Giorgi war gemeinsam mit Kaili wegen des Verdachts der Bestechlichkeit verhaftet worden. Der parlamentarische Mitarbeiter der Sozialisten hat mit Kaili eine gemeinsame Tochter. Er hat nun alles gestanden!

Francesco Giorgi, der Partner der griechischen Europaabgeordneten Eva Kaili, hat Geständnisse über Korruption und Einmischung im Dienste Marokkos und Katars abgelegt! Das berichten als erstes die französische Zeitung  “Le Soir” und die italienische Zeitung “La Repubblica”.

Giorgi gab zu, Teil einer Organisation gewesen zu sein, die sowohl von Marokko als auch von Katar benutzt wurde, um sich in europäische Angelegenheiten einzumischen.

Soll der Kopf der Organisation gewesen sein: Der ehemalige linken Politier der italienischen Partei "Artikel Eins": Antonio Panzeri

In seinem Geständnis gab Francesco Giorgi zu, dass seine Aufgabe in der “Organisation” darin bestand, Geld zu verwalten. Außerdem behauptete er, dass der ehemalige italienische Europaabgeordnete Pier Antonio Panzeri die angebliche Organisation geleitet habe.

Auf die Frage, ob er sich zu dieser Behauptung äußern wolle, antwortete Panzeris Anwalt, dass ihm “diese Information nicht vorliege”. Rechtsanwalt Laurent Kennis: “Meine einzige Antwort ist, dass es außergewöhnlich ist, dass Sie Zugang zu diesem Dokument haben, während wir keinen Zugang dazu haben. Dies ist ein Verstoß gegen das Untersuchungsgeheimnis”.

Auch Marokko ist in den Skandal involviert

Der Zeitung zufolge hat Giorgi auch angedeutet, dass er Andrea Cozzolino und Marc Tarabella, beide Abgeordnete der S&D-Fraktion im EU-Parlament, verdächtigt, über den ehemaligen italienischen EU-Abgeordneten Antonio Panzeri Geld angenommen zu haben. Marokko soll über seinen externen Informationsdienst Dged in die mutmaßliche Bestechungsaffäre verwickelt sein. Aus den von der beiden Zeitung eingesehenen Dokumenten geht hervor, dass Panzeri, Cozzolino und Giorgi in Kontakt mit dem Dged und Abderrahim Atmoun, dem marokkanischen Botschafter in Polen, standen.

Im Zentrum der Ermittlungen der belgischen Justiz steht das Netzwerk Panzeris. Dieser war lange Jahre Mitglied des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD), derzeit die stärkste Oppositionspartei in Italien. 2017 wechselte er zur Partei des ehemaligen italienischen Kommunistenchefs und Expremiers Massimo D’Alema, Articolo 1, blieb jedoch im Europäischen Parlament in der Fraktion der Sozialdemokraten.

Fight Impunity

Die Staatsanwaltschaft Brüssel ist sich sicher, dass bei Panzeri die Fäden zusammenliefen, wenn es darum ging, politische und wirtschaftliche Entscheidungen des EU-Parlaments zugunsten von Staaten wie Katar oder Marokko zu beeinflussen. Im Zentrum steht die von Panzeri nach seinem Ausscheiden 2019 aus dem EU-Parlament gegründete Nichtregierungsorganisation “Fight Impunity”. Er soll das Geld aus Katar verteilt haben, um Entscheidungen des Parlaments im Sinne des Emirats zu beeinflussen. Panzeri sitzt in U-Haft, auch seine Frau und seine Tochter wurden festgenommen. Luca Visentini, Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes, der die Arbeitsmarktreformen in Katar als “Erfolgsgeschichte” gerühmt hatte und ebenfalls in die Affäre verwickelt ist, kam am Sonntag unter Auflagen wieder frei. Noch am 25. Oktober hatte Visentini in einem Interview Katar als reformorientiertes Land gelobt.