Neulich habe ich am Wiener Burgtheater die „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller gesehen, ein Stück, das am 4.Juni des Jahres 1800 in Weimar das erste Mal aufgeführt wurde, also vor reschen 221 Jahren.

Das Erstaunliche an dem alten Schinken: der tragische Streit zwischen Maria Stuart, der Königin von Schottland, und Elisabeth, der Königin von England, folgt genau den gleichen Gesetzen wie heutige Politik. Wenn sich Elisabeth etwa dauernd Gedanken darüber macht, wie das Volk auf den Straßen von London auf ihre Entscheidungen reagieren wird, sieht man Angela Merkel im Berliner Kanzleramt vor sich. Und ein paar andere extrem umfragegetriebene Politiker in höchsten Ämtern auch.

Delikt: Alter weißer Mann

Keine Angst, ich werde Sie hier nicht mit amateurhafter Theaterkritik eines Laien behelligen; aber der kleine Schlenker erscheint notwendig, weil der alte Schiller und seine Kollegen wie Goethe, Shakespeare oder Lessing möglicherweise bald nur noch konspirativ in Untergrund-Theatern aufgeführt werden können, aber weder im Schulunterricht noch auf den großen Bühnen Platz haben werden.

Ihre Verbrechen, kurz zusammengefasst: Alte Weiße Männer. Und das geht bekanntlich gar nicht. Nicht einmal, oder vielleicht sogar besonders dann nicht, wenn ihre Werke sozusagen die Basis bilden, die es braucht, die Gegenwart sinnstiftend zu entziffern.

Und nein, hier wird nicht Paranoia ausgelebt. Denn es fängt schon an, scheinbar harmlos noch, aber durchaus deutlich. “Ich habe nämlich keinen Bock mehr“, sagt Thelma Buabeng, eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands, “Texte von alten, toten, weißen Männern zu sprechen, die aus einer rein männlichen Perspektive auf die Welt blicken. Die komische Frauenbilder haben, wo Frauen entweder Heilige oder Huren sind. Ob das dann auf die heutige Zeit übertragen wird – das interessiert mich alles nicht. Wie oft wollen wir ,Hamlet‘ und ,Faust‘ überhaupt noch spielen?? WIE OFT? Das Gretchen, was ist das eigentlich für eine Frau????“

Klar, kann man machen, Texte von „alten, toten weißen Männern“ nicht mehr zu spielen. Kann man machen, man zerstört halt dann damit vieles von dem, was unsere Vorfahren an Zivilisation, an Aufklärung, an Kultur im weitesten Sinne erarbeitet haben, mühsam genug. Die „Welt“ beschreibt Frau Buabeng übrigens als „eine der Künstlerinnen, an denen sich in diesen Tagen, Monaten, Jahren die Veränderungen in Deutschland ablesen lassen. Die eine neue Form schwarzer Selbstermächtigung verkörpern, künstlerisch und privat. Die der anstehenden kulturellen Machtverschiebung ein Gesicht geben und eine Stimme.“

Der Rassismus der Antirassisten

Machtverschiebung? Wie es dann weitergeht, zeigt gerade beispielhaft ein eher zweitklassiges britisches Musikensemble, die „English Touring Opera (ETA)“. Dort wurde 14 Musikern, der Hälfte des Orchesters, mitgeteilt dass ihre Verträge über das Frühjahr 2022 hinaus nicht mehr verlängert werden. Die Begründung: diese Personen zwischen 40 und 66 Jahren haben weiße Hautfarbe, sie werden durch farbige Musiker ersetzt, um mehr „Diversität“ zu haben.

Dass Menschen ihrer Hautfarbe wegen benachteiligt werden, ihren Job verlieren oder sonst wie erniedrigt werden, galt bisher in zivilisierteren Gegenden als rassistisch, menschenunwürdig und damit abzulehnen.

Wenn dergleichen heue als besonders fortschrittlich interpretiert wird zeigt das nicht zuletzt, wie sehr das berühmte, dem linken Schriftsteller Ignazio Silone zugeschriebene Bonmot zutrifft: „Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ›Ich bin der Faschismus.‹ Nein, er wird sagen: ›Ich bin der Antifaschismus“

Die Feigheit der schweigenden Mehrheit

Dass dieser neue Faschismus der Wohlmeinenden mehr oder weniger ungehindert an Terrain gewinnt, Redaktion um Redaktion, Theater um Theater, Verlag um Verlag erobert, dass die „Neuen Puritaner“ so ungehindert vordringen, wie die Taliban Afghanistan erobert haben, ist nicht zuletzt der sprachlosen Feigheit jener zu verdanken, deren Job es in all diesen Institutionen wäre, sie gegen diese Angriffe zu verteidigen.

Statt dessen Gendern sie peinlich vor sich hin, um sich „der anstehenden kulturellen Machtverschiebung“ schleimig anzupassen und zu unterwerfen. So wie es immer war.

Lebte Friedrich Schiller noch, bräuchte er bloß ein paar Tage auf Twitter zu verbringen, um ein neues, großartiges Drama zu verfassen.

Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.