Christian Ortner: Gerechtigkeit für Thomas Schmid
Die Chatprotokolle des ehemaligen ÖBAG-Chefs zeichnen nicht nur ein Sittenbild seiner Jungherren-Truppe, sondern auch jener Jagdgesellschaft, die ihn zur Strecke brachte, meint exxpress-Kolumnist Christian Ortner.
Ausnahmsweise notwendiger Disclaimer: Ich bin mit Thomas Schmid, dem nunmehr ehemaligen Vorstand der staatlichen Beteiligungsholding ÖBAG weder befreundet noch auch nur bekannt; wir sind einander, soweit ich mich entsinne, auch nie begegnet und ich kann ihn daher weder in fachlicher noch gar in anderer Hinsicht beurteilen.
Und trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb – finde ich die Art und Weise, wie eine Reihe von Politikern und Medien den Mann bis zu seinem Abgang gehetzt haben widerwärtig, unverhältnismäßig und abstoßend.
Wer die Menschenjagd auf Schmid verfolgt hat, muss froh sein, dass es aus der Mode gekommen ist, Scheiterhaufen zu errichten und missliebige Personen unter dem Gejohle eines sensationsgeilen Mobs abzufackeln.
Was war eigentlich das Verbrechen, dessentwegen Thomas Schmid nicht nur seinen Job, sondern auch seine bürgerliche Ehre verlieren musste?
Ein alberner Vorwurf
Vorwurf 1: Er hat sich seinen Aufsichtsrat selbst ausgesucht und damit aus der ÖBAG eine für ihn komfortable „Schmid AG“ gemacht.
Der Vorwurf trifft zu, ist aber an den falschen adressiert. Denn zugelassen und ermöglicht hat diese Konstruktion der Eigentümer, also die Republik, in Gestalt des Finanzministers. Einem Angestellten vorzuwerfen, dass er seinem Dienstgeber möglichst viele Goodies herausverhandelt, ist albern.
Vorwurf 2: Schmid hat sich in Chats hochmütig und arrogant über den „Pöbel“ geäußert, der im Flieger in der Holzklasse fliegt, und auch sonst die Regeln des guten Benehmens in privaten Unterhaltungen souverän ignoriert.
Der Vorwurf ist berechtigt, wiegt aber für sich nach meinem Dafürhalten nicht schwer genug, um eine derartige Menschenhatz zu veranstalten
Gerade als Politiker oder Journalist sollte man da übrigens eher vorsichtig sein: Würden die durchaus vergleichbaren Anmerkungen des einen oder anderen Chefredakteurs oder Herausgebers, Abgeordneten oder Ministers publik werden, würden bei Anmessen der gleichen strengen Kriterien jählings ziemlich viele hochdotierte Jobs frei.
„Vieles ist dreist, der Umgangston herb, der Humor privat geglaubter Unterhaltungen grottig. Wer aber von sich behauptet, privat noch nie eine halblustige oder despektierliche Nachricht versendet zu haben, ist entweder verlogen, bigott oder dement,“ schrieb die kluge Andrea Schurian dazu jüngst in der „Presse“, und hat vollkommen Recht damit.
Übrigens: Im „profil“ das sich über den Pöbel-Sager durchaus zurecht echauffiert hat, war vor ein paar Jahren folgende Charakterisierung von FPÖ-Wählern zu lesen: „Es sind die hässlichsten Menschen Wiens, ungestalte unförmige Leiber, strohige, stumpfe Haare, ohne Schnitt, ungepflegt, Glitzer-T-Shirts, die spannen, Trainingshosen, Leggins. Pickelhaut. Schlechte Zähne, ausgeleierte Schuhe. Die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten sind ein schönerer Menschenschlag. Und jünger.” – Jemanden bloß als „Pöbel“ zu bezeichnen, und das auch nur im privaten Chat und nicht in einem Magazin, erscheint da geradezu empathisch.
Auch Eliten dürfen Abgründe haben
Vorwurf 3: Schmid habe auf seinem Diensthandy Fotos in großer Zahl abgespeichert gehabt, darunter auch Abbildungen männlicher Reproduktionswerkzeuge.
Das mag etwas exzentrisch erscheinen, gewiss, aber wer um Gottes willen kommt dadurch zu Schaden?
