Nahe der chinesischen Provinzstadt Wuwei, einem der abgelegeneren Plätze der Welt am Rande der Wüste Gobi dürfte dieser Tage eine Maschine in Betrieb gehen, die das Zeug hat, ein echter Game Changer zu werden, was Klimaschutz und Energiegewinnung angeht.

Hochgefahren wird da nämlich ein Atommeiler, wie er noch nirgendwo auf der Welt kommerziell genutzt wird: ein sogenannter „Flüssig-Salz“-Reaktor, der das radioaktive Element Thorium nutzt und über eine Reihe von Vorteilen gegenüber herkömmlichen AKWs verfügt. Er ist, aufgrund seiner Konstruktion, wesentlich sicherer, er produziert dramatisch weniger Nuklearabfälle und vermag Strom deutlich effizienter zu generieren.

Zwar wurde diese Technolgie auch von anderen Staaten im Labormaßstab ausprobiert, doch China startet jetzt die erste Anlage, die der kommerziellen Nutzung nahe kommt. Zwar liefert der Reaktor bloß Strom für 1000 Haushalte, aber wenn alles klappt, soll um 2030 herum ein Meiler ans Netz gehen, der eine ganze Stadt versorgen kann.

Wer Chinas Zug zum Tor in diesen Dingen kennt weiß: die Chance, das das klappen wird, ist durchaus gut.

Kein Klimaschutz ohne Kernkraftwerke

Vor allem im Kontext des Klimaschutzes wäre das ein gewaltiger Fortschritt – China könnte dann seine dreckigen Kohlekraftwerke sukkzessive durch die CO2-neutralen Thorium-Meiler ersetzen und bis 2050 seine Emmissionen radikal senken.

Während China also enorm viel Kapital und Hirnschmalz investiert, um Wirtschaftswachstum und Klimaschutz gleichzeitig möglich zu machen – die einzige sozial vernünftige Vorgangsweise – schafft sich Europa Schritt für Schritt weiter ab und ist nicht imstande, ausserhalb von Frankreich und eingen wenigen kleineren Staaten wie Schweden oder Finnland zu akzeptieren, dass ohne klug eingesetzte Kernergie die ganze Energiewende ein Fiasko wird, weil zu wenig verlässslicher Strom viel zu teuer produziert wird, was tendentiell Wohlstand und Wachstum kostet.

Auch wenn es natürlich eine billige Pointe ist – dass China hypermoderne umweltfreundliche Reaktoren baut, um die CO2-Emmissionen in den Griff zu kriegen, während Deutschland das gleiche Ziel durch den vermehrten Einsatz von muskelkraftbetriebenen Lastenfahrrädern erreichen will, beschreibt das Problem der nach wie vor führenden europäischen Industrienation präzise. Wenn das so weitergeht, endet Europa wirklich noch als Naherholungsgebiet wohlhabender Chinesen, die wir dann auf Euro-Rikschas CO2-neutral durch unsere Landschaften fahren.

Die Wende von der Wende

Es bleibt nicht mehr viel Zeit, zu einer vernunftbasierten Energiepolitik zurückzukehren, die nicht von irrationalen Ängsten getrieben ist, sondern von Naturwissenschaft und jener Ingenieurskunst, für die gerade Deutschland einmal berühmt war.

Ein erster Schritt in diese Richtung wäre es, wenn sich die EU-Mitgliedstaaten endlich darauf verstädigen könnten, Kernenergie als Beitrag zum Errichen der Ziele des „Green Deal“ als nachhaltige Form der Energieerzeugung anzuerkennen. Dass ausgerechnet Österreich sich dem ganz stur entgegensetzt, ist kein guter Beitrag der Republik zum Klimaschutz – ganz im Gegenteil.

Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.