China hat ein Schlüsselmodul seiner neuen Raumstation erfolgreich gestartet, doch die 20 Tonnen schwere Rakete, die es in den Orbit gebracht hat, dürfte nun unkontrolliert auf die Erde hinabstürzen und könnte dabei bewohntes Gebiet treffen.

Der endgültige Bestimmungsort ist kaum vorherzusagen

Der deutsche Experte für Weltraumschrott Holger Krag hält es für schwer abschätzbar, wie groß die Reste jener 20 Tonnen schweren Raketenkörper sein werden, die auf der Erde landen werden, aber “eine vernünftige ‘Daumenregel’ liegt bei etwa 20 bis 40 Prozent der ursprünglichen Masse.” Krag leitet das Büro für Raumfahrtrückstände der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt . Sollte er mit seiner Prognose richtig liegen, werden zwischen vier und acht Tonnen schwere Raketentrümmer hinabstürzen. Vier Tonnen haben etwa das Gewicht von zwei BMWs X5.

Der endgültige Bestimmungsort der Rakete ist fast unmöglich vorherzusagen. Zurzeit umkreist das Weltraumobjekt mit 25.800 Kilometern pro Stunde den Planeten. 90 Minuten benötigt es, um einmal den Globus zu umrunden. Selbst eine kleine Abweichung bei der Wiedereintrittszeit kann einen Unterschied von Tausenden von Kilometern bedeuten.

Chinesische Fans beobachten begeistert den Start der Rakete, die Chinas Raumstationskernmodul Tianhe trägtAPA/AFP/STR

Bereits nach einem früheren Einsatz einer “Langer Marsch”-Rakete kritisierte der damalige NASA-Administrator Jim Bridenstine Chinas Raumfahrtbehörde: “Es war scheinbar ein erfolgreicher Start, bis wir Informationen über einen Wiedereintritt eines Raketenkörpers erhielten, einen Wiedereintritt, der wirklich gefährlich war.”

Unter jenen Trümmerteilen, die damals den Wiedereintritt überlebten, befand sich ein über 30 Fuß langes Metallrohr. Ein um 30 Minuten früherer Wiedereintritt hätte der NASA zufolge dazu führen können, dass Trümmerteile auf amerikanischem Boden gelandet wären. “Es flog über Bevölkerungszentren und trat wieder in die Erdatmosphäre ein”, fügte er hinzu. “Das hätte extrem gefährlich werden können. Wir haben insofern Glück, insofern anscheinend niemand verletzt wurde.”

Ein chinesisches Orchester untermalte den RaketenstartAPA/AFP/STR
Die Fans waren begeistertAPA/AFP/STR