Ich gestehe: Die Vorstellung, in einer Gesellschaft leben zu müssen, deren Führungskräfte keine Abgründe haben, die der Öffentlichkeit besser verborgen bleiben müssen, die kalte Maschinen ohne dunkle Seiten sind, fände ich wesentlich erschreckender als ein paar sogenannte „Dick-Pics“ (kann man bei Bedarf googeln) oder anderer Schweinkram auf einem Diensthandy. Ein tugendhaftes Leben erkennt man bekanntlich daran, dass es nicht so aussieht, als ob man es leben wollte. Oder wie es der FDP-Generalsekretär Konstantin Kuhle dieser Tage im deutschen Bundestag formulierte: „Wer nichts zu verbergen hat, der hat ein verdammt trauriges Leben.“
Gewiss, Thomas Schmid hat sich in der ganzen Causa nun wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Sichtbar wurde da vor allem, und nicht nur bei ihm, jene Art der Menschenverachtung, die Arthur Schnitzler in seinem Stück „Das weite Land“ die Figur des Friedrich Hofreiter präzise beschreiben lässt: „Still! Ich weiß, was Jugend ist. Es ist noch keine Stunde her, da hab’ ich sie glänzen gesehn und lachen in einem frechen, kalten Aug’. Ich weiß, was Jugend ist.“
Gewiss, die „frechen, kalten Aug`“ der „Familie“ um Thomas Schmid sind kein erfreulicher Anblick. Aber zum Verhängnis wurden Schmid letztlich nicht törichte Fotos oder dreiste Sprüche, sondern seine Nähe zum Kanzler. Denn der war natürlich gemeint, wenn Schmid vorgeführt wurde.
Schmid mag sich nicht mit Ruhm bekleckert haben, aber das gilt noch viel mehr für manche, die ihn über Gebühr und ohne Maß, aber durchaus mit Ziel bloßgestellt haben.
Wer will eine Jagdzeitung machen?
Nachtrag: Irgendwann in den 1980er-Jahren, ich habe da für „profil“ gearbeitet, dessen damaliger Herausgeber Peter Michael Lingens das Magazin für eine Zeit lang zum wichtigsten Medium des Landes gemacht hatte, erteilte mir Lingens einen Rüffel. Meine Berichterstattung in einer bestimmten Affäre sei über das angemessene Maß hinaus aggressiv und vorverurteilend, meinte er, und fügte hinzu: „Ich will nicht, dass wir hier eine Jagdzeitung machen“.
Damals hat mich das geärgert. In den letzten Tagen habe ich ganz gut verstanden, was er damit gemeint hat.
Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.
Kommentare
Es ist doch erstaunlich, wie Herr Schmid hier verteidigt wird… Warum eigentlich? Vor allem, weil halb Wien sehr gut über Herrn Schmid infomiert ist, übver das, was die Öffentlichkeit noch nicht weiß…
Ich denke Herr Ortner dürfte auch ehr zu den besser informierten Menschen zählen… deshalb noch verwundernswerter dieser Kommentar…..
Hallo Herr Ortner, treffsicher geschrieben, wie meistens bei Ihnen, 3 Nachfragen:
1.wie sieht es mit dem Vermeintlichen Kokain Konsum aus, auch kein Grund zurück zu treten?
2. nicht nur den Aufsichtsrat sondern auch die job description selbst gebastelt, und so vielleicht einen besseren Kandidaten verhindert, auch egal?
3.der enorme Reputationsverlust durch Drogenmissbrauch und dick pics könnte Verhandlungen mit den Eigentümervertretern der Beteiligungen sehr erschweren, z.B. naher Osten, oder Mexiko, zählt das auch nicht?
totally agree
Ja, diese Reportage von Christa Zöchling im profil fand ich schockierend. Dass die nicht wegen Verhetzung angeklagt worden ist, kann nur daran liegen, dass es eben um FPÖ-Wähler gegangen ist. Derartiges hätte sehr gut in den Stürmer gepasst oder als Passage in Jud Süß.
Es ist beängstigend, dass Leute fertiggemacht werden wie in der Nazizeit oder der Sowjetunion.
Und es schaut nicht danach aus, dass sich das nicht weiter steigert. Konsequenzen gibt es für die Täter ja keine. Ganz im Gegenteil werden die dafür gefeiert. Die wären auch große Nummern gewesen in einer der genannten Diktaturen.
