Der frisch in seine nunmehrige dritte Amtszeit gewählte Präsident Brasiliens, Luiz Inacio Lula da Silva (77), fand in einem Interview mit dem “Time”-Magazin sehr deutliche Worte zum Konflikt in der Ukraine. Ob er trotz diesen Aussagen nach wie vor auf ein gutes Verhältnis zum amerikanischen Regenten Joe Biden zählen kann, ist fraglich.

"Dieser Typ ist genauso für den Krieg verantwortlich wie Putin"

Den ukrainischen Präsidenten kritisierte Lula scharf. “Ich sitze manchmal da und sehe zu, wie der Präsident der Ukraine im Fernsehen spricht, wie ihm applaudiert wird und er Standing Ovations von den EU-Parlamentariern bekommt. Dieser Typ ist genauso verantwortlich für den Krieg wie Putin. Denn im Krieg gibt es nicht nur einen Schuldigen. Wir Politiker ernten, was wir säen. Wenn ich Brüderlichkeit, Solidarität, Harmonie säe, werde ich Gutes ernten. Säe ich Zwietracht, ernte ich Streit. Putin hätte nicht in die Ukraine einmarschieren sollen. Aber nicht nur Putin ist schuldig.”

Lula zufolge habe besonders die USA, aber auch die EU ordentlich am Konflikt gezündelt. “Die USA und die EU sind auch schuldig. Was war der Grund für den Einmarsch in die Ukraine? NATO? Dann hätten die USA und Europa sagen sollen: Die Ukraine wird der NATO nicht beitreten. Das hätte das Problem gelöst.”

Biden hätte nach Moskau fliegen sollen

Lula kritisierte bereits im Mai in einem Interview mit dem Magazin das Verhalten der USA und der EU im Zuge des Ukraine-Konflikts scharf. US-Präsident Joe Biden hätte seiner Meinung nach viel diplomatischer agieren müssen. “Ich glaube nicht, dass er im Krieg zwischen Russland und der Ukraine die richtige Entscheidung getroffen hat. Die USA haben viel politischen Einfluss. Und Biden hätte den Krieg vermeiden, statt anstacheln können. Er hätte mehr reden, mehr mitmachen können. Biden hätte ein Flugzeug nach Moskau nehmen können, um mit Putin zu sprechen. Das ist die Art von Einstellung, die Sie von einer Führungskraft erwarten. Eingreifen, damit nichts aus dem Ruder läuft. Ich glaube nicht, dass er das getan hat.”