“Der Pöbel darf nicht zum Glühweinstand, die Patrizier feiern weiter”, brachte es eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt in der Morgen Show auf den Punkt. Dass hier offensichtlich bei den Maßnahmen mit zweierlei Maß gemessen wird, rief auch den freiheitlichen Stadtrat Dominik Nepp auf den Plan. Und der hielt sich mit seiner Kritik nicht zurück. Dass dort Mitglieder der Bundesregierung mitten im Lockdown ohne Maske und Abstand und “ohne Genierer” gefeiert hätten, prangert er an und ortete “Sinnbild der Pflanzerei”. Wenn die Bundesregierung so “fetzendeppert” sei, und das Feiern vor einem Millionenpublikum zelebriere, dann dürfe man sich nicht wundern, wenn die Leute auf die Straße gehen würden – oder sich in Hinterzimmern von Lokalen ein Bier genehmigen.

Dass bei der Gala die 2G-Regel galt und auch ein Coronatest nötig war, ändert laut dem Wiener FPÖ-Chef auch nichts an der Heuchelei. Denn das Publikum vor den Fernsehgeräten sei daheim “eingesperrt” und würde am Weg zur Arbeit von der Polizei perlustriert, beklagen die Freiheitlichen. Wenn die Bundesregierung so “fetzendeppert” sei, und das Feiern vor einem Millionenpublikum zelebriere, dann dürfe man sich nicht wundern, wenn die Leute auf die Straße gehen würden – oder sich in Hinterzimmern von Lokalen ein Bier genehmigen. Die FPÖ sei gegen den Corona-Lockdown, bekräftigte Nepp. Darum kritisiere man auch die bei der Gala gezeigte “Scheinheiligkeit” der Regierung.

Nur der Kameramann trug eine Maske

Besonders irritierend war beim Kameraschwenk im prominenten Publikum, in dem Alexander Van der Bellen – mit gewaltigem Sicherheitsabstand zu allen anderen – und andere Regierungsmitglieder mit vielen Prominenten zur Opus-Hymne Life is Life im ORF-Zentrum tanzten: Der Kameramann des ORF musste eine Maske tragen, während vor, neben und hinter ihm die Prominenz ungeschützt Party machte.

Natürlich war alles für einen guten Zweck: Mit der “Licht ins Dunkel”-Gala soll die alljährliche Charity-Aktion beworben werden. Und es wird auch mit Sicherheit betont werden, dass alle Teilnehmer an diesem TV-Abend geimpft und getestet waren. Die von der Regierung aktuell verhängte Maskenpflicht für Innenräume wird übrigens bei “beruflichen Zusammenkünften” ausgehebelt: Da gilt nur 2G, aber keine FFP2-Pflicht.

Ob das bei den Österreichern die noch mindestens bis inklusive 12. Dezember eingesperrt und ohne Party-Stimmung zu Hause sitzen müssen gut ankommt, darf bezweifelt werden.

Lifestyle Redakteurin durfte nicht mehr arbeiten

Pius Strobl, der noch amtierende Sicherheits-Beauftragte im ORF und ein Vertrauter von Noch-Generaldirektor Alexander Wrabetz, schaut bei seinen Mitarbeitern besonders streng hin. Da vom “Seitenblicke”-Team plötzlich eine 2G-Pflicht eingefordert wird, muss eine der besten Redakteurinnen gehen – Sabine Spögler-Dinse darf nicht mehr ihren Job ausüben, weil sie nicht geimpft oder genesen ist. “Ich bin tief betroffen”, sagt die dreifache Mutter im Gespräch mit dem eXXpress.

Der ORF hat mittlerweile reagiert

Mittlerweile hat auch der ORF auf die Berichte reagiert. Er spricht von aus dem Zusammenhang gerissenen Fotos: “Es gab nach Ende der live übertragenen TV-Produktion keine Aftershowparty.” Vielmehr wurden alle Politiker und Promis, die an der Sendung mitgewirkt hatten, verabschiedet, und das dauerte 35 Minuten lang. “Dabei wurden offenbar von einzelnen Mitwirkenden Erinnerungsfotos gemacht, die aus dem Kontext gerissen den falschen Eindruck einer Partysituation erwecken können. Nach der Verabschiedung verließen in weiterer Folge auch die an der Produktion beteiligten Mitarbeiter den Produktionsort.”

Soll es nach der Sendung Konsequenzen geben?