Die Separatisten im Osten der Ukraine haben Kinder bei einem Waisenhaus versammelt, um mit ihnen die Evakuierungen nach Russland zu beginnen. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur Interfax am Freitag.

Wechselseitige Schuldzuweisungen zwischen Separatisten und Kiew

Nachdem Diplomaten von den heftigsten Kämpfen seit dem Jahr 2015 berichtet haben, forderte die pro-russische Führung der Separatistengebiete die Zivilbevölkerung zur Flucht nach Russland auf. Zuerst sollten “Frauen, Kinder und ältere Leute” in Sicherheit gebracht werden, sagte der Chef der Donezker Separatisten, Denis Puschilin, in einer am Freitag veröffentlichten Ansprache. “Eine zeitweise Ausreise bewahrt Ihnen und Ihren Verwandten das Leben.”

Denis Puschilin erklärte, Russland habe sich bereit erklärt, Menschen, die vor verstärkten Artillerieangriffen fliehen, eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen, als am Freitag in der von den Rebellen kontrollierten Region Warnsirenen zu hören waren. Die von Russland unterstützten Separatisten und die ukrainischen Regierungstruppen haben sich den zweiten Tag in Folge gegenseitig des Beschusses und der Verletzung der Waffenruhe beschuldigt.

Denis PuschilinAPA/AFP/ALEKSEY FILIPPOV

Ukraine weist russische "Desinformationen" zurück

Die Separatisten warfen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor, er wolle “in nächster Zeit” eine Offensive starten. Puschilin sagte, dass die Kampftruppen bereit seien, das “Staatsgebiet” gegen einen Angriff der Ukraine zu verteidigen. “Wir werden siegen”, sagte er zum Ende der Videobotschaft.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba reagierte auf Twitter auf die russischen “Desinformationen” und erklärte, “wir weisen die Anschuldigungen kategorisch zurück”, dass Kiew offensive Operationen oder Sabotageakte durchführe.

Ähnliche Wortmeldungen aus zweiter Separatisten-Hochburg

Ähnlich wie Puschilin äußerte sich kurze Zeit später auch die Führung der zweiten Separatisten-“Republik” Luhansk. Auch von dort sollten Zivilisten evakuiert werden. Wenig später berichteten Augenzeugen davon, dass im Zentrum der Separatistenhauptstadt Donezk lautes Sirenengeheul zu hören war.

Explosion in der Stadt Donezk

In der ukrainischen Stadt Donezk ist es der russischen Agentur RIA Nowosti zufolge darüber hinaus zu einer schwere Explosion gekommen. Der Vorfall habe sich in der Nähe des Regierungsgebäudes der Separatisten ereignet. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete laut Agentur Interfax an, in Russland Unterkünfte für Einwohner des ukrainischen Donbass zu bereitzustellen. Dafür solle Katastrophenschutzminister Alexander Tschuprijan unverzüglich in die Region von Rostow am Don reisen.

US-Präsident Joe Biden will sich am Freitag um 22.00 Uhr zur angespannten Lage im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine äußern. Das teilte das Weiße Haus in Washington mit.

US-Außenminister Antony Blinken betonte, dass die westliche Geschlossenheit gegenüber Russland auch halten werde, wenn die Krise an der Ukraine-Grenze sich lange hinziehe. Man werde den Fokus auch in den nächsten Monaten nicht verlieren, betont Blinken auf der Münchner Sicherheitskonferenz.