Ein Gericht in New York hat die Epstein-Vertraute Ghislaine Maxwell (60) nach einem weltweit beachteten Prozess zu 20 Jahren Haft verurteilt. Ihr werden Sexualverbrechen, darunter Menschenhandels mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken, zur Last gelegt. Epsteins Verbrechen seien „entsetzlich„ und “abscheulich“, sagte Richterin Alison Nathan.

Vor Gericht ein Beweisfoto: Ghislaine Maxwell und US-Finanzier Jeffrey Epstein.APA/AFP/Foto von Handout/US District Court for the Southern District of New York

Der Schmerz der Opfer tue ihr leid, sagte Maxwell, in ein graues Oberteil gekleidet, dem Gericht. Dass sie Jeffrey Epstein getroffen habe, bereue sie mehr als alles Andere. Die Verteidigung hatte zuletzt für eine deutlich mildere Haftstrafe von weniger als zehn Jahren plädiert.

Maxwell lockte die Mädchen in die Falle

Ghislaine Maxwell schien lange ein beneidenswertes Leben zu führen: Sie hatte viel Geld und dank ihres Namens Zugang zur High Society. Doch das luxuriöse Jetset-Leben der Britin ist vorbei. Bis zu ihrer Verurteilung war sie bereits zwei Jahre im Gefängnis gesessen.

Heute bereut Maxwell ihren einstigen Liebhaber je getroffen zu haben, sagt sie.APA/AFP/Johannes EISELE

Im Prozess schilderte die Anklage, wie Maxwell sich mit jungen Mädchen anfreundete, von denen die jüngsten erst 14 Jahre alt waren. Sie ging mit ihnen ins Kino oder einkaufen und lieferte sie dann an den Multimillionär aus. Epsteins Vertraute überredete die Teenagerinnen, zu dessen Anwesen in New York, Florida und New Mexico zu reisen und dem Multimillionär dort nackt Massagen zu geben, bevor sie missbraucht wurden. Um den “sexuellen Missbrauch zu normalisieren und zu erleichtern”, zog sich Maxwell laut Anklage auch selbst aus. Teilweise beteiligte sie sich am Missbrauch, beispielsweise indem sie den jungen Mädchen an die Brust fasste.

"Raffinierte Sexualstraftäterin"

Maxwell sei eine “raffinierte Sexualstraftäterin, die genau wusste, was sie tat”, sagte Staatsanwältin Alison Moe im Dezember in ihrem Schlussplädoyer. “Epstein mochte minderjährige Mädchen, er mochte es, minderjährige Mädchen zu berühren. Maxwell wusste das.” Sie sei “der Schlüssel” im System Epstein gewesen. Laut Staatsanwaltschaft wurde Maxwell dafür fürstlich entlohnt: Zwischen 1999 und 2007 überwies ihr Epstein 30 Millionen Dollar.

Verteidigung sieht in Maxwell "Sündenbock"

Maxwell wies alle Vorwürfe zurück. Ihre Verteidigung argumentierte, sie müsse als “Sündenbock” herhalten, weil Epstein nach seinem Tod nicht mehr der Prozess gemacht werden könne. Nach dem Schuldspruch forderte die Verteidigung einen neuen Prozess wegen der erst im Nachhinein bekannt gewordenen Missbrauchserfahrungen von einem der Geschworenen. Der Antrag wurde Anfang April zurückgewiesen.

Allseits bekannt in der Party-Szene

Mitte Juni bat Maxwell dann um eine milde Strafe von unter 20 Jahren Haft. Ihre Anwälte legten dar, Maxwells “traumatische Kindheit mit einem dominanten, narzisstischen und fordernden Vater” habe sie “anfällig für Epstein” gemacht, den sie kurz nach dem Tod ihres Vaters kennenlernte. Zunächst war Maxwell, die in Frankreich geboren wurde und in Oxford studierte, Epsteins Geliebte, später seine enge Freundin und Mitarbeiterin. Jahrelang war sie eine feste Größte in Manhattans Party-Szene.

Sie verkehrte mit Ex-US-Präsidenten Clinton und Trump

Ebenso wie Epstein verkehrte sie mit Prominenz wie der Familie des früheren US-Präsidenten Bill Clinton, dem Immobilienunternehmer und späteren Präsidenten Donald Trump und dem britischen Prinzen Andrew. Ein Opfer von Epstein und Maxwell hatte den Vorwurf erhoben, sie sei von den beiden zum sexuellen Missbrauch an Prinz Andrew vermittelt worden.

Das Magazin “Vanity Fair” schrieb 2011, Maxwell sei bei Partys “immer der interessanteste, temperamentvollste, ungewöhnlichste Mensch im Raum” gewesen. Ihr Adressbuch sei unschlagbar.