Wann immer grünbewegte Politiker oder Journalisten darüber sinnieren, wie wir die Durchschnittstemperatur auf diesem Planeten in 50 Jahren um ein paar Zehntelgrad absenken können, dauert es nicht lang, bis das Stichwort „Fliegen“ fällt. Und zwar immer im Zusammenhang mit der Forderung, es mehr oder weniger zu verbieten, wenigsten auf kürzeren Strecken. Selbst in bürgerlichen Milieus besteht heute Konsens darüber, dass nicht der Einzelne, sondern der Staat darüber zu befinden hat, ob ich morgen mit dem Flieger oder etwa der Bahn von Wien nach München reise.

Das ist insofern etwas seltsam, als der Beitrag des Fliegens zum Gesamtausstoß klimaschädlicher Gase nahezu vernachlässigbar klein ist. Während etwa der größte österreichische Industriekonzern allein rund 10% aller heimischen CO2-Emissionen produziert, tragen alle Flüge zusammen gerade 2% bei. Bedenkt man, dass die EU insgesamt nur 7% der weltweiten CO2-Emissionen zu verantworten hat, so sind 2% dieses ohnehin schon kleinen Anteils praktisch irrelevant. Auch wenn alle Europäer für den Rest ihres Lebens darauf verzichten würden, in ein Flugzeug zu steigen, würde das Klima das kaum merken.

Trotzdem sind Flugverbote zu einem Fetisch der Ökos geworden, weit über ihren fragwürdigen realen Nutzen hinaus. Erst jüngst haben deutsche Grüne gefordert, dass künftig nur mehr alle drei Jahre ein Flug pro Person erlaubt sein soll, was immerhin gegenüber den Reiseverboten in der ehemaligen DDR ein kleiner Fortschritt wäre. Sogar ein neues Wort hat sich in diesem Milieu entwickelt, die „Flugscham“, die wir empfinden sollen, wenn wir freveln.

Warum aber hängen die Grünen so sehr an ihrem Fetisch „Flugverbot“ wie der Masochist an seinen Handschellen?

Islamisten hassen Flugzeuge als Symbole der Moderne

Aufschluss darüber kann interessanterweise ein Blick auf die Welt islamistischer Kämpfer gegen uns Gottlose geben. Klingt schräg, ich weiss, und natürlich kann man vergleichsweise harmlose Ökos nicht gut mit Dschihadisten vergleichen. Mit einer Ausnahme: was sie in der Tat verbindet, ist dieser Flugzeug-Fetisch. Seit Jahren machen Islamisten mit großer Vorliebe Flugzeuge zu den obskuren Objekten ihrer mörderischen Begierden, von den Flugzeugentführungen der 1970er-Jahre und danach über den diesbezüglichen Höhepunkt 9/11 und bis hin zu rezenten Anschlägen auf Flughäfen und Airlines wie etwa in Brüssel.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Flugzeuge und Fliegen sind klassische Symbole der Moderne, der Aufklärung, des Triumphs der Wissenschaft über Aberglauben aller Art. Indem er fliegt, ermächtigt sich der Mensch selbst, indem er die uralten Limitationen des Raums überwindet. Und er befähigt sich dadurch, einen buchstäblich neuen Blick auf die Welt zu gewinnen, neue Perspektiven zu eröffnen und fremde Kulturen und deren Erkenntnisse zu verstehen. Das gilt übrigens auch auf der symbolischen Ebene. Nicht zufällig trug 1973 Erica Jongs Kult-Roman über die sexuelle Emanzipation moderner Frauen den Titel „Angst vorm Fliegen“. Von wegen „Flugscham“ und so.

Mit einem Wort: das freie Individuum, das fliegt, steht so ziemlich allen Idealen des Islamismus – und wohl auch aller anderen radikal gelebten Religionen – diametral entgegen.

Deswegen gilt der Hass der Islamisten so sehr dem Flugzeug und seinen Nutzern.

Wir müssen die Welt, für die das Fliegen steht, verteidigen

Bei radikalen Ökos, die uns das Fliegen weitegehend untersagen wollen, so wie Fleischkonsum oder zu große Wohnungen, dürfte die Motivenlage nicht so viel anders sein. Auch sie stehen der hedonistischen, individuellen und konsumorientierten Gesellschaft, wie sie eben das Fliegen symbolisiert, kritisch bis ablehnend gegenüber und bevorzugen eine hagere, lustlose Verzichtsgesellschaft, die sich schämt, wenn sie Freiheit ausleben will.

Irgendwelchen Mullahs, Ajatollahs und Religionspolizisten in der islamischen Welt wird das sicher nicht ganz fremd sein. Die haben ja auch irgendwie „Angst vorm Fliegen“, in jeder Hinsicht.

Doch jene Welt, für die das Fliegen steht, ist viel zu wertvoll, um sie Spinnern der einen oder der anderen Sorte zu opfern. Es wird Zeit, dass wir uns wehren.

Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.