Weiß man eigentlich wann die Handys beschlagnahmt wurden? Ich bin weiß Gott kein ‘early adopter’ , aber viel länger als 3 Jahre habe ich kein Handy. Ausgerechnet gutverdienende Jungmänner wie Kurz, Schmid haben ihre 4-5 Jahre? Haben sie soviel bessere deren Akku länger durchhält?
Man kann bei einem neuen Handy alle Daten vom alten Handy übernehmen. Damit sind die dann auch drauf, genauso wie am alten.
Es ist aber auch möglich, dass die Daten in Wirklichkeit von woanders herkommen. Auf Smartphones kann man ja von außen zugreifen und die Kommunikation wird jedenfalls – wie man seit Snowden weiß – lückenlos über alle Kanäle von den US-Geheimdiensten mitgeschnitten.
Das wäre vor allem auch naheliegend betreffend die Chats von anderen Personen, die gesagt hatten, sie hatten alles gelöscht gehabt. Auf einem Smartphone werden ständig so viele neue Daten generiert, dass es auch mit Wundermitteln nicht möglich ist, diese nachträglich vom Handy wieder herzustellen. Die dürften also tatsächlich woanders hergekommen sein. Wenn das so ist, wird man das wohl kaum zugeben wollen.
Bei Herrn Schmid wurden eindeutig seine Persönlichkeitsrechte massiv verletzt und ich finde es eines Rechtsstaates nicht würdig, wenn sich kaum ein Richter, geschweige denn ein linksgedrallter Journalist findet, welcher dies offen ausspricht und auch die Justizministerin scheint derzeit die Persönlichkeitsrechte der Bürger zu ignorieren, solange es einen Angehörigen des politischen Gegners trifft. Umso mehr möchte ich mich bei Herrn Ortner für seinen Kommentar bedanken!
@lobau: Das “Absägen” von Herrn Schmid war ein zivilgesellschaftlicher Akt – wie bei HC……..!
Bei “HC” hat es kaum jemand gestört, dass seine Persönlichkeitsrechte verletzt wurden….
Christian Ortner halt.
Wortgewaltig, treffsicher, faktentreu… und jeder Satz schneidet wie ein japanisches Sushi-Messer.
Besser geht’s nicht, danke!
Wird der Ortner altersmilde? Also ich kenne MINDESTENS 3 Personen, über die Dossiers von ihrem Dienstgeber angelegt worden sind, damit man GENAU wegen SOLCHEN “VERFEHLUNGEN” etwas gegen sie in der Hand hat. Ein Leben am Gängelband. In Österreich durchaus üblich, was den Herrschaften von exxpress durchaus bekannt sein dürfte.
“Vorwurf 3: Schmid habe auf seinem Diensthandy Fotos in großer Zahl abgespeichert gehabt, (..) aber wer um Gottes willen kommt dadurch zu Schaden?”
Spoiler: er natürlich. Wenn in meinem Büro eine Kamera hängt, und ich auf dem Schreibtisch Sex habe und der Chef sieht, ist es natürlich mein eignes Problem. Dass in großen Unternehmen Mails und Backups gespeichert werden, ist auch selbstverständlich (und für jemanden mit Erfahrungen aus großen Unternehmen auch klar). Hier die Verantwortung jetzt auf die Staatsanwälte abzuschieben ist doch etwas heuchlerisch. Ich denke Herr Schmid hat gut genug verdient um sich bei A1 ein privates iPhone zu leisten.
Verstehe nicht warum sich da kein Journalist um die Quelle der Leaks kümmert. Noch dazu, wenn man bspw. mit Herrn Klenk sogar die Personen kennt, wo die Leaks landen. Lasst doch einmal einen Rechtsanwalt oder Staatsanwalt auffliegen, der das Material illegal weitergibt.
Ich frage mich vielmehr, warum niemand der Betroffenen den Rechtsweg bestreitet, um sich zu wehren, und sich mit großen Pressekonferenzen begnügt.
Würde er mich perönlich als Pöbel bezeichnen, wüßte ich was zu tun ist.
Herr Schmid (und auch sonst Politiker und andere Personen, die in der Öffentlichkeit stehen) sollte zumindest so intelligent sein, dass er Privates nicht über das Diensthandy oder berufliche E-Mails mitteilt. Da besteht immer die “Gefahr”, dass die Chats an die Öffentlichkeit gelangen – bewusst, zwangsweise oder zufällig.
