Selenskyj wird jubeln, Putin wird es gar nicht gefallen – und Österreich ist trotz allen Widerstands offenbar doch eigeknickt (der eXXpress berichtete): Die Ukraine und Moldawien bekommen den EU-Kandidatenstatus. Darauf habe man sich verständigt, wie EU-Ratspräsident Charles Michel am Donerstagabend auf Twitter verkündete. Es sei “ein historischer Moment“, der Tag markiere “einen entscheidenden Schritt auf eurem Weg in die EU”, so Michel in Richtung der beiden Länder.

Wenngleich die Entscheidung der hohen Häupter in Brüssel nicht aus heiterem Himmel kommt, wirft sie dennoch Fragen auf, was wohl bis zuletzt hinter den Kulissen passiert und diskutiert worden sein muss. Die Ukraine wünscht sich seit Jahren eine Annäherung an die EU – ein Bestreben, dass der russische Angriffskrieg nur befeuert und seinen Erfolg begünstigt hat – doch jene Vorbehalte, die es zuvor gab, existieren nach wie vor.

Warum ist Österreich mit seinem Veto eingeknickt?

Einige Länder sprachen sich standhaft gegen den Beitritt und für eine Art “Zwischenlösung” aus – darunter auch Österreich. War der Druck der Befürworter unter Komissionspräsidentin Ursula van der Leyen dann doch zu groß? Oder wie lässt es sich erklären, dass nicht nur Österreich, sondern auch Slowenien und, in abgeschwächterer Form, auch Kroatien, die Niederlande und ja, auch Frankreich, in ihrer skeptischen bis ablehnenden Haltung eingeknickt sind?

Fragen über Fragen, die die nächsten Tage wohl klären werden – wenn die euopäische und österreichische Spitzenpolitik nicht mit dem Krieg, der heftigen Inflation, der Gaskrise und der anrollenden Corona-Welle nicht bereits mehr als ausgelastet beziehungsweise heillos überfordert wäre.

Warum ist Österreich mit seinem Veto eingeknickt?

Doch nicht nur diese brennende Fragen wollen geklärt – auch der schwelende Unmut anderer, langjähriger Beitrittskandidaten will in diesem Zusammenhang besänftigt werden, denn: Auch wenn die Ukraine und Moldau nun offiziell EU-Beitrittskandidaten sind, so erfüllen sie die tatsächlichen Aufnahmekriterien teils noch lange nicht – oder zumindest eindeutig zu einem geringeren Teil, als die Westbalkan-Staaten, die bereits seit fast 20 Jahren – seit 2003 – Kandidatenstatus haben und immer noch nicht Mitglied der EU sind.

Was wird Putin sagen?

Und da wäre da noch die alles andere als unwesentliche Frage zur Reaktion Russlands, die sicherlich nicht lange auf sich warten wird: Moskau hat sein “Njet” zu einem EU-Beitritt der Ukraine nie auch nur ansatzweise verschleiert. Im Gegenteil: Für Putin könnte die Verleihung des EU-Beitrittskandidatenstatus an das Land, das er seit Februar unterwerfen will, jener Funke sein, der das kriegerische Pulverfass zum Explodieren bringt – wie der eXXpress bereits vor Tagen berichtete, ist die EU-Entscheidung gemeinsam mit der “Blockade” der Russen-Exklave Kaliningrad das gefährlichste “Zündelprojekt” und rote Tuch, das die EU in Richtung Moskau schwenkt. Die nächsten Stunden und Tage werden einmal mehr sehr spannend.