Bei den Genossen der SPÖ gehören geschmacklose Untergriffe offenbar zum guten Ton. Diese haben sich in den vergangenen Tagen und Wochen verschärft, rückt doch die Mitgliederbefragung in puncto Parteivorsitz immer näher. Zu den Favoriten auf den Parteivorsitz gehören die amtierende SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner (51) und der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (52).

Dass der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (61) und die Wiener SPÖ hinter Rendi-Wagner stehen, ist bekannt. Daran haben sie in den vergangenen Wochen nicht den geringsten Zweifel gelassen. Dass sie sich aber zu böswilligen Seitenhieben auf Rendi-Wagner-Widersacher Doskozil hinreißen lassen, überrascht doch.

Ludwig und die Wiener SPÖ haben es sich offenbar zum Ziel gemacht, die größte Schwäche Doskozils, nämlich seine Stimme, auszuschlachten. Doskozil leidet seit Jahren an einer schweren Kehlkopferkrankung, er musste mehrfach operiert werden. Als Folge davon hat der burgenländische Landeshauptmann Probleme, sich bei öffentlichen Auftritten buchstäblich Gehör zu verschaffen.

Steht eisern hinter Noch-SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner, der Wiener Bürgermeister Michael LudwigQuelle: APA/ROBERT JAEGER

Ludwig an Doskozil gewandt: "Wie bitte? Ich habe das akustisch nicht verstanden"

Bei Sitzungen in den vergangenen Wochen soll Ludwig wiederholt gegen die Stimme von Doskozil boshafte Äußerungen vom Stapel gelassen haben. So soll Ludwig bei Doskozils Wortmeldungen gesagt haben: „Wie bitte? Ich habe das akustisch nicht verstanden.“

Bei einem anderen Wortbeitrag Doskozils soll der Satz gefallen sein: „In der Politik braucht man eben eine starke Stimme.“ Ludwig und die Wiener SPÖ führen denn auch hämisch ins Treffen, dass Doskozil keinen Wahlkampf durchhalten könne.

Schon früher hatte der Ex-Bürgermeister von Wien und Vorgänger von Ludwig, Michael Häupl (SPÖ), über die Stimme des burgenländischen Landeshauptmanns gesagt: „Mir tut der Doskozil mit seiner Krankheit sehr leid, die Stimme ist das Werkzeug des Politikers. Als hätte ein Tischler einen kaputten Hammer.“

Nicht auszudenken, wie Ludwig und die Wiener Landespartei sich verhalten werden, sollte Doskozil letztlich zum SPÖ-Parteivorsitzenden gewählt werden.