In dieser Diskussion werden oft privat, dienstlich und öffentlich durcheinandergemischt – was so nicht korrekt ist.
Dienstlich sind emails, die im Zusammenhang mit einer Arbeitsanweisung stehen. Z.B. erledige diesen Report bis Montag
Private emails können Dienstliches enthalten, bleiben aber dennoch privat. z.B. Mein Chef will, das ich am Sonntag den Report fertigmache
Das Medium Privat- oder Diensthandy, Privat-/Dienst-Emailadresse spielt hier keine Rolle. Der einzige Unterschied ist, dass der DG auf das DN Handy bzw. Mailbox ohne zu fragen zugreifen darf.
Davon zu unterscheiden ist öffentlich vs nicht öffentlich. Und hier ist alles als “nicht-öffentlich” einzustufen, außer die Betreffenden selbst machen es öffentlich.
Ich bin mit dem Kommentar vollkommen einverstanden.
P.S.: Ich würde gerne eine Bewertungsfunktion haben, würde das Lesen der interessanten Kommentare erleichtern.
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Nein danke. Da würde genau so mit VPN gearbeitet werden wie bei der WZ!
Ich weiß jetzt nicht wirklich wo die Motivation her kommt, das jetzt andere Modalitäten gelten sollen, als dies bei Herr & Frau Strache der Fall war.
Ok, bei Strache folgte man politischer Abneigung, wie man es eben bei Medien gewohnt ist, wenn es die FPÖ betrifft (das finde ich immer zum kotzen).
Quasi ein Linker sagt was Rechtes und ist ein guter Antifa – ein FPÖler sagt was anderes (muss nichtmal Rechts sein) und schon ist er ein ausgewachsener Nazi!
Eigentlich aber ziehe ich persönlich die Grenze zwischen Privat-und Diensthandy und wenn jemand so blöd ist, das er sich Pornos am Diensthandy rein zieht, dann ist er in seiner Maßlosigkeit falsch in der Politik!
Grundsätzlich kotzen mich Minister an, die keine Ahnung von der Materie haben und selbst dann, wenn man einen Arzt als Gesundheitsminister hinsetzt, gibts keine Garantie über Fachkompetenz!
Schmid war ja nicht in der Politik.
Er dachte anscheinend, dass ihn -als Chef- keiner kontrollieren wird. Deshalb hatte er diese Photos am Diensthandy.
Noch schlimmer finde ich aber diese Hetzjagd von linken Politikern und linken Medien gegen Jede/n, der eine andere Meinung als sie hat!
Am Ende sind diese Skandalisierungen und Verletzungen dieser linken Medien sogar schlimmer als die “böse Tat” des jeweiligen Opfers!
Kenne auch Thomas Schmid nicht und teile auch nicht seinen extremen Humor. Aber der sog. “beidlgate” ist mW. eine reine Erfindung (“Joke”) des Hrn. Fussi, das hat schon Klenk festgestellt (“Fake”). Das Sammeln von derartigen Bildern oder Homosexualität ist für niemanden auch nur irgendein Problem. Aber so etwas zu erfinden, ist besonders infam. Menschenhatz ist also noch ein euphemistischer Ausdruck für diesen Vorgang.
Der Fussi ist ein extrem unsympathischer Typ, der hat ja während der Prinzessin Kern-Ära mal einer Mitarbeiterin via SMS gedroht.
Aha, hatte es die Fotos tatsächlich garnicht gegeben? Das hatte ich nicht mitbekommen.
Wer in die Politik geht, muss eben seinen privaten schmutzigen Charakter aus den Chats raushalten. Mir tut der Kerl nicht leid und dass es ein schlechtes Bild auf seinen lieben BK wirft, kann auch niemand bestreiten!
S.g. Frau Schneider, kennen Sie Hrn. Schmid? Worin besteht, Ihrer Meinung nach, der private schmutzige Charakter bzw. woraus schließen Sie, dass er einen privaten schmutzigen Charakter hat? Aus Chats, die im Zusammenhang gelesen einen etwas extremen Humor ausweisen?
S.g. ab3400, gehen wir davon aus, dass die Fotos von männlichen “Spezifika” so in den Chats waren, ansonsten würde Herr Schmid wohl schon eine einstweilige Verfügung und massenhaft Klagen draußen haben. Könnte jetzt ein Unbeteiligter wie Frau Schneider hier einen “privat” schmutzigen Charakter ableiten? Wenn ich jetzt ein derartiges Foto machen und an meine Freunde senden würen! Als was glauben sie, würden die mich bezeichnen?
