Amerikanische Staatsbürger sollten jetzt das Land verlassen, forderte Biden im Gespräch mit TV-Moderator Lester Holt. In Bezug auf die russischen Streitkräfte ergänzte er: “Es ist nicht so, als hätten wir es mit einer Terrororganisation zu tun.” Vielmehr gehe es um “eine der größten Armeen der Welt”.

Keine Retungsmissionen

Die US-Regierung hatte bereits im Jänner ihren Bürgern empfohlen, die Ukraine wegen der “unvorhersehbaren” Lage selbstständig zu verlassen. Sie hatte damals auch die Abreise der Angehörigen von US-Diplomaten in der ukrainischen Hauptstadt Kiew angeordnet und ihre Bürger vor Reisen nach Russland gewarnt.

Biden bekräftigte, dass er unter keinen Umständen US-Truppen in die Ukraine schicken würde, auch nicht zur Rettung von US-Bürgern im Falle einer russischen Invasion. Dies würde “einen Weltkrieg” auslösen, sagte er und bekräftigte: “Wenn Amerikaner und Russen anfangen, aufeinander zu schießen, befinden wir uns in einer ganz anderen Welt.”

Mehr als 100.000 Soldaten

Russland hat nach westlichen Angaben in den vergangenen Monaten mehr als 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. Dies schürt in der Ukraine wie im Westen die Furcht vor einem möglichen Großangriff Russlands auf das Nachbarland. Russland weist jegliche Angriffspläne zurück. Zugleich führt der Kreml an, sich von der NATO bedroht zu fühlen.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums telefonierte US-Generalstabschef Mark Milley am Donnerstag mit seinem belarussischen Kollegen Viktor Gulewitsch, um die Gefahr von “Fehleinschätzungen” vor dem Hintergrund eines Militärmanövers in der nahe der ukrainischen Grenze gelegenen Region Brest zu verringern. Den USA zufolge wurden rund 30.000 Soldaten aus Russland nach Belarus verlegt.

Marine-Übung als weitere Provokation gedeutet

Nach russischen Angaben geht es bei der Übung darum, die Streitkräfte darauf vorzubereiten, “externe Aggressionen” abzuwehren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Moskau aber vor, “psychologischen Druck” auf sein Land auszuüben.

Russland hatte außerdem sechs Kriegsschiffe zu Marineübungen im Schwarzen Meer und im benachbarten Asowschen Meer entsandt. Kiew verurteilte die Anwesenheit dieser Schiffe als einen “beispiellosen” Versuch, die Ukraine von beiden Meeren abzuschneiden.

Unterdessen teilte das US-Militär am Donnerstag mit, dass Langstreckenbomber des Typs B-52 zusammen mit Bodenpersonal auf dem britischen Luftwaffenstützpunkt Fairford in England gelandet seien. Sie sollen demnach an einer “seit langem” geplanten NATO-Übung teilnehmen. Außerdem waren laut Angaben vom Donnerstag vier Zerstörer vergangenen Monat zu NATO-Übungen in das von der Sechsten US-Flotte abgedeckte Gebiet entsandt worden, das auch das Mittelmeer umfasst.