Täglich werden neue, schreckliche Details um das Massaker von Bucha bekannt – und die Zahl der Toten steigt und steigt. Am späten Mittwochabend vermeldete der Bürgermeister der ehemals blühenden Kleinstadt, Anatolij Fedoruk, dass erneut drei Massengräber gefunden worden seien. Mit Stand von Mittwochabend seien 320 Leichen in Bucha entdeckt worden, die nun von Spezialisten untersucht würden. “Aber die Zahl der entdeckten Leichen steigt mit jedem Tag“, sagte Fedoruk. “Weil sie auf Privatgrundstücken, in Parks und auf Plätzen gefunden werden, wo es möglich war, die Leichen zu begraben, als es keinen Beschuss gab.”

Im Zuge der Untersuchungen verdichten sich nach Angaben der örtlichen Behörden nun die Hinweise auf russische Kriegsverbrechen. Etwa 90 Prozent der getöteten Zivilisten wiesen Schusswunden auf, erklärte Anatolij Fedoruk am Donnerstag in einem Interview mit der “Deutschen Welle”.

Er selbst habe mehrere Fälle miterlebt, in denen russische Soldaten ukrainische Zivilisten getötet hätten, erzählte der Bürgermeister Buchas. An einem Checkpoint hätten Russen das Feuer auf mehrere Autos eröffnet. In einem Wagen seien eine schwangere Frau und zwei Kinder getötet worden. Nun arbeiteten ukrainische und internationale Behörden in Butscha. “Das Wichtigste ist, die Verbrecher, die das getan haben, vor Gericht zu stellen”, sagte Fedoruk.

Die Verwüstungen in der Stadt rund zwölf Kilometer nordwestlich des Kiewer Stadtrands seien enorm. “112 Privathäuser wurden bis auf die Grundmauern zerstört und können nicht wiederaufgebaut werden”, erklärte Fedoruk weiter. Viele Angaben sind bislang noch nicht unabhängig überprüft, doch die Beweislast gegen Russland scheint in vielerlei Hinsicht bereits erdrückend.