Ich würde Ihnen nicht zu einer Klage raten, auch wenn es eine Lüge ist. Fussi argumentiert dann, es war ohnehin offensichtlich, dass es sich um einen “Joke” handelt. Dann sind Sie tagelang in der Presse, mit zweifelhaftem Ausgang. Denken Sie an den Fall, wo Fussi eine Zeugin in einem Chat massiv bedroht hat, er wurde freigesprochen. Wenn Sie so etwas jemanden ungewünscht an einen Freund schicken, ist der Sachverhalt ein anderer. Das ist sexuelle Belästigung.
Viel Aufregung herrscht nun weil durch Veröffentlichung von privaten Daten und persönlichen, privaten Unterhaltungen und Neigungen es ermöglicht wurde, die ganze Republik, ja die ganze Welt in das weite Land einiger Seelen von Menschen, blicken zu lassen.
Sehr viele Menschen fragen sich ob die Justiz die Aufgabe aber vor allem das Recht hat diese Nebenprodukte ihrer Ermittlungen so scheinbar selbstverständlich an die Öffentlichkeit kommen zu lassen.
Die oft als Entschuldigung gebrachte, Aussage man hätte dem UA liefern müssen halte ich für ein schwaches Argument.
Wenn man bedenkt wie viele Daten gesammelt wurden so nehme ich an das es sich bei jenen welche in die Akten und somit an die Öffentlichkeit gelangten um ausgewählte handelte.
Hier würde ich jene deren Persönlichkeitsrechte mutmaßlich aufs gröbste verletzt wurden bitten einen Musterprozeß zu führen.
Auch im Interesse aller Menschen dieses Landes sollte klargestellt werden wo die roten Linien der Staatsanwaltschaften in Bezug auf Datenschutz und Menschenrechte liegen.
Ich halte den Umgang mit diesen sensiblen Daten für höchst schlampig. Es scheint für mich als ob da Abteilungsleiterinnen nach eigenem Gutdünken Entscheidungen treffen würden.
Am meisten verwundert es mich das von Seiten der Richterschaft hier nicht ganz klar die rechtlichen Grenzen bei der scheinbaren Vermischung von notwendigen Ermittlungergebnissen und privaten nicht relevanten persönlichen Bereichen scheinbar willkürlich stattfindet.
Ergänzung ….aufgezeigt werden.
Richtig! Es ist eines, ob man die Nachrichten und Äußerungen darin peinlich findet. Es ist etwas anderes, deshalb eine Hetzjagd zu veranstalten. Ich fordere alle Oppositions- und Grün-Politiker (Krisper, Krainer, Meinl-Reisinger, Zadic, Brandstätter, Leichtfried) sowie einige Journalisten (Wolf, Falter-Typ, etc.) auf, sämtliche Ihrer Chats an die Medien dieses Landes zu verteilen. Die Redaktionen sollen dann das “öffentlichkeitsrelevante” publizieren! Bin schon sehr gespannt wer sich traut, und was alles ans Tageslicht kommt. Theoretisch ja nichts, weil solche pfui pfui Chats wird man bei diesen moralischen Ansprüchen an andere wohl selbst nicht haben…
Sprechen mir aus dem Herzen
Wer kritisch denkende Menschen als “sensationsgeilen Mob” bezeichnet macht sich gemein mit solchem Abschaum einer völlig abgehobenen Politikerkaste und zu meinen, dass jeder sich in solch despektierlicher Weise unterhält, lässt schon tief in Moralvorstellungen eines Menschen blicken. “So sind wir nicht” und “widerlich”, waren die Aussagen zu Ibiza und ich hätte mir auch von Journalisten höhere moralische Ansprüche erwartet.
