Nehmen wir einmal an, Österreich verfügte heute nicht nur über ein seit Jahrzehnten Strom produzierendes Atomkraftwerk Zwentendorf, sondern auch über die beiden anderen damals geplanten Atomkraftwerke. Und nehmen wir weiter an, die Staustufe Hainburg wäre nicht verhindert, sondern gebaut worden und lieferte heute ebenfalls massenhaft, kostengünstig und klimafreundlich elektrischen Strom.

Nun weiß ich schon, dass hypothetische Geschichtsbetrachtung unwissenschaftlich und daher unzulässig ist. Aber trotzdem ist vollkommen klar: Wären all diese Projekte nicht verhindert worden, hätten wir heute mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Sorgen, ob wir im nächsten Winter unsere Wohnungen beheizen können.

Diese Krise ist politisch verursacht

Das heißt aber auch: Dass Österreich heute in einer derart kritischen Situation ist, haben wir einer Handvoll verheerend falscher politischer Entscheidungen zu verdanken.

Entstanden sind diese Entscheidungen, wenn auch nicht ausschließlich, als Ergebnis einer grünen Ideologie, die sich in alle Parteien hineingefräst hat. Es ist dies eine Ideologie, die dem an sich ja notwendigen Schutz der Umwelt einen Absolutheitsanspruch zuweist, der zwangsläufig zu insgesamt falschen Entscheidungen führt.

Ganz besonders natürlich in der Energiewirtschaft, wo als Folge der Dominanz dieser grünen Ideologie heute Wohlstandsverluste, kalte Wohnungen und stillstehende Fabriken drohen. Natürlich hat der Ukraine-Krieg da auch eine Rolle gespielt, aber das Fundament des Desasters ist das Ergrünen der Energiepolitik.

Man kann es als ironische Strafe Gottes verstehen, wenn nun ausgerechnet die erste grüne Energieministerin gezwungen ist, ein stillgelegtes Kohlekraftwerk wieder in Betrieb zu nehmen.

Ein sehr deutsches Problem

Dass die grüne Ideologie derart dominant werden konnte, ist übrigens vor allem im deutschen Sprachraum zu beobachten, Franzosen, aber auch Skandinavier oder Briten sind da viel vernunftgetriebener ans (Atomkraft-)Werk gegangen; in Finnland sind sogar die Grünen ganz offiziell für Kernkraftwerke. Mit dem validen Argument, diese seien ein funktionierendes Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel. Die Deutschen hingegen haben sich in diesem Zusammenhang zu besonders verbohrten Anhängern der Öko-Ideologie entwickelt, die wegen eines Tsunamis in Japan Atomkraftwerke in Deutschland schließen, wo ein Tsunami so wahrscheinlich ist wie das Entstehen von Gletschern in der Lüneburger Heide.

Fatale Neigung zur Weltrettung

Warum gerade die Menschen im deutschen Sprachraum diesbezüglich etwas verrückt geworden sind, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Aber gut möglich ist, dass die hier seit jeher gepflogene quasireligiöse romantische Verklärung der Natur hier eine gewisse Rolle spielt. Und dass die Neigung, die Welt zu retten, bei den Deutschen besonders verbreitet ist, wird da wohl auch mitspielen, auch wenn diese Versuche bekanntlich noch jedes Mal in einer Katastrophe geendet sind.

Nun könnte man argumentieren, wir hätten uns diese etwas eigenartige Schrulle der grünen Ideologie leisten können, solange unsere Volkswirtschaften trotzdem tüchtig brummten und schnurrten.

Doch das ist jetzt in einem Ausmaß vorbei, das vielen Menschen noch gar nicht bewusst ist. Während die Inflation den Mittelstand ruiniert und die kommende Rezession zu Arbeitslosigkeit und der Verarmung von Teilen der Bevölkerung führen wird, möglicherweise sogar Lebensmittel knapp werden und die Wohnungen kalt bleiben, wenn es blöd kommt, wird die grüne Ideologie weiter dazu beitragen, die Lage zu verschlimmern.

Es braucht eine neue Aufklärung

Damit muss jetzt Schluss sein. Nichts gegen vernünftigen Umweltschutz, aber in einer derart schwierigen Lage weiter zu versuchen, das Weltklima zu retten, indem wir unsere Wirtschaft schwer schädigen, wäre geradezu frivol und verantwortungslos. Es ist mehr als höchste Zeit, der grünen Glaubensbewegung eine neue Aufklärung entgegenzusetzen, die wieder vernunftgetriebene Politik ermöglicht, vor allem natürlich in der Energie- und Verkehrspolitik.

Dabei geht es etwa um den schnellen Aufbau einer heimischen Erdgasförderung durch Fracking, den Bau von Hainburg und einem modernen Atomkraftwerk, wie das etwa im Vereinigten Königreich bereits geschieht, die Abwendung vom ruinösen Glauben an die Möglichkeit einer Rettung des Weltklimas durch das kleine Österreich und stattdessen Investitionen in die notwendigen Anpassungen an steigende Temperaturen.

Noch ist es nicht zu spät. Aber viel Zeit und Geld für grüne Spinnereien haben wir nicht mehr.