Wer heute einen Bitcoin verkaufen möchte, kriegt dafür noch rund 22.000 Dollar. So wenig waren es zuletzt vor eineinhalb Jahren. Vor gut einem halben Jahr, im November 2021, kostete die Kryptowährung das Dreifache. Wer damals zugeschlagen hat, schaut jetzt durch die Finger, denn das Rekordhoch von knapp 68.800 Dollar rückt auf absehbare Zeit in weite Ferne. Allein binnen der vergangenen sieben Tage hat Bitcoin rund ein Viertel seines Werts verloren.

Massive Einbrüche auf dem gesamten Krypto-Markt

Ähnlich sieht es bei anderen Blockchain-Währungen aus – wie immer, wenn die älteste und am meisten verbreitete Kryptowährung einbricht. Der Wert aller auf dem Portal Coinmarketcap aufgeführten rund 19.800 Digitalwährungen beträgt gegenwärtig noch gut 960 Milliarden Dollar. Vor sechs Monaten waren es noch fast drei Billionen Dollar.

Das sorgt mittlerweile für Nervosität. Nun, inmitten von hoher Inflation, steigenden Leitzinsen und möglicherweise weiterer Corona-Lockdowns in China stehen gerade die vor kurzem noch so gefragten Technologieaktien und Kryptodevisen unter Druck. Der steile Aufwärtstrend der vergangenen Jahre könnte einbrechen.

Der Zusammenbruch von UST hat viele verunsichert

Vor allem zwei Ereignisse erzeugen hohe Nervorsität, sagt Fabian Schär, Professor für Blockchain-Technologie an der Universität Basel gegenüber dem “Tagesanzeiger”. Die Handelsplattform Celsius Network verwehrt Kunden den Zugriff auf ihre Vermögen. “Dieser Vorfall sorgt für große Verunsicherung im gesamten Kryptomarkt und zeigt einmal mehr, dass zentralisierte Verwahrer einer strikten Regulierung unterstellt sein müssen”, sagt Fabian Schär.

Hinzu kommt der spektakuläre Zusammenbruch des Stablecoins UST der Terra-Stiftung Anfang Mai: Diese Kryptowährung wollte mittels Algorithmus den Wert des US-Dollars nachbilden, kollabierte aber nun. “Viele Ökonomen haben schon lange gewarnt, dass ein rein algorithmischer Stablecoin langfristig nicht funktionieren kann”, sagt Schär.

Die Technologie bleibt interessant

In Summe sieht der Schweizer Wirtschaftswissenschaftler aber eine nötige und wenig überraschende Preiskorrektur bei den Kryptoassets. Doch es gibt große Verlierer: Jene, die jüngst auf den Zug aufgesprungen sind, darunter wohl auch viele Kleinanleger.

Von der Technologie dahinter ist Schär freilich überzeugt, denn diese habe ein sehr großes Potenzial. Die Blockchain komme immer mehr in der traditionellen Finanzwelt an. “Längerfristig entsteht damit etwas sehr Spannendes.”