Wie immer, wenn ein paar Feiertage auf einen Samstag oder gar einen Sonntag fallen, jaulten auch rund um den zurückliegenden Jahreswechsel 2022/23 Gewerkschafter auf, als hätte jemand den Streikfonds geklaut. Denn ihrer Logik zufolge werde den geknechteten und ausgebeuteten Arbeitnehmern ein freier Tag gestohlen, wenn eine derartige Feiertagskonstellation eintritt.

Das ist in einem Land mit so vielen gesetzlichen Feiertagen pro Jahr wie in kaum einem anderen, in dem die Menschen ob dieser grausamen Ausbeutung daher besonders früh in Pension gehen, um dort im Vergleich relativ hohe Renten zu beziehen, natürlich überhaupt nicht zumutbar. Sagen jedenfalls linke »Experten« und Interessenvertreter und begehren, dass Sonntags-Feiertage an einem Werktag nachgeholt werden dürfen.  »Wir fordern sowohl die sechste Urlaubswoche für alle als auch das Nachholen der Feiertage«, fordert etwa der ÖGB, und übrigens gleichzeitig auch die Einführung der 4-Tage-Woche.

Weniger Leistung, mehr Wohlstand?

Ich halte das, offen gesagt, für kompletten Unfug. Natürlich ist es das gute Recht des ÖGB, zu verlangen, was auch immer er sich wünscht – aber mit wirtschaftlicher Vernunft hat das so viel zu tun wie die AK-Zwangsabgabe mit einer freiwilligen Spende beim Gottesdienst.

Das ist insofern weit über den konkreten Anlassfall hinaus von Bedeutung, als hier eine ganz grundsätzliche Einstellung gut sichtbar wird, die uns schon seit geraumer Zeit zu schaffen macht und uns künftig noch viel mehr zu schaffen machen wird: der ideologisch grundierten Annahme, dass wir die erheblichen wirtschaftlichen Probleme, vor denen wir stehen, dadurch lösen können, indem wir weniger arbeiten und mehr Schulden machen.

Vielleicht ist das populär, aber sicher ist es falsch. Denn man muss eigentlich kein Ökonomie-Nobelpreisträger sein, um zu erkennen: Steckt man wirtschaftlich in Problemen, ist nicht weniger arbeiten die Lösung, sondern natürlich mehr zu arbeiten, zumindest solange, bis sich die Lage wieder gebessert hat.

Gerade die meisten einfachen Menschen werden das ganz intuitiv verstehen. Es braucht schon sprachgewandte linke Schlangenölverkäufer, um diese Erkenntnis zu vernebeln und in Orwell’scher Manier Fleiß zu Faulheit zu machen und Muße zur Tugend.

Die Regierung schafft keine Werte

Kurz gesagt: Wir müssen einfach mehr arbeiten und nicht weniger, wollen wir nicht noch schlimmere Wohlstandsverluste hinnehmen als jetzt eh schon unvermeidlich sind.

Denn Wohlstand, das ist in Österreich nicht allen geläufig, wird nicht von der Regierung, den Politikern und den Beamten erzeugt, sondern ausschließlich von den Unternehmen und den dort Beschäftigten. Nur sie – und sonst niemand – verdienen jenes Geld, das anschließend von der Politik verteilt werden kann. Je weniger sie verdienen können, um so weniger kann der Staat anschließend ausgeben. Und je mehr in den Unternehmen gearbeitet wird, um so mehr gibt es anschließend zu konsumieren.

So gesehen steht Österreich schon jetzt relativ wenig arbeitsam dar. Mit 38 zusätzlich zu den Wochenenden freien Tagen pro Jahr – nämlich Urlaub plus gesetzliche Feiertage – nimmt das Land einen Spitzenplatz in Europa ein, und auch die wöchentliche Arbeitszeit ist deutlich kürzer als etwa in der Schweiz. Dort wird übrigens übers Jahr so viel gearbeitet wie kaum in einem anderen vergleichbaren Land, und das schlägt sich natürlich auch in einem entsprechenden Wohlstand nieder.

Österreichs Unternehmen entsteht dadurch gegenüber der Schweiz natürlich ein Wettbewerbsnachteil. Und dazu kommen jetzt horrende Energiepreise, bürokratische Schikanen und prohibitiv hohe Abgaben, das sollte eigentlich völlig reichen. »Ein paar zusätzliche kurze Arbeitswochen könnte die österreichische Wirtschaft leicht verkraften«, war dazu jüngst im Standard zu lesen, aber wenn das stimmt, stellt sich natürlich schon die Frage, warum die Bediensteten des Standard noch immer nicht in den Genuss dieser Leistungen gekommen sind, wenn sie so »leicht zu verkraften« sind. – Sind sie natürlich nicht, wie jeder halbwegs Wirtschaftskundige weiß.

Noch dazu, wo jetzt aus demografischen Gründen der Anteil der Menschen an der Bevölkerung, die arbeiten, immer geringer werden wird. Was natürlich zwingend heißt: dass noch weniger Stunden Arbeit pro Jahr geleistet werden und damit entsprechend weniger Wohlstand geschaffen werden wird.

Auch Zuwanderung hilft nicht

Durch Zuwanderung von Menschen, die zu einem erheblichen Teil nicht einmal lesen und schreiben können, wird dieses Problem nicht gelöst, sondern aus Kostengründen noch weiter verschärft. Und die, die wir bräuchten, werden sich zweimal überlegen, warum sie solch einen sinkenden Kahn betreten und absurd hohe Steuern zahlen sollen, um unseren Überwohlstand der letzten Jahrzehnte abzuzahlen.

Bleibt eine einzige Lösung, wollen wir keine Wohlstandseinbußen riskieren: die heute aktive Erwerbsbevölkerung wird mehr arbeiten müssen. Das heißt: eher weniger Feiertage, eher weniger Urlaubstage, eher späterer Pensionsantritt.

Mir ist völlig klar, dass das politisch ungefähr so leicht umsetzbar sein wird wie die Errichtung eines neuen Atomkraftwerks im Tullnerfeld (was auch wichtig wäre, aber das ist eine andere Kolumne).

Aber wenn wir nicht verstehen, dass es jetzt einfach keine Alternative dazu gibt, mehr zu arbeiten, werden wir eben früher oder später viel an Wohlstand verlieren. Erst dann wird politisch möglich sein, was heute nicht geht. Denn schon immer galt: die wichtigste Voraussetzung für echte Reformen in der Demokratie ist die Pleite des Staates.