Die Lage in der Airport-Hölle am Flughafen Kabul wird nicht entspannter – im Gegenteil: Während die militärischen Rettungsflüge von dort unter Warnungen vor Terroranschlägen auf ein Ende zusteuern, erreicht der Andrang verzweifelter Menschen, die noch auf eine Rettung in letzter Sekunde hoffen, seinen absoluten Höhepunkt. Die Menschen stünden an einem Tor “so eng aneinander wie Ziegel einer Mauer”, es gehe keinen Meter voran, berichtete ein Augenzeuge.

Viel Zeit bleibt nicht mehr: Am Freitag beenden Deutschland und Frankreich ihre Rettungsflüge, die USA ziehen am Dienstag einen Schlussstrich – die Gefahr vor Anschlägen ist einfach zu akut. Wie akut, das zeigen die Ereignisse von Donnerstag: Die ersten Schüsse sind gefallen! Eine C130 der italienischen Luftwaffe, die an den Evakuierungsmissionen aus Afhanistan beteiligt war, geriet beim Start auf dem Flughafen Kabul unter Beschuss. Ersten Berichten zufolge wurde niemand verletzt – ob es sich um “Warnschüsse” handelte oder gar den Vorboten von etwas Größerem, darüber lässt sich zu diesem Zeitpunkt nur mutmaßen. Doch eines ist klar: Die Zeit für Evakuierungen ist so gut wie vorbei.

Laut US-Angaben wurden am Mittwoch rund 13.400 Personen aus Afghanistan ausgeflogen. Damit steigt die Zahl der von den USA und ihren Alliierten seit dem 14. August evakuierten Menschen auf rund 95.700, teilte die Regierung in Washington mit. Russland flog am Mittwoch laut Nachrichtenagentur Interfax rund 360 eigene Staatsbürger aus Kabul aus.

Das Außenministerium in Wien bestätigte, dass mittlerweile 89 Österreicher, darunter auch Afghanen mit einem Aufenthaltstitel, evakuiert worden seien. Österreichs Soldaten riskieren auf ihren Rettungsmissionen in Afhghanistan gerade ihr Leben. Wie eine Sprecherin des österreichischen Außenministeriums weiter mitteilte, arbeite das Krisenteam vor Ort weiterhin vehement daran, Österreicher und Afghanen mit einem Aufenthaltstitel zu retten. Es stelle sich vor allem die Frage, wie die Menschen in den Flughafen kommen. Die Evakuierung erfolge dann in “enger Abstimmung” mit internationalen Partnern, da Österreich keine eigene Flieger vor Ort habe. Besonders unterstrich die Sprecherin dabei die Kooperation mit Deutschland und Ungarn. Ein mögliches Ende der Rettungseinsätze hänge daher auch von diesen und anderen Partnern ab, hieß es gegenüber der APA.