Lieber Herr Ortner, ich sehe da schon eine Grenze zwischen der Blase in der sich Parteipolitik und Medien bewegen und dem profanen Alltag. In ersterer Blase mögen solche Chats üblich sein und in einer weiteren Pespektive kann man je nach ideologischer Zugehörigkeit über “Privat” und “Öffentliches Interesse” streiten, aber in der Realität des “profanen Alltags” sind solche Chats undenkbar, wenn man von “Fetischcommunitys” absieht! Ich bin im profanen Alltag und ich kann ihnen sagen was das bei mir auslöst! Ich erkenne hier einen Selbstbedienungsladen von hemmungslosen Netzwerken, eine moralische Dekadenz mit totalitären Ansätzen sondergleichen und eine toxische Verhaberung der Mächtigen mit den Medien, wo diese Strukturen mit den propagantistischen Methoden von moderner Informationespsychologie geschützt werden! All das führt dazu, dass die wirklichen Probleme wie Islamisierung mit steigender Gewalt auf der einen Seite und auf der anderen Seite Klimaschutz und Artenverlust liegen bleiben, weil es diese Menschen schlicht nicht interessiert!
Gut erkannt und treffend formuliert!
Herr Ortner, fährt bei Ihnen der Lift nicht ganz hinauf ???
> Wer aber von sich behauptet, privat noch nie eine halblustige oder despektierliche Nachricht versendet zu haben, ist entweder verlogen, bigott oder dement,“ schrieb die kluge Andrea Schurian dazu jüngst in der „Presse“, und hat vollkommen Recht damit.
Hat sie nicht. Man mag das jetzt so kalmierend in den Raum stellen, um ein verständnisvolles Nicken zu ernten, entspricht aber nur dort den Tatsachen, wo man den Unterschied zwischen dem, was man sagt und dem, was man schreibt, nicht erkennen kann.
Wahr ist viel mehr, dass vielleicht den jüngeren Leuten die Sensorik abhandengekommen ist, das Gewicht des Gesagten dem Gewicht des Geschriebenen gegenüberzustellen. Ältere, die die Bedeutung vertraulicher Aussprachen noch kennen und das Gewicht des Geschriebenen kennen, werfen nichts aufs Papier, und schon gar nicht in ein unendliches Medium, das niemals vergisst.
Die Lektion, die Schmid und andere auf schmerzhafte Weise lernen müssen, ist, dass das Internet mit all seinen Plattformen eine steinerne Unversöhnlichkeit begünstigt und hegt, die es früher in dieser Wucht nur selten gab. Heute scheint es selbstverständlich, jeden und jede am Niedergeschriebenen festzunageln – und zwar für immer.
Sie alle sollten lernen, dass aus der Vertraulichkeit eines Vieraugengesprächs etwas Beweisbares wird, sobald man es auf Papier bringt, und etwas Untilgbares, sobald man es einem Medium anvertraut, das allen zu jeder Zeit von überall her zugänglich ist. Speichermedien sind die Kannenpflanzen der modernen Zeiten.
Dass es mich stört, dass Menschen mit der Gesinnung und Ideologie eines Thomas Schmid Österreich regieren, verwalten und repräsentieren, ist eine persönliche Sache
Hier geht es aber um Daten, die auf seinem Handy waren und um persönliche Kommunikation und nicht Veröffentlichungen in einem SN.
In einem normalen Rechtsstaat wäre es undenkbar und schwer kriminell, wenn Derartiges an die Öffentlichkeit gebracht wird.
Wenn es so kriminell ist, müsste doch jeder, der betroffen ist, erhobenen Hauptes den Rechtsweg beschreiten, oder? Warum tut das keiner?
Was Christa Zöchling über die FPÖ-Wähler geschrieben hat ist wirklich erschreckend menschenverachtend und erinnert an dunkle Zeiten.
Diese Hetzjagd kann jeden treffen!! Wir Bürgerinnen/er dürfen uns das nicht gefallen lassen. Wo bleibt das Persönlichkeitsrecht. All jene (2500??), deren Fotos veröffentlicht wurden sollten Klage erheben. Warum werden nur Chats, die für die ÖVP peinlich sind veröffentlicht? Werden wir allmählich von Journalisten regiert???
Seltsamerweise beschreitet niemand den Rechtsweg, um sich rechtliche Gewissheit zu verschaffen. Immer nur Pressekonferenzen und OTS Aussendungen!
Strache hatte keine Journalisten, die ihn verteidigt haben. Letztendlich hat er im Video aber weniger verwerfliches gesagt und getan, als die türkisen Buberln im Chat und in der Wirklichkeit!
Das Verwerfliche in den Videos waren nur die Interpretationen der Journalisten und den Inhalt verzerrnden Zusammenschnitte wie man anhand des kompletten Videomaterials leicht nachprüfen kann.
Und es hatte dennoch funktioniert, wie gewünscht: Strache ist – zumindest vorläufig – vernichtet.