Eine alte indianische Weisheit des Stammes der Dakota lautet bekanntlich: „Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, dann steigst Du besser ab.“

Österreich reitet mit seiner sturen, bockigen und irgendwie kindisch anmutenden kategorischen Ablehnung von Atomkraftwerken im Augenblick ein Pferd, das so tot ist wie ein Pferd nur tot sein kann. Denn in der ganzen Europäischen Union erleben wir gerade einen massiven Stimmungswechsel zugunsten der friedlichen Nutzung der Kernkraft. Außer Österreich, Luxemburg und Irland befürworten nahezu alle EU-Staaten die Einstufung der Atomenergie als Technologie, die geeignet ist den Klimawandel zu bekämpfen und daher gefördert werden soll. Selbst Deutschland, ein Epizentrum der Atom-Hysterie und Mutterland der desaströsen „Energie-Wende“, hat seinen Widerstand gegen die von Frankreich angeführte Atomkraft-Ja-Bitte-Fraktion aufgegeben und will diese Ambitionen nicht mehr blockieren. Deswegen hat ja auch Bundeskanzler Karl Nehammer jüngst nüchtern, aber zutreffend diagnostiziert: „Wahrscheinlich verlieren wir diesen Krieg“.

Wir reiten den toten Gaul einfach weiter

Doch Österreich, und das ist nicht im nationalen Interesse der Republik, weigert sich, das Ableben des Gauls zur Kenntnis zu nehmen. Statt dessen agiert die Regierung, nicht zuletzt unter dem nicht nur diesbezüglich schlechten Einfluss der Umweltministerin Eleonore Gewessler, nach dem Motto: “Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, sorge für einen bequemen Sattel – es könnte ein langer Ritt werden!” 

Dabei sollte gerade aus grüner Perspektive Atomkraft ein brauchbarer Beitrag zu Klimaschutz sein, das sie ja praktisch ohne CO2-Emissioinen auskommt. Deswegen befürworten ja auch etwa die finnischen Grünen die Kernenergie ausdrücklich und stimmt nicht nur für die Errichtung eines neuen Mailers, sondern auch einer Endlagerstätte, die demnächst den Planbetrieb aufnimmt, als erste Europas. Auch diese Problem ist also grundsätzlich lösbar.

Wie überhaupt die hiesige Trotz-Haltung nicht zuletzt auf einer technisch-wissenschaftlichen Basis der späten 1980er-Jahre beruhen dürfte, als Kernkraftwerke tatsächlich noch ein gewisses Risiko darstellten, wenn auch ein sehr kleines bei korrekter Handhabe. Weder in Frankreich noch in Deutschland, weder in Finnland noch in der Schweiz hat es in den letzten 50 Jahren ein ernsthaftes Problem mit Reaktoren gegeben; unter allen Formen der Energiegewinnung fordert sie die mit Abstand geringste Zahl an Menschenleben pro Einheit erzeugter Energie.

Das gilt noch viel mehr für neuen Generationen von AKWs, die gerade auf den Markt kommen und von ihrem Design her sicher sind, oft auch viel kleiner und daher potentiell ungefährlicher, das sie nur kleine Mengen radioaktiver Substanzen benötigen.

Es gibt keinen, wirklich keinen rational nachvollziehbaren Grund, dass sich Österreich als fast schon einziges EU-Land gegen eine kluge und bedachte Nutzung dieser Form der Energiegewinnung stellt. Einfach wie ein trotziges Kind aufzustampfen und zu brüllen wird uns nicht gerade zu einem Gesprächspartner machen, dessen Argumente man ernst nimmt.

Mögen andere AKWs haben, wir nehmen ihren Strom

Dies übrigens noch viel weniger, als Österreich ja durchaus Atomstrom verwendet, nur halt nicht selbst erzeugten, sondern aus Frankreich, Deutschland (noch) oder der Tschechischen Republik importierten.

Atomstrom zu verwenden, und zwar nicht zu knapp, aber  gleichzeitig dessen Produktion zu verteufeln und zu verdammen, das halte ich für eine durch und durch verlogene, unredliche und scheinheilige Haltung, die schnellstens abgedreht gehört.

Wir müssen ja nicht gleich selbst ein neues AKW bauen wie etwa unsere polnischen EU-Partner – für den Anfang wäre es schon hilfreich, in der EU den Widerstand gegen die Atomkraft und deren vernünftige Nutzung aufzugeben – und die Bevölkerung nicht weiter mit der irrationalen grünen Fundamentalopposition gehirnzuwaschen, sondern einmal ausführlich und korrekt über den Stand der Dinge aufzuklären.

Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.