Am 22. Februar 1980 gelang den USA etwas sensationelles. Bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid bezwangen die Vereinigten Staaten von Amerika, die mit College-Spielern angetreten waren die übermächtige Sowjetunion. Die “Sbornaja” galt damals als unschlagbar. Dieser Sieg war die Grundlage für die spätere Goldmedaille der USA. “Glauben Sie an Wunder?” Mit diesen Worten sicherte sich Kommentator Al Michaels damals einen Platz in der Eishockey-Geschichte.

Österreich hat am heutigen Dienstag so etwas wie sein eigenes Lake Placid erlebt – allerdings etwas weiter weg, nämlich in Finnland. Bei der Eishockey-Weltmeisterschaft konnte die österreichische Eishockey-Nationalmannschaft Tschechien sensationell mit 3:2 bezwingen. Es war der erste Sieg in der Geschichte gegen die Tschechische Republik. “Natürlich ist es was Bedeutendes, ich freue mich natürlich und nehme im Hotel ein Bier, aber meine Gedanken sind schon bei Norwegen,” meinte Teamchef Roger Bader nach dem sensationellen Erfolg. “In einzelnen Faktoren waren wir noch stärker als gegen die USA. Die Defensive war sehr gut, das Boxplay (Anmerkung: Unterzahl) Weltklasse. Die Tschechen hatten es trotz vielen guten Spielern schwer, bei uns vorbei zu kommen. Das war schon exzellent, wie wir das gespielt haben. Heute in der zweiten Pause habe ich gesagt: keine ehrenvolle Niederlage, wir wollen das Spiel noch drehen und gewinnen. Die Mannschaft hat ein gewisses Selbstvertrauen aufgebaut, es wäre falsch gewesen, beim Stand von 0:1 zu sagen, wir schonen uns für morgen (Dienstag).”

Tschechische Medien gehen mit eigener Mannschaft hart ins Gericht

Der Held des Spiels war Peter Schneider, der im Penaltyschießen die Nerven bewahrte und gegen seine einstige Wahlheimat den Grundstein zum Sieg ebnete: “Es ist ein Wahnsinn. Ich bin super stolz auf die Jungs und glücklich, weil wir uns das wirklich verdient haben. Wir haben so hart gearbeitet und unzählige Stunden damit verbracht, über unser System zu reden. Jetzt ist das heute alles zusammen gekommen und wir haben uns endlich belohnt,” ließ Schneider seiner Freude freien Lauf.

Alles andere als freudig waren hingegen die Reaktionen aus Tschechien. Das Medium “isport.cz” titelte etwa: “Blamage mit einem Außenseiter. Das Duell gegen den WM-Neuling ist überhaupt nicht gelungen. Die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft verliert gegen Österreich mit 1:2 nach Verlängerung.” Die Zeitung “denik.cz” wählt ähnlich drastische Worte: “Historische Blamage. Die tschechische Mannschaft verliert gegen Österreich nach Penaltyschießen.” Die tschschischen Eishockey-Legenden gingen mit den Spielern ebenfalls hart ins Gericht. “Es ist eine Schande. Ich war überzeugt davon, dass nach der Ohrfeige gegen Schweden (3:5 Niederlage, Anmerkung) eine rasante Änderung kommt. Es hat sich aber überhaupt nichts geändert,” meint der ehemalige Angreifer Radek Duda gegenüber “sport.cz”.

Lange freuen kann sich die österreichische Mannschaft jedoch nicht. Bereits morgen, Dienstag wartet um 15.20 Uhr Norwegen. Am Freitag um 19.20 Uhr trifft die österreichische Eishockey-Nationalmannschaft auf Lettland, ehe es einen Tag später um 15.20 Uhr gegen Finnland geht. Zum Abschluss geht es gegen Großbritannien um den Klassenerhalt. Aber vielleicht kann dieser ja schon vorher fixiert werden.