Anfang Dezember kann von vorweihnachtlicher Ruhe in der österreichischen Politik keine Rede sein. Drei maßgebliche Regierungsvertreter treten ab. Nachdem Sebastian Kurz alle politischen Ämter niedergelegt hat, erklärte auch Bundeskanzler Schallenberg, er wolle das Kanzleramt verlassen. Doch damit ist nun noch immer nicht Schluss. Zu später Stunde erklärte auch Finanzminister Gernot Blümel seinen Rücktritt. In einer Videobotschaft nimmt er Abschied. Damit bröckelt die ÖVP-Regierungsmannschaft.

Morddrohungen gegen Familie "nie ganz überwunden"

Blümel bekleidet als Finanzminister nicht nur eines der wichtigsten Ämter im Land. Er zählt auch seit Jahren zum engsten Kurz-Kreis, der den ehemaligen Kanzler über weite Strecken seiner zehn Jahre langen Karriere begleitete. Doch nun ist Schluss. Auf Facebook unterstrich Blümel zunächst, mit Freude acht Jahre lang in der Spitzenpolitik gewesen zu sein. Vor allem das vergangene Jahr sei aber “sehr herausfordernd” gewesen. “Die Morddrohungen gegen meine Frau und meine Familie” habe er “nie gänzlich überwunden”. Nach der Geburt seines zweiten Kindes habe nun der Rückzug von Sebastian Kurz den “letzten Anstoß” gegeben, die Politik zu verlassen – “vor allem für meine Familie”.

"Ich hätte noch viel vorgehabt"

Groll hege er nicht, sagte Blümel. Gerne blicke er auf die vergangenen acht Jahre zurück, beginnend mit seiner Bestellung zum ÖVP-Generalsekretär. Mit “Evolution Volkspartei” sei es gelungen, eine “tot geglaubte ÖVP jünger, moderner, weiblicher” zu gestalten. Seit er Finanzminister wurde gab es aber wegen der Corona-Pandemie “keine normalen Zeiten.” Dennoch dankte Blümel seinem Team und zeigte sich zufrieden mit dem Geleisteten.

Ein Bedauern klang dennoch durch, als Blümel auf jene Pläne zu sprechen kam, die er gerne in Angriff genommen hätte: “Ich hätte noch viel vorgehabt.” Blümel nannte die Stärkung des Finanzplatzes, des Eigenkapitals und des Mittelstandes. Letzteres sei essenziell für die Zukunft. Er hoffe, dass sich andere nun dieser Pläne annehmen werden. Zum Abschluss: “Es war mir eine Ehre.”

Karl Mahrer soll als Wiener Landespartei-Chef nachfolgen

Blümel geht auch als Wiener Landesparteichef. Wie der “Kurier” berichtete, wird der Nationalratsabgeordnete Karl Mahrer vorerst die Landespartei anführen. Alle anderen Spitzenfunktionäre, darunter Klubchef Markus Wölbitsch und Geschäftsführerin Bernadette Arnoldner, bleiben im Amt. Bestellt wird Mahrer vom Landesparteipräsidium am Freitagnachmittag.

Doch wie geht es nun weiter? Die Folgen sind unabsehbar. Manche fragen sich, ob die Koalition noch lange hält oder ins Chaos schlittert.

Wie lange hält die türkis-grüne Koalition noch?