Wenn der Jahreswechsel herannaht, pflegen Medien ihre Leserinnen und Leser mit Ausblicken und Prognosen auf die nähere und auch fernere Zukunft zu beglücken; es scheint sich dabei um ein ausgesprochen zwanghaftes Verhalten zu handeln, das, losgelöst von jeder Sinnhaftigkeit, Jahr für Jahr über die Welt hereinbricht.

Für diesen Jahreswechsel, dazu braucht man nicht viel Fantasie, ist mit eher düsteren Prognosen zu rechnen. Die rasende Inflation, der Krieg in der Ukraine und als Mutter aller Katastrophen natürlich der Klimawandel werden wenig Raum für Optimismus lassen. Zu Lachen wird’s da wenig geben, ist zu befürchten.

Was wurde eigentlich aus der Eiszeit?

Es sei denn, man schneidet sich die eine oder andere Weltuntergangsprophezeiung aus, legt sie in eine Schublade und holt sie ein paar Jahre später wieder heraus.

Ich hab’ das gerade probiert und bin dabei auf ein paar ausgesprochen amüsante Fundstücke gestoßen, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte; es gibt ja sonst eh nicht so viel zu lachen.

So berichtete etwa die angesehene WirtschaftsWoche im Jahr 1974: »Eines steht schon fest: Es wird seit dreißig Jahren kälter. Seit 1940 ist die globale Durchschnittstemperatur um 1,5 °Grad gesunken. Weite Gebiete Kanadas, die einst im Sommer stets eisfrei waren, sind heute das ganze Jahr hindurch kristallbedeckt.  Was den Temperaturrückgang ausgelöst hat … darüber sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Die Theorien reichen vom Einfluss der Sonnenflecken bis zur Aussperrung von Sonnenenergie durch eine umweltverschmutzte Atmosphäre.«

Dass wir alle einer neuen Eiszeit zum Opfer fallen werden und einen grausamen Kältetod erleiden müssen, schien damals unabwendbares Schicksal zu sein, jedenfalls, wenn man den Untergangsprognosen der meisten Medien glaubte.

Auch der Spiegel sah uns damals schon erfrieren: »Hält die gegenwärtige Klimaverschlechterung an, warnt der US-Wissenschaftler Reid Bryson, Direktor des Instituts für Umweltstudien an der Universität von Wisconsin, so werde sie demnächst womöglich die ganze Menschheit in Mitleidenschaft ziehen, eine Milliarde Menschen würde verhungern …«

Noch apokalyptischer malte damals die Süddeutsche Zeitung die Zukunft. 1975 schrieb das Blatt: »Das Ende der Welt beginnt mit einem Sommer, der keiner mehr ist. Es bleibt kalt. Der Schnee vom letzten Winter bleibt liegen … Droht eine neue Eiszeit?«

Sie drohte, aber sie kam bekanntlich nicht.

Existiert die Erde eigentlich noch?

Stattdessen droht uns nun bekanntlich das genaue Gegenteil, interessanterweise wechseln die Apokalyptiker zwar die Temperatur, aber nicht die Inszenierung. Drohte 1975 noch einer Milliarde Menschen der Hungertod, weil’s zu kalt wird, verkündeten jüngst die Hardcore-Klimakleber von Extinction Rebellion, das Leben auf der Erde sei bereits »am Erlöschen« und, klar, »Milliarden werden sterben«. Noch einen drauf legte die bekannte linke US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez, indem sie salopp meinte, »die Erde wird in zwölf Jahren aufhören zu existieren, wenn wir den Klimawandel nicht angehen«.

Sie macht damit übrigens einen Fehler, der vielen Anfängern im Weltuntergangs-Business unterläuft: Sie ist zu übereilig und setzt den Weltuntergang zu früh an, was leicht etwas an Glaubwürdigkeit kosten kann.

So meldete etwa die Welt vor genau fünfzehn Jahren am 13. Dezember 2007: »Nordpol bereits in fünf Jahren eisfrei – Grund: die bisherigen Berechnungen seien falsch gewesen.«

Das war jedenfalls diese Berechnung, denn am Nordpol ist heute noch immer Eis in Hülle und Fülle vorhanden, wie wir wissen. Aber das kommt davon, wenn man die Apokalypse zu zeitnah ansetzt – die Gefahr, dass irgend jemand solche Meldungen ausschneidet und aufhebt, ist einfach zu groß.

Gegrillt oder geröstet?

Viel besser funktioniert die zeitlose Variante des Weltuntergangs, wie uns die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) souverän vorführte, indem sie in Bezug auf den Klimawandel meinte: »Wir werden alle gegrillt, verbrannt und geröstet werden« – aber offenließ, wann dieses kulinarische Großereignis stattfinden werde. So machen Profis das.

In diesem Sinne darf ich Ihnen einen fröhlichen Weltuntergang wünschen – und viel Spaß bei der Lektüre der nahenden Prognosen, was uns die Zukunft an Schrecknissen alles bringen wird.