Bei den Wählern konnte sich Norbert Hofer durchsetzen, innerhalb der Partei Herbert Kickl. Erst kürzlich, am 29. Mai, belegte eine im Auftrag von „profil“ durchgeführte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Unique: Die Mehrheit – 48 Prozent – hält Hofer für den besseren FPÖ-Spitzenkandidaten, nur 16 Prozent waren für Herbert Kickl.

Selbst bei den FPÖ-Wählern konnte Hofer das Match für sich entscheiden, wenn auch weniger eindeutig: 52 Prozent der Befragten sprachen sich für ihn aus, 44 Prozent bevorzugten Kickl. Doch das allein genügte nicht. Kickl war offensichtlich der durchsetzungsstärkere der beiden, allen Unterstützungserklärungen für Hofer, etwa aus Oberösterreich, zum Trotz.

Kickl hält sich für den besseren Spitzenkandidaten

Wirklich gut harmoniert haben Herbert Kickl und Norbert Hofer ab dem Rücktritt Heinz-Christian Straches nie. Das zeigte sich, wenn auch weit weniger deutlich, bereits beim Nationalratswahlkampf 2019, wo das Doppel-Duo keine stimmiges FPÖ-Angebot an die Wähler war: einerseits der mehr konziliante Hofer-Kurs, andererseits der konfrontative Hardliner-Kurs Kickls. Dass Kickl die Wähler künftig nicht darüber im Unklaren lassen wollte, wer den künftigen Kurs der FPÖ bestimmten wird, wurde aber immer deutlicher.

Bisheriger Höhepunkt war Kickls in der vorigen Woche mit Nachdruck artikulierte Bereitschaft, die FPÖ als Spitzenkandidat in die nächste, möglicherweise vorgezogene Nationalratswahl zu führen. Die Begründung war keineswegs harmlos: Kickl hielt sich selbst für den besseren Nationalrats-Spitzenkandidaten, wie er ziemlich ungeniert deutlich machte. Hofers Kurs war ihm ganz einfach zu wenig kantig. Für Hofer am Ende wohl ein Mitgrund für den Rücktritt.

Tagespolitik brauche mehr Härte, meint Kickl

“Wir haben einen Parteiobmann, der sich ja nach der letzten Nationalratswahl ganz bewusst überparteilich positioniert hat mit dem Amt des Dritten Nationalratspräsidenten”, kommentierte Kickl die Positionierung Norbert Hofers. Das nehme Hofer heraus “aus der oft sehr, sehr hart geführten, aber notwendigerweise hart geführten tagespolitischen Auseinandersetzung – wohl auch mit dem Gedanken, vielleicht mittelfristig noch einmal bei der Bundespräsidentenwahl anzutreten.” Eine Nationalratswahl sei aber “wohl eine der härtesten Form der inhaltlichen Auseinandersetzung zwischen Parteien”.

Subtext: Ich bin der härtere und diese Härte brauche es auch in der tagespolitischen Auseinandersetzung. “Jetzt gibt es einen zweiten Kandidaten, der ist Klubobmann, der führt diese Auseinandersetzung insbesondere mit der Bundesregierung. Für mich hat es eine gewisse Logik dass diese Auseinandersetzung mit der Bundesregierung auch in einem Wahlkampf weitergeht.”

Tonfall wurde zunehmend unfreundlich

Wenig freundlich ging es weiter: Auf Hofers Kommentars – “Wenn die Katze aus dem Haus ist, feiern die Mäuse Kirtag” – fand der Klubchef spöttische Worte: “Mit fällt dann immer Tom& Jerry ein – und das ist für die Katze wenig schmeichelhaft.” Freunde sprechen anders miteinander. Das war spätestens jetzt klar.

Inhaltliche Klarheit ist oft eine notwendiger, keineswegs aber hinreichende Bedingung für den politischen Erfolg. Es wird sich weisen, ob Kickl der Mann ist, der nicht nur den Ton angibt, sondern ob mit ihm die FPÖ auch wieder erfolgreich sein wird. Als neuen FPÖ-Bundesobmann hat er sich mit seinen Wortmeldungen der vorigen Woche auf jeden Fall bereits in Stellung gebracht. Klar ist dann auch: Eine rot-blau-pinke Koalition ist für einen FPÖ-Chef Kickl erstrebenswerter, als eine Neu-Auflage von Türkis-Blau.

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