierungsmitgliedern gefunden

Unterdessen beschlagnahmte die neue Taliban-Führung nach offiziellen Angaben mehr als zwölf Millionen US-Dollar (etwa 10,2 Millionen Euro) in Form von Bargeld und Goldbarren. Dies teilte die Zentralbank am Mittwochabend (Ortszeit) in der Hauptstadt Kabul mit. Das Geld und das Gold sei in Häusern von Mitgliedern der früheren Regierung und ehemaliger hochrangiger Beamter gefunden worden, hieß es.

Namentlich genannt wurde der ehemalige Vizepräsident Amrullah Saleh. Saleh hatte sich im vergangenen Monat nach der Flucht des ehemaligen Präsidenten Ashraf Ghani zum amtierenden Präsidenten des zentralasiatischen Landes erklärt. Seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August baut er in der Provinz Panjshir Widerstand auf. Die genaue Summe, die in Salehs Haus beschlagnahmt worden sein soll, wurde nicht mitgeteilt. Die Zentralbank wird mittlerweile von den Taliban kontrolliert.

Ein hochrangiger Taliban behauptete auf Twitter, man habe bei Saleh mehr als sechs Millionen US-Dollar in bar und 18 Goldbarren gefunden. Er selbst äußerte sich zunächst nicht. Sein aktueller Aufenthaltsort ist unbekannt. Zuvor hatte Afghanistans ehemaliger Botschafter in Tadschikistan, Mohammed Sahir Agbar, behauptet, Ghani habe bei seiner Flucht 169 Millionen Dollar mitgenommen. Der Ex-Präsident wies dies zurück. Nach Medienberichten forderte die Zentralbank auch Banken auf, die Konten ehemaliger Offizieller einzufrieren. (APA/dpa/red.)