Für einen gesunden, erwachsenen Menschen ist die Sache mittlerweile ziemlich klar und eindeutig: sich gegen Corona impfen zu lassen, ist unter dem Strich wesentlich vernünftiger, als sich nicht impfen zu lassen; bei jungen Menschen mag das Kalkül unter Umständen anders aussehen. Aber für alle anderen gilt: Der Nutzen, fast sicher nicht schwer zu erkranken oder gar zu sterben, wiegt wesentlich schwerer als der unwahrscheinliche Schaden extrem seltener Nebenwirkungen.
Das sollte eigentlich für jeden, der auch nur halbwegs klar bei Verstand ist, einfach nachvollziehbar sein.

Das Gen, das die Vernunft ausknipst

Umso erstaunlicher ist, wie viele Zeitgenossen und -innen auf den Schutz des Vakzins verzichten und riskieren, mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später Bekanntschaft mit dem Virus zu machen. Was treibt diese Leute eigentlich an?

Natürlich gibt es darauf nicht eine einzige simple Antwort.

Aber dafür eine unter mehreren, die in der Öffentlichkeit sehr selten und nur eher diskret abgehandelt wird: die Impf-Muffeligkeit vieler Österreicher und Deutscher liegt nicht zuletzt an jenem Misstrauen modernen Pharma-Technologie gegenüber, und da ganz besonders der Technologien, die irgend etwas mit „Gen“ zu tun haben, das vor allem von den Grünen seit Jahrzehnten angefacht worden ist. Zwischen dem Kampf der Grünen gegen „Gen“ und dem Misstrauen vieler Menschen den Impfungen gegenüber gibt es einen klaren Zusammenhang. Wer Irrationalität sät, wird Impfverweigerung ernten. Und wer pauschal und generell gegen „Gentechnik“ Stimmung macht, wird ein paar zusätzliche Corona-Tote zu verantworten haben. So einfach ist das.

Auch wenn sich die Grünen heute nicht mehr so gerne daran erinnern: wäre es in den letzten 20, 30 Jahren nach ihnen gegangen, gäbe es heute keine Impfung gegen Corona und damit unzählige Tote mehr.

Schwarzer Fleck der grünen Politik

Fein säuberlich hat das die „Neue Zürcher Zeitung (NZZ)“ immer wieder protokolliert: „Mit ihrer ersten Regierungsbeteiligung im Land Hessen nutzten die Grünen in den 1980er Jahren in Person ihres damaligen Umweltministers Joschka Fischer ihre politische Macht, um die erste gentechnische Produktionsanlage in Deutschland zu verhindern … Das Insulin sollte aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen gewonnen werden. Obwohl vergleichbare Anlagen in anderen Ländern bereits genehmigt waren und wissenschaftlich fundierte Gutachten Risiken für Mensch und Umwelt weitgehend ausschlossen, verweigerte Fischer die Zustimmung.“

Das wurde zu einem unverhandelbaren Dogma der Grünen: „1997 lehnten die Grünen Gentechnik «grundsätzlich für alle Anwendungsbereiche» ab und forderten, dass die Gentechnik «zurückgedrängt» werde. Daraus ergab sich die Forderung nach einem völligen Verzicht auf jede Art von gentechnischer Forschung und Entwicklung.“

Und weil sie, anders als die meisten Medien in Österreich oder Deutschland nicht übermäßig vergrünt ist, kam die NZZ bereits im Juni dieses Jahres zur einzigen politisch vernünftigen Conclusio: „Es gehört schon eine gewisse Unverfrorenheit dazu, wenn ausgerechnet grüne Politiker sich nun an die Spitze derer setzen, die eine umfassende und möglichst schnelle Impfung der Bevölkerung fordern oder die Bundesregierung dafür kritisieren, dass die Impfstoffe nicht schnell genug bereitgestellt wurden. Denn diese Partei hat die Gentechnik von Anfang an bekämpft und gibt bis heute kein Bekenntnis zu dieser wichtigen Zukunftstechnologie ab.

Die Gentechnik ist ein schwarzer Fleck auf der Weste der grünen Politik.“

Grün und esoterisch

Das hat übrigens nicht nur für die Bereitschaft vieler Menschen, sich impfen zu lassen, sehr negative Auswirkungen. Die grüne Skepsis gegenüber modernen Technologien, ja gelegentlich gegenüber vernunftbasiertem Denken und Handeln insgesamt verschränkt sich nämlich auf fatale Weise mit der irrationalen Hinwendung vieler Österreicher und Deutscher zu medizinischer Esoterik, windigen „Heilpraktikern“ und dem ganzen Homöopathie-Unfug. Wer gegen den Einsatz der Gentechnik predigt, wird in diesem Milieu wohlgelitten sein, da wächst zusammen, was zusammengehört